Düsseldorfer Traditions-Buchhandlung 4 Gründe, warum der Stern-Verlag schließen muss

Düsseldorf · Die Düsseldorfer Traditions-Buchhandlung Stern-Verlag muss Anfang 2016 schließen. Die Nachricht sorgt bei Kunden wie benachbarten Händlern für Bedauern. Doch warum ist es so weit gekommen? Vier Gründe.

Reaktionen auf Schließung des Stern-Verlags
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Reaktionen auf Schließung des Stern-Verlags

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Foto: Andreas Endermann
  1. Das Konzept funktionierte nicht mehr: Klaus Janssen, Alleininhaber des Stern-Verlags, gibt als Begründung für die Schließung an, dass das Buchhaus mit seinen mehr als 5000 Quadratmetern Verkaufsfläche "heute nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben" sei. "Die kleinteilige Aufteilung der Geschosse in Zwischenstufen ist zwar verkaufspsychologisch reizvoll, aber in der Betriebsorganisation zu kostenaufwendig", sagt Janssen. Um das Haus umzubauen und die Verkaufsfläche besser zu gestalten, bräuchte der Stern-Verlag etwa zwei Jahre Zeit, schätzt Janssen. Doch so viel Zeit bleibt nicht mehr.
  2. Die Konkurrenz aus dem Internet war zu groß: "Die Anforderungen insbesondere an den Buchhandel sind mit der Internet-Konkurrenz enorm", sagt Peter Achten, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes NRW. Der Versandriese Amazon, aber auch andere Online-Händler und nicht zuletzt der Direktverkauf der Buchverlage selbst machen Einzelhändlern wie dem Stern-Verlag das Leben schwer. Gerade in der Zeit vor Weihnachten bestellen immer mehr Kunden ihre Geschenke lieber online, als sich in das Getümmel in den Läden zu stürzen. Für Rene Dörnenburg von der Interessengemeinschaft Friedrichstraße, an der auch der Stern-Verlag liegt, ist das eine "Abstimmung mit den Füßen" gegen die Einzelhändler in den Stadtteilen.
  3. Die Konkurrenz unter den Buchhändlern war zu groß: Neben dem Stern-Verlag sind vor allem die Mayersche Buchhandlung in der Innenstadt und die Thalia-Filiale in den Düsseldorf Arcaden die Anlaufstellen für Düsseldorfer, die Bücher kaufen wollen. Die Namen der großen Ketten sind überregional bekannt und locken Kunden mit einem umfassenden Service und Angebot. Auch Jörg Menzel von Menzels Lokschuppen, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Friedrichstraße, macht sich Gedanken: "Der Leerstand wird immer größer, sich gegen die Konkurrenz in der Innenstadt und den Düsseldorf Arcaden zu behaupten, immer schwerer."
  4. Große Unsicherheit durch die Eröffnung der Wehrhahn-Linie: Rene Dörnenburg glaubt nicht, dass der Schließungstermin Ende März 2016 zufällig gewählt ist. "Im Februar 2016 wird die Wehrhahn-Linie eröffnet. Dann fährt die U-Bahn auf der Friedrichstraße unterirdisch, die Straßenbahn fällt weg und die Straße wird im großen Stil umgebaut. Bei den Händlern in der Friedrichstraße herrscht eine große Unsicherheit, was dann auf sie zukommt", sagt Dörnenburg. Die Großbaustelle könnte die Kundenzahlen einbrechen lassen. Dörnenburg erhebt schwere Vorwürfe gegen die Stadt: "Man hat uns vor vollendete Tatsachen gestellt. Wir wurden zwar zu Gesprächen eingeladen, hatten aber kein Mitspracherecht", sagt er. Dörnenburg bedauert die Schließung des Stern-Verlages sehr. "Der 31. März 2016 wird kein guter Tag für Düsseldorf. Eine Institution geht verloren."
(lsa)
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