Verdi-Warnstreik in Düsseldorf "Der Streik ist eine Zumutung"

Düsseldorf · Die Müllabfuhr kommt nicht, die Schwimmbäder bleiben geschlossen. Am Hauptbahnhof stehen sich Pendler am Taxistand die Beine in den Bauch; dafür sind die Straßen voll. Die Streiks im öffentlichen Dienst prägen heute das Bild in Düsseldorf.

Verdi Warnstreik 2016 in Düsseldorf - Rheinbahn lahmgelegt
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Der Warnstreik von Verdi in Düsseldorf

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Boris Schmidt ist sauer. Der Düsseldorfer steht an der Bushaltestelle der Linie 834 und wartet. Mit ihm tun das auch mehr als 50 andere Fahrgäste. Denn die Buslinie ist eine von acht, die überhaupt fahren. Seit dem frühen Morgen stehen Straßen- und U-Bahnen still.

"Der Streik ist eine Zumutung", sagt Schmidt. Er ist erst mit der S-Bahn zum Hauptbahnhof gefahren und muss nun weiter bis Seestern. "Gestern habe ich in die App geschaut, da stand, dass alles fährt. Jetzt sehe ich, dass die U-Bahn abgesperrt ist. Eine Katastrophe." Und ein paar Meter weiter sperrt die Polizei gerade die Karlstraße, damit der Protestzug der Streikenden vorbeigehen kann. Doch dafür hat Schmidt keinen Blick übrig. Lieber checkt er nochmal seine App. Mittlerweile hat es angefangen zu tröpfeln. Regen und Kälte machen das Warten natürlich nicht angenehmer.

Von Taxen weit und breit keine Spur

Direkt vor dem Hauptbahnhof hat Anke Jeschke es besser. Sie hat immerhin einen Schirm dabei. Warten muss sie trotzdem. Zusammen mit vielen anderen Bahnfahrern steht sie in einer langen Schlange am Taxistand vor dem Düsseldorfer Hauptbahnhof. Sie kommt aus Bielefeld und muss zu einem beruflichen Termin nach Heerdt. "Ich habe erst realisiert, dass gestreikt wird, als ich hier angekommen bin." Doch von Taxen ist weit und breit keine Spur. Nur vereinzelt fährt eins vor und wird sofort belegt. Die Chance auf ein freies Taxi ist am Stand am Hinterausgang des Bahnhofs deutlich größer. Für Taxifahrer ist der Streik ein gutes Geschäft.

Fünf Rheinbahn-Mitarbeiter drücken sich um den Unterstand des kleinen Info-Häuschens. Sie verteilen Faltblätter mit Informationen über verkehrende Buslinien an die Pendler. Morgens um acht hat sich noch eine Traube um die Männer mit den neongelben Westen gebildet. Doch jetzt laufen die meisten Menschen einfach an ihnen vorbei. "Ist umsonst", ruft ein Mitarbeiter einem Pendler im Scherz hinterher, dem er einen Zettel in die Hand gedrückt hat. "Die meisten sind schon informiert", stellen sie fest.

Im Hauptbahnhof sind die Treppen zu den U-Bahnsteigen mit Flatterband abgesperrt. Rheinbahn-Mitarbeiter sucht man vergeblich. Der ein oder andere blickt verduzt auf die Anzeigentafel, die über den Streik informiert. Man hört, wie von unten Durchsagen der Rheinbahn durch die leere U-Bahnhaltestelle hallen.

Auch im Bürgerbüro kann es länger dauern

Einige Pendler erkundigen sich nach dem Weg. Denn manche, die die Schlangen am Taxistand und die vollen Bushaltestellen sehen, entscheiden sich für einen Fußmarsch. Die Polizisten am Unterstand an der Willy-Becker-Allee geben bereitwillig Auskunft.

Im Dienstleistungszentrum der Stadtverwaltung hintern Hauptbahnhof ist das Wartezimmer im Bürgerbüro trotz Streik gut besucht. Die Anzeigetafel steht voller Nummern von Wartenden. Die müssen sich heute darauf einstellen, dass es länger dauert. Denn auch hier wird gestreikt, steht auf einem gelben Hinweisschild. Nur Kunden mit festem Termin werden garantiert bedient.

Zurück vor dem Hauptbahnhof ist die Schlange am Taxistand kaum vorwärts gekommen. Anke Jeschke hat gerade erfahren, dass es doch einen Bus gibt, der in ihre Richtung fährt. Deswegen ist sie jetzt in Eile. "Damit bin ich hoffentlich schneller als hier auf ein Taxi zu warten."

(heif)
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