Interview: Serie Drei Kugeln Für . . . Tanzhaus-Chefin will Tanz mit Kunst verbinden

Düsseldorf · In der neuen Serie "Drei Kugeln für. . ." sprechen wir mit Kulturschaffenden drei Eiskugeln lang über ihre Vorhaben in der Stadt und ihren Blick auf die eigene Kunst. Natürlich in ihrer Lieblings-Eisdiele.

 Tanzhaus-Chefin Bettina Masuch in Nordmanns Eisfabrik in Flingern.

Tanzhaus-Chefin Bettina Masuch in Nordmanns Eisfabrik in Flingern.

Foto: bauer

Sie riskiert es. Caramel mit Salz. Die neue Chefin des Tanzhaus NRW bestellt eine Kugel, dazu Himbeer-Joghurt und Mango. "Weil das so nach Sommer schmeckt", sagt Bettina Masuch. Zum Eisessen geht sie gern nach Flingern in Nordmanns Eisfabrik. Und da steht Experimentelles auf der Karte. "Ich bin ja eigentlich der Erdbeer-Himbeer-Typ, das hab ich schon als Kind gern gegessen", sagt Masuch, "aber ich probiere auch gern etwas Ausgefallenes - und Süßes mit Salz schmeckt erstaunlich gut, Salz-Schokolade ist auch toll."

Am Mittwoch, 20. August, eröffnet Masuch ihre erste Spielzeit. Darum hat sie in diesem Jahr kaum Urlaub gemacht. Sie hat am Programm gearbeitet, am neuen Auftritt des Tanzhauses auf Flyern, Plakaten und im Internet, und sie hat die Renovierung des Tanzhauses begleitet. Viel zu tun. Doch ab und an ein Eis in der Stadt gönnt sich Masuch trotzdem. Die gebürtige Solingerin (49) hat sich schnell eingelebt, sie hat Freunde und Verwandte in Düsseldorf, mit denen geht sie auch mal in Flingern bummeln. "Ich mag die Atmosphäre in diesem Stadtteil, die Galerien, die vielen kleinen Läden - und vor allem ist es nicht weit zum Tanzhaus", sagt Masuch.

Kunst betrachtet sie oft, und wenn demnächst die Kunstpunkte zum Galerierundgang einladen, ist sie dabei. "Es gibt ja viele Überschneidungen zwischen Tanz und Kunst", sagt Masuch, "die Künste kommen sich näher, auch bei uns im Haus." Bildende Künstler interessierten sich im Tanz für die lebende Skulptur, Choreografen schätzten das Museums-Publikum, "weil es an Abstraktionen gewöhnt ist, nicht in allem nach einer Geschichte sucht", so Masuch. In der kommenden Spielzeit wird sich auch ihr Haus ins Museum, in das K21, vorwagen. Zur Eröffnung hat Tino Sehgal ein Orchester choreografiert. Das spielt eine Komposition von Ari Benjamin Meyers, das Publikum kann am Rand still zuhören oder hineingehen in das bewegliche Orchester und Teil der Performance unter dem Titel "Symphony X" werden.

Masuch freut sich auf dieses Experiment, und während sie am Kaffee nippt, dann wieder ein Löffelchen Eis nimmt, erzählt sie, was gerade los ist in ihrem Haus. Die Tänzer des Essener Folkwang Studios kommen, um sich vor Ort auf ihre Premiere unter Leitung von Emanuel Gat vorzubereiten.

Eine weitere Arbeit des israelischen Choreografen, "Plage Romantique", wird am selben Abend zu sehen sein. Das Folkwang Studio wird in Zukunft häufiger am Tanzhaus zu sehen sein, an diesem Abend beginnt also das Kennenlernen der Tänzer mit ihrem Publikum.

"Ich glaube, dass Wiedererkennbarkeit in unserer Zeit immer wichtiger wird", sagt Bettina Masuch, die viele Jahre Festivals geleitet hat, etwa "Tanz im August" in Berlin. "Deswegen wollte ich auch wieder an einem festen Theater arbeiten, dem Publikum die Gelegenheit geben, die Arbeit bestimmter Künstler langfristig zu begleiten, immer wieder zu sehen, wie sie ihre Sprache weiterentwickeln."

Darum gibt es am Tanzhaus jetzt auch Residenz-Künstler, "Factory Artists" genannt. Die aus Zypern stammende Düsseldorferin Alexandra Waierstall ist eine von ihnen. Sie zeigt am Donnerstag, 21. August, ihre neue Arbeit "Matter of Ages" , die sich mit dem Edelmetall Gold beschäftigt - mit der Ausstrahlung des Materials und seiner kulturgeschichtlichen Bedeutung.

Caramel mit Salz findet Bettina Masuch übrigens "ganz großartig". Das Experiment habe sich gelohnt, findet sie. Und das soll auch ihr Publikum sagen, wenn es in der kommenden Woche das neue Tanzhaus erlebt hat.

(RP)
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