Schauspielhaus Düsseldorf Theaterchef schließt Rücktritt nicht aus

Düsseldorf · Einen Abriss des Schauspielhauses Düsseldorf kann sich Intendant Wilfried Schulz "in seinen schlimmsten Albträumen" nicht vorstellen. Das NRW-Kulturministerium wurde von Thomas Geisels Vorstoß zum Abriss des Hauses überrascht - obwohl das Land am Theater beteiligt ist.

 Theaterintendant Wilfried Schulz hat seine erste Spielzeit mit Blick auf den Umbau des Schauspielhauses unter das Motto „Under Construction“ gestellt — jetzt könnte die Sanierung gestoppt werden.

Theaterintendant Wilfried Schulz hat seine erste Spielzeit mit Blick auf den Umbau des Schauspielhauses unter das Motto „Under Construction“ gestellt — jetzt könnte die Sanierung gestoppt werden.

Foto: dpa, skm pzi

Der kürzlich angetretene Theaterintendant Wilfried Schulz ist entsetzt über den Vorstoß von Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD), der einen Abriss oder eine Umnutzung des Schauspielhauses am Gustaf-Gründgens-Platz zur Debatte stellt.

"Ich kann mir in meinen schlimmsten Albträumen nicht vorstellen, dass dieses Haus abgerissen oder in ein Kongresszentrum umgewandelt wird", sagt Schulz. "Das wäre das Ende des Selbstverständnisses von Düsseldorf als Kulturstadt."

Der Theaterchef meint, es zeuge von einem "Mangel an Respekt vor der Würde und Geschichte dieses Hauses", das zu den kulturellen Leuchttürmen in NRW und der Republik gehöre, wenn man solche Ideen weiter verfolge. Der 64 Jahre alte Intendant, der erst zur laufenden Spielzeit angetreten ist, schließt persönliche Konsequenzen nicht aus. Auf die Frage, ob er bei einem Verlust des Gebäudes zurücktritt, sagt Schulz: "Wenn das Schauspielhaus am Gründgens-Platz wirklich keine Zukunft haben soll, stellen sich natürlich auch für mich viele Fragen neu."

 Stein des Anstoßes: das Schauspielhaus.

Stein des Anstoßes: das Schauspielhaus.

Foto: Anne Orthen

Noch ist unklar, wieviel eine Komplett-Sanierung kosten würde

Geisel hat angesichts der gestiegenen Kosten für die anstehende Sanierung zu einer Debatte aufgerufen, ob die Stadt das Gebäude für seinen heutigen Zweck aufgeben oder sogar abreißen und neu errichten soll. Seit 2002 sind rund 60 Millionen Euro in den Bau geflossen, darunter eine laufende Sanierung der Haustechnik, die mit 20 Millionen Euro zu Buche schlagen soll.

Dazu könnten weitere Kosten kommen. Offenbar ist eine Erneuerung der Blechfassade schneller nötig als bislang erhofft, sie würde laut Geisel weitere zehn bis 30 Millionen Euro kosten - wie belastbar diese Zahlen sind, ist noch unklar.

Theaterleitung, Stadtrat und Kulturministerium überrascht von Debatte

Darüber hinaus hatte der Stadtchef dem Intendanten zugesagt, weitere Projekte wie einen neuen Kassenbereich zu prüfen, da das Haus wegen der Arbeiten für das benachbarte Großprojekt Kö-Bogen II mindestens bis Herbst 2018 geschlossen bleiben muss. Architekt Christoph Ingenhoven, der auch Kö-Bogen II entwirft, hat im Auftrag des von Geisel geführten Aufsichtsrats weitere Vorschläge entwickelt.

Nun steht die Entscheidung an - und Geisel ist überraschend mit der Idee vorgeprescht, zunächst eine öffentliche Debatte zu führen. Das geschah offenbar ohne Abstimmung mit Theaterleitung und Stadtrat, selbst Parteifreunde reagierten ablehnend. Die CDU-Opposition will das Thema in die nächste Ratssitzung bringen und nennt die angestoßene Debatte "abwegig".

Sogar das NRW-Kulturministerium, das mit 50 Prozent an der Theatergesellschaft beteiligt ist, wusste nichts von den Überlegungen. "Der Vorschlag war nicht mit dem Land abgestimmt", heißt es auf Anfrage unserer Redaktion. Der kulturpolitische Sprecher der Grünen im Landtag, Oliver Keymis, findet Geisels Vorstoß "unverantwortlich".

Mit Blick auf den Streit um die (ebenfalls von Ingenhoven entworfenen) Luxus-Wohntürme neben dem Landtag sagt Keymis: "Ich habe den Eindruck, dass Geisel überall Feuer legt." Dies sei nicht im Sinne einer klugen Stadtentwicklung. Der kulturpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Andreas Bialas, möchte zunächst die genauen Zahlen sehen. Er warnt, man werde in jedem Fall die inhaltliche Entwicklung und die Baukosten genau beobachten. Düsseldorf sei nicht die einzige förderungswürdige Bühne. "Ich würde die Partnerschaft im Zweifel auch in Frage stellen."

(arl)
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