Düsseldorf Stern-Verlag schließt Ende März 2016

Düsseldorf · Düsseldorfs größte Buchhandlung musste ihren Mitarbeitern am Freitag einen Sozialplan vorstellen. Am 31. März ist Schluss.

 Das Buchhaus Stern-Verlag an der Friedrichstraße gilt mit 5000 Quadratmetern Verkaufsfläche als zu groß, um es wirtschaftlich zu betreiben.

Das Buchhaus Stern-Verlag an der Friedrichstraße gilt mit 5000 Quadratmetern Verkaufsfläche als zu groß, um es wirtschaftlich zu betreiben.

Foto: Andreas Endermann

Das Ende einer Düsseldorfer Institution steht wenige Monate bevor. Auf Anfrage unserer Redaktion bestätigte Klaus Janssen, Alleininhaber des Stern-Verlags, dass das Geschäft an der Friedrichstraße am 31. März schließt. Das Buchhaus sei mit seinen mehr als 5000 Quadratmetern Verkaufsfläche "heute nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben".

Die Mitarbeiter werden nach Janssens Angaben "für den Verlust der Arbeitsplätze auf der Basis eines umfangreichen Sozialplans entschädigt".

Die Nachricht vom Aus für das Buchhaus hatte sich Freitagvormittag bereits abgezeichnet. Den Kunden bot sich ein in doppelter Hinsicht betrübliches Bild. Zunächst mussten sie an der Tür lesen, dass das Geschäft an diesem Tag erst um 11 Uhr öffnet - wegen einer "betriebsinternen Veranstaltung". Nach Öffnung waren dann betroffene Mitarbeiter zu beobachten, die vernehmlich über ihre Zukunft sprachen. Die interne Veranstaltung war eine Betriebsversammlung, bei der Janssen nach RP-Informationen eine hochemotionale Rede gehalten und die Geschäftsführung den erwähnten Sozialplan vorgestellt haben soll.

Gerüchte um einen Verkauf oder eine Schließung hatte es schon länger gegeben, offenbar hat Janssen aber bis zuletzt versucht, dieses Ende abzuwenden: "Die kleinteilige Aufteilung der Geschosse in Zwischenstufen ist zwar verkaufspsychologisch reizvoll, aber in der Betriebsorganisation zu kostenaufwendig." Für die notwendige Planung und den Umbau eines so großen Areals müsse man mit etwa zwei Jahren rechnen. Es bestünden bereits Konzepte, wie die Versandbereiche fortgeführt werden können. Diese müssten aber noch ausverhandelt werden.

In Düsseldorf genießt das Buchhaus einen besonderen Stellenwert. Über mehrere Jahrzehnte war es in der Landeshauptstadt gut gepflegter Brauch, an der Friedrichstraße vorbeizufahren, wenn man auf dem Weg in die Stadt war oder von dort wieder nach Hause fuhr. Schulbücher, Fachliteratur für die Uni, Bestseller oder ein altes Schätzlein aus dem Antiquariat - der Stern-Verlag spielte in fast allen Lebensphasen eine Rolle für Düsseldorfer.

Im zurückliegenden Jahrzehnt hat das Unternehmen allerdings einen radikalen Wandel erlebt, den es letztlich wirtschaftlich nicht verkraftete. Der Internetversandhandel hat dieses wie alle Buchgeschäfte einen erheblichen Prozentsatz seiner Kunden und Umsätze gekostet. Als lokales Sonderphänomen kam für den Stern-Verlag hinzu, dass in den vergangenen Jahren noch zwei Konkurrenten auf den hiesigen Markt kamen: die Mayersche an der Königsallee und Thalia in den Düsseldorf Arcaden.

Das Aus für das Buchhaus kommt nach 115 Jahren Firmengeschichte. 1900 gründete Ferdinand Studt, der Großvater des heutigen Inhabers, das Unternehmen. Die zweite Generation trat 1927 an seine Stelle, kaufte das Haus an der Friedrichstraße 26 und expandierte dort. Horst und Klaus Janssen wurden 1961 als Erben ihrer Mutter Gesellschafter des Stern-Verlags. Seit dem Tod seines Bruders im Jahr 2004 führt Klaus Janssen das Geschäft als alleiniger Inhaber.

(RP)
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