Düsseldorf Streit in der CDU über Preis an Schlingensief

Düsseldorf · Der Plenarsaal im Rathaus war prominent besetzt, als OB Dirk Elbers (CDU) dem Regisseur Christoph Schlingensief den mit 10.000 Euro dotierten Helmut-Käutner-Preis der Landeshauptstadt überreichte. Am Mittwoch, einen Tag danach, kam es darüber zum Streit in der CDU.

 Die Auszeichnung für Christoph Schlingensief (l.) hat innerhalb der CDU einen Streit entfacht.

Die Auszeichnung für Christoph Schlingensief (l.) hat innerhalb der CDU einen Streit entfacht.

Foto: ddp, ddp

Der Düsseldorfer Landtagsabgeordnete Olaf Lehne kritisierte die Auszeichnung Schlingensiefs in einem Brief als "völlig unverständlich" — und wurde dafür umgehend von Elbers und CDU-Fraktionschef Friedrich G. Conzen zurechtgewiesen.

Mit dem nach dem in Düsseldorf geborenen Regisseur Helmut Käutner (unter anderem "Die Große Freiheit Nr. 7") benannten Preis werden "Persönlichkeiten mit herausragender Bedeutung für den deutschen Film" ausgezeichnet. Die Jury würdigte, dass Schlingensief sich seit zwei Jahrzehnten für die deutsche Filmkultur einsetzt.

"Mir drängt sich der Verdacht auf, dass hier mit dem Geld des Steuerzahlers die Falschen hoffähig gemacht werden. Käutner wäre entsetzt", schreibt Lehne und erinnert an "unverschämte Auftritte des Herrn Schlingensief" in Düsseldorf. Schlingensief hatte 2001 mit dem früheren Düsseldorfer Rechtsrock-Produzenten Torsten Lemmer, der inzwischen bei den Freien Wählern und eigenen Angaben zufolge aus der rechtsextremen Szene ausgestiegen ist, das Projekt "Hamlet" inszeniert.

Per Telefon habe Schlingensief damals gegen die Düsseldorfer Politik gewettert, betont Lehne und hat kein Verständnis, dass "dieser Künstler, der sich mit Ultra-Rechten gegen die Stadt verbündete", einen aus Steuergeldern finanzierten Preis erhalten habe.

Der Konter aus dem Rathaus fiel deutlich aus: "Der soll im Hinblick auf die Landtagswahl am 9. Mai seine Arbeit machen und sich aus der Stadtpolitik raushalten — die machen wir schon selbst", sagte Elbers auf Anfrage unserer Zeitung mit Blick auf Lehnes Vorstoß. Er habe Schlingensief als faszinierende Persönlichkeit erlebt und stehe voll hinter der Entscheidung der Jury.

Der gehört neben Politikern von SPD, FDP und Grünen auch Conzen an, der Vorsitzender des Kulturausschusses ist und mit seiner Meinung über Lehne nicht hinterm Berg hält: "Er sollte sich um das kümmern, wovon er Ahnung hat, nämlich Landespolitik, und uns in Düsseldorf mit so unausgegorenen Bemerkungen verschonen."

Dass Schlingensief vor fast zehn Jahren ein Projekt mit Lemmer gemacht habe, spielt für Conzen keine Rolle mehr. "In der Bibel gibt es auch einen Heiligen Paulus, der vorher bei der Konkurrenz gewesen ist."

(RP)
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