Analyse Terex: Finnen kommen Chinesen zuvor

Düsseldorf · Meldungen über einen Verkauf des Düsseldorfer Kranbauers Demag sind alle paar Jahre an der Tagesordnung. Nach Mannesmann, Finanzinvestoren und Amerikanern schlägt nun der finnische Konkurrent Konecranes zu. Zoomlion aus China ist raus.

 Ein in Benrath hergestellter Hafenkran von Terex Gottwald, die Firma firmierte lange unter dem Namen Demag Cranes.

Ein in Benrath hergestellter Hafenkran von Terex Gottwald, die Firma firmierte lange unter dem Namen Demag Cranes.

Foto: DCC

Normalerweise sorgen große Firmenübernahmen zum Rauschen im Blätterwald, besonders wenn Firmen aus dem Ausland nach traditionsreiche deutschen Markenunternehmen greifen. Das war bei der Übernahme von Mannesmann durch Vodafone genauso wie bei der feindlichen Übername von Hochtief durch eine spanische Baufirma. Jetzt wechselt wieder ein Traditionsunternehmen seinen Besitzer. Die finnische Kranbaufirma Konecranes übernimmt jene Teile des US-Konzerns Terex, die früher unter dem Namen Demag Cranes bekannt waren und ihren Sitz in Benrath haben. Doch ein Rauschen im Blätterwald bleibt aus. Die Gründe dafür sind recht einfach. Es gibt vermutlich keinen anderen Düsseldorfer Industriekonzern, der so oft seinen Besitzer wechselte wie Demag.

Diesmal ist es selbst für Insider vertrackt. Der US-Baumaschinenhersteller Terex ist einer der größten Spieler weltweit in seiner Branche, die aufgrund mangelnder Nachfrage nach Großmaschinen und Überkapazitäten leidet. Daher hatte die Firma aus Westport vor, mit dem größten westlichen Rivalen Konecranes aus Finnland zusammenzugehen. Die Partner waren sich nicht nur weitgehend einig, sie sind auch alte Bekannte, denn vor etwas mehr als fünf Jahren hatten beide bereits einmal versucht, die deutsche Demag Cranes zu schlucken und waren dabei als Rivalen aufgetreten.

Eigentlich hatten Konecranes und Terex im August vergangenen Jahres eine Komplett-Fusion vereinbart, Das neue Unternehmen sollte als Konecranes Terex firmieren, seinen Sitz im finnischen Hyvinkää haben, zehn Milliarden US-Dollar Jahresumsatz erzielen und 32.000 Mitarbeiter beschäftigen. Die Aktien des kombinierten Unternehmens sollten an der Nasdaq Helsinki und an der New York Stock Exchange notieren. Terex-Chef John L. Garrison, Jr. sollte das neue Unternehmen führen, während der aktuelle Verwaltungsratsvorsitzende von Konecranes, Stig Gustavson, seinen Posten bei der neuen Firma behalten würde. Am neuen Unternehmen sollten die Terex-Aktionäre rund 60 Prozent halten, die Konecranes-Aktionäre die restlichen 40 Prozent. Doch der chinesische Baumaschinenkonzern Zoomlion preschte mit einem 3,4 Milliarden Dollar (rund drei Milliarden Euro) schweren Übernahmeangebot für Terex dazwischen.

Nun begnügen sich die Finnen mit dem ehemaligen Demag-Kerngeschäft, auf das sie es ohnehin abgesehen hatten, 1,3 Milliarden Dollar lässt sich Konecranes den Zukauf kosten. Die Finnen machen damit den Weg frei für Gespräche von Rest-Terex mit den Chinesen. Die Finnen sind auf Krane für Fabriken, Werften und Häfen spezialisiert -ziemlich genau das, was Demag als Tochter von Terex unter dem Kunstnamen "Terex Material Handling & Port Solutions" auch macht. Der Terex hat ein breiteres Produktspektrum mit Maschinen für den Bergbau, die Bau- und die Schiffsbranche, so werden unter anderem Bagger aller Größen und Autokrane hergestellt. Nach eigenen Angaben dient Terex der Verkauf zur Senkung der Schuldenquote. Mit 25 Prozent ist Terex schon heute an Konecranes beteiligt und will so von einem möglicherweise steigenden Gewinn des finnischen Maschinenbauers per Dividende profitieren.

Wie es mit den Mitarbeitern in Düsseldorf weitergeht, ist unklar. In der Pressemitteilung von Terex ist von Personalabbau oder Werkszusammenlegungen kein Wort zu lesen. Die Demag-Leute sind Besitzerwechsel gewohnt. Und entsprechend gelassen reagieren die Mitarbeiter des Benrather Werks. "Kein Grund zur Aufregung", sagt ein Ingenieur, der seit knapp zwei Jahrzehnten bei der Firma arbeitet.

Ein Blick auf die Demag-Geschichte zeigt, warum die Mitarbeiter gelassen sind. Demag und die heutige Marke Gottwald waren mal selbstständig. Im Laufe der Jahre wurden sie von Mannesmann aufgekauft und im Jahr 1988 zusammengeführt. Bei der Zerschlagung des Mannesmann-Konzerns durch Vodafone im Jahr 2000 fiel Demag an Siemens AG. Ein Jahr später verkaufte Siemens Demag an den US-amerikanischen Finanzinvestor KKR. Die "Demag Cranes AG" wurde im Jahr 2006 von KKR an die Börse gebracht, war mehrheitlich in Streubesitz und Teil des MDax.

Im Mai 2010 nahm der schwedische Investor Cevian Capital eine Zehn-Prozent-Beteiligung und wurde größter Einzelaktionär. Dies löste eine Phase intensiver Übernahmespekulationen aus. Schließlich übernahm Terex Demags Anteile, nahm das Unternehmen von der Börse und integrierte es dann vollständig.

(tb.)
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