Traditions-Buchhaus Düsseldorfer trauern um den Stern-Verlag

Düsseldorf · Zahlreiche Prominente haben erklärt, welchen Verlust das Ende des Buchhauses für Düsseldorf bedeutet. Die Facebook-Seite "Düsseldorf braucht den Stern-Verlag" hatte am Montagabend schon mehr als 1500 Anhänger.

 "Diesen Stern vergessen wir nicht", schreibt der Autor Martin Baltscheit.

"Diesen Stern vergessen wir nicht", schreibt der Autor Martin Baltscheit.

Foto: dpa, ve htf

"...und sinkt der Stern, Verneigen wir treuen Leser, Buchentdecker, Satzerforscher uns und denken: So ist das wohl. Und eine neue Welt wird kommen. Aber diesen Stern vergessen wir nicht", schreibt der Autor Martin Baltscheit auf Anfrage unserer Redaktion.

Der Stern-Verlag ist weit mehr als ein Geschäft. Das unterstreichen die Reaktionen auf das Ende des Buchhauses. Die Facebook-Seite eines 42-Jährigen mit dem Titel "Düsseldorf braucht den Stern-Verlag" fand in drei Tagen mehr als 1500 Menschen, die den Gefällt-mir-Knopf drückten und zum Teil hochemotionale Beiträge hinterließen.

 Der Chef des Düsseldorfer Marionettentheaters, Anton Bachleitner, spricht von einem "Kulturverlust".

Der Chef des Düsseldorfer Marionettentheaters, Anton Bachleitner, spricht von einem "Kulturverlust".

Foto: bauer

Düsseldorfs größte Buchhandlung (rund 5000 Quadratmeter) wird am 31. März schließen. Das bestätigte Inhaber Klaus Janssen am Freitag auf Anfrage unserer Redaktion. Ob von der Schließung auch das Antiquariat und die Universitätsbuchhandlung betroffen sind, ist offen. "Zurzeit können wir dazu noch keine Auskunft geben", heißt es aus der Unternehmensleitung. Die Mitarbeiter werden nach Janssens Angaben für den Verlust ihres Arbeitsplatzes auf der Basis eines umfangreichen Sozialplans entschädigt.

Der frühere Rektor der Heinrich-Heine-Universität, Gert Kaiser, ist Stammkunde des Stern-Verlags und hat die Nachricht von der Schließung wie einen Schock empfunden. "Zu meinem Bild und Erlebnis von Düsseldorf gehört seit 40 Jahren der Stern-Verlag. Für mich ist dies ein Heimatverlust", sagt der Germanist. "In die Stadt gehen bedeutete für mich immer, in den Stern-Verlag zu gehen." Die Dependance des Hauses auf dem Campus sei ein Glücksfall gewesen. Sie gehöre zur Universität wie die Mensa: der eine Ort sei für die leibliche, der andere für die geistige Speise wichtig. "Eine so wunderschöne Buchhandlung ist der Nabel zu allem Geistigen in der Welt."

Der Chef des Düsseldorfer Marionettentheaters, Anton Bachleitner, spricht von einem "Kulturverlust". Eine solche Institution werde es in Düsseldorf nicht mehr geben, da andere Buchhandlungen die Verkaufsfläche verkleinerten oder Filialen von Ketten ohne vernünftige Beratung seien. "Der Stern-Verlag bietet einen großen Reichtum an vorhandenen Büchern, jede Abteilung ist sehr gut bestückt. Man geht nicht in den Stern-Verlag und befürchtet, dass ein Buch nicht da ist und man es bestellen muss", sagt Bachleitner, der mit dem Unternehmen regelmäßig kooperiert und zur Zeit eines der Schaufenster mit Marionetten aus verschiedenen Michael-Ende-Stücken geschmückt hat.

Für den Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde, Michael Szentei-Heise, geht mit dem Aus auch ein Stück Heimat verloren. "Da habe ich schon als Student juristische Fachliteratur gekauft. Man ging als angehender Jurist zum Stern-Verlag, der einfach sehr viel im Angebot hat, bei Spezialfragen zur Fachbuchhandlung Sack." Auch heute noch ist Szentei-Heise regelmäßig an der Friedrichstraße. Wer eine größere Reise plane, finde dort gleich vier oder fünf Reiseführer oder andere Literatur zum betreffenden Land. "Zudem war und ist die Beratung hervorragend." Ein Markenzeichen. "Ich bedaure das Ende dieser Buchhandlung ganz außerordentlich."

Auf der Facebook-Seite des Stern-Verlags berichtet eine Nutzerin, dass sie geweint habe, als sie vom Ende des Buchhauses erfahren habe. "Für uns war der Stern-Verlag ein Ort der Kräfteauftankens und der Ruhe. Ein Ort des Gedankennachgehens. Nirgends sonst konnte man sich so wohlfühlen. Für uns war es ein Ort voll positiver Energien." Eine andere Nutzerin schreibt, dass der Stern-Verlag ein Stück Heimat in ihrem Viertel gewesen sei. "In allen Lebenslagen und Gemütszuständen konnte ich mich hier verlieren."

Der frühere Uni-Rektor Gert Kaiser hat nun angesichts der Schließung eine schwierige Aufgabe vor sich. "Meine Enkeltochter lebt in Kalifornien und verbindet mit Deutschland auch die netten Verkäuferinnen des Stern-Verlags. Nun muss ich ihr sagen, dass es den bei ihrem nächsten Besuch leider nicht mehr geben wird."

(RP)
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