Düsseldorf Syrer verhilft anderen Flüchtlingen zum Job

Düsseldorf · Nour Arabo (23) floh 2014 vor dem Krieg in Syrien. Jetzt macht er eine Ausbildung bei der Arbeitsagentur in Düsseldorf.

 Nour Arabo aus hat eine Ausbildung begonnen.

Nour Arabo aus hat eine Ausbildung begonnen.

Foto: buschkamp

Wer nur die Stimme von Nour Arabo hört, nimmt einen leichten Akzent wahr, doch auch der Niederrheiner ist deutlich herauszuhören. Durchaus ungewöhnlich, denn erst seit zwei Jahren hat der 23-Jährige im Kreis Viersen eine neue Heimat gefunden. In Viersen machte er einen Integrationskursus, lernte Deutsch. In Willich lebt er, stürmt für den SC Schiefbahn 08 in der zweiten Mannschaft. Von dort aus fährt er rund 90 Minuten nach Düsseldorf, wo er zum Fachangestellten für Arbeitsvermittlung ausgebildet wird. Dabei lernt er, Flüchtlingen einen neuen Berufsweg aufzuzeigen. "Das ist ein gutes Gefühl", sagt Nour Arabo. Besonders für ihn, der als Flüchtling auch die andere Seite des Schreibtisches bei der Bundesagentur für Arbeit kennengelernt hat.

Arabos Heimat in Syrien ist die 44.000-Einwohner-Stadt Afrin - nur 50 Kilometer entfernt liegt das umkämpfte Aleppo. In Syrien sah der junge Mann für sich keine Perspektive, floh allein über die Türkei, Griechenland und Italien nach Deutschland. "Ich studierte Jura und wollte Richter werden", schildert der Sohn eines Ingenieurs, der zur Volksgruppe der Kurden gehört. Mit seinem Vater, der mehrere Sprachen beherrschte, hatte Arabo Buchhalter-Tätigkeiten übernommen und merkte dabei, wie gut ihm Sprachen und der Umgang mit Menschen liegen. Diese Fähigkeiten halfen ihm, in seiner neuen Heimat nach der Anerkennung seines Asylantrags eine Perspektive zu finden.

"Die Agentur für Arbeit sucht gezielt Auszubildende mit Migrationshintergrund", sagt Michael Becker, Sprecher der Agentur für Arbeit in Krefeld, zu der auch der Kreis Viersen gehört. Gerade bei der Vermittlung von Flüchtlingen sei dies eine Win-Win-Situation. "Die Kollegen beherrschen die Landessprache, das gibt auch unseren Kunden ein zusätzliches Gefühl der Sicherheit." Nour Arabo ist - neben einer weiblichen Auszubildenden - der erste Flüchtling von aktuell 24 Auszubildenden, der eine Lehrstelle bei der Agentur für Arbeit in Düsseldorf hat.

Während seiner Ausbildung lernt er unterschiedliche Bereiche kennen: vom ersten Kontakt mit Jobsuchenden über den speziell für Flüchtlinge eingerichteten Integration Point der Arbeitsagentur bis hin zum Berufsinformationszentrum (BIZ), in dem sich Jugendliche über Ausbildungsmöglichkeiten informieren. "Bis jetzt hat mir alles viel Spaß gemacht", sagt er. Auch der Kontakt zu den anderen Auszubildenden sei sehr gut, gemeinsam lerne man in der Berufsschule.

In Deutschland fühlt sich Nour Arabo wohl, sogar "das kalte Wetter gefällt mir", sagt er mit einem Lächeln. In Syrien kickte er oft mit Freunden auf dem Bolzplatz. "Nach meiner Ankunft in Deutschland habe ich mir überlegt, dass ich über einen Sportverein am ehesten Kontakte finde", erzählt er. Deshalb fragte Arabo, ob der SC Schiefbahn Verstärkung wollte. Er spielt in der zweiten Mannschaft. Auch wenn seine Eltern in Syrien bleiben wollen: Nour Arabo sieht seine Zukunft hier: "Willich will ich", sagt er. Mit Niederrhein-Zungenschlag.

(busch)
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