Düsseldorf Reste des Stern-Verlags unter dem Hammer

Düsseldorf · Der Antiquar und Auktionator Wolfgang Huste versteigert die Bestände der Buchhandlung. Übrig sind 15.000 antiquarische Bücher, an die 1000 Grafiken, Gemälde, Bücherregale und andere Möbel.

 "Huste wie Husten", sagt Wolfgang Huste, wenn er sich vorstellt. Er versteigert nächste Woche die letzten Bestände des Stern-Verlags.

"Huste wie Husten", sagt Wolfgang Huste, wenn er sich vorstellt. Er versteigert nächste Woche die letzten Bestände des Stern-Verlags.

Foto: Andreas Bretz

Wolfgang Huste betreibt in Bad Neuenahr und Ahrweiler mit seiner Lebensgefährtin zwei Antiquariate. Dazu ist er in ganz Deutschland unterwegs, um "großbürgerliche Haushaltsauflösungen" als Auktionator zu betreuen. Er ist seit fast 30 Jahren in der Branche und im Stern-Verlag hat er schon einige teure Bücher gekauft. Umgekehrt hat auch der Stern-Verlag bei ihm für Kunden Bücher ersteigert.

Als Huste im Dezember erfuhr, dass der alteingesessene Buchladen schließen wird, griff er sofort zum Telefon, um seine Dienste als Auktionator anzubieten. "Der Stern-Verlag ist ein Haus mit Tradition und besonders interessanten Büchern. Da ist es eine Ehre, Auktionator zu sein."

In einer Woche ist es soweit: Am Freitag, 22. April, und am Samstag, 23. April, öffnet der Stern-Verlag noch einmal seine Türen und lädt ins Antiquariat in der ersten Etage ein, um die letzten Schätzchen meistbietend zu versteigern. Huste hat vor einiger Zeit den Bestand gesichtet und sortiert.

Alle Gegenstände - vom Bücherregal über thematisch geordnete alte Bücher bis zu Grafiken, Taufbüchern, Gemälden und Postkartensammlungen - sind bereits mit nummerierten gelben Post-its versehen. Um die 400 Positionen hat Huste auf einer Liste mit Limitpreisen zusammengestellt.

Der letzte Tag des Stern-Verlags
11 Bilder

Der letzte Tag des Stern-Verlags

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Foto: Endermann, Andreas

Die Preise seien sehr niedrig, sagt der Auktionator. Sie bewegten sich hauptsächlich zwischen 50 und 500 Euro. Der 100 Jahre alte Küchenherd aus dem Besitz des Gründers des Stern-Verlags ist beispielsweise auf 500 Euro angesetzt, eine Hängeglasvitrine auf 50 Euro. Ziel der Auktion ist, dass so viel wie möglich den Laden verlässt. Die Aussicht auf interessante Schnäppchen sei nicht nur für Liebhaber, sondern auch für Wiederverkäufer attraktiv, meint der 60-jährige Antiquar. Er rechnet damit, dass zur Versteigerung etwa 100 Interessenten kommen, darunter auch zahlreiche Antiquare aus anderen Bundesländern. Bevor die Auktion beginnt, können sie zwei Stunden vorher den Bestand besichtigen.

Manchmal werde er von den Leuten gefragt, ob sie Eintritt zur Versteigerung zahlen müssen. Das ist nicht der Fall. Dennoch fühlt sich Huste verpflichtet, die Auktion zu einem Erlebnis zu machen. "Ich erzähle kleine Dönekes und mache spontane Witze, damit es ein bisschen aufgelockert ist", sagt er. So erfährt man auch beim Pressetermin ganz nebenbei, dass seine Patentante Annemarie Huste die Köchin von Jacqueline Kennedy war. Sie lebt als erfolgreiche Kochbuchautorin in New York und Huste hofft, eines Tages in den Genuss ihrer Privatbibliothek zu kommen. Dem Lehrerberuf den Rücken gekehrt zu haben, hat der Antiquar, der in seinem Heimatort für die Linken im Stadtrat sitzt, nie bereut. "Es gibt ein Leben jenseits des Bankkontos", sagt Huste. "Ich habe mir den Luxus erlaubt, mir den Beruf auszusuchen, der mir Spaß macht."

(RP)
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