Traditions-Buchhandlung Händler in Sorge nach Aus für Düsseldorfer Stern-Verlag

Düsseldorf · Die Kunden der Düsseldorfer Traditions-Buchhandlung bedauern das Ende am 31. März. Benachbarte Händler fürchten, dass die Friedrichstraße ohne den Publikumsmagneten weiter an Attraktivität verliert.

 Passanten schlendern am Buchhaus Stern-Verlag vorbei. Das Geschäft ist einer der wichtigsten Frequenzbringer der Friedrichstraße.

Passanten schlendern am Buchhaus Stern-Verlag vorbei. Das Geschäft ist einer der wichtigsten Frequenzbringer der Friedrichstraße.

Foto: Andreas Endermann

Die exklusive Nachricht unserer Redaktion, dass das Buchhaus Stern-Verlag Ende März nach 115 Jahren schließt, war am Wochenende das Gesprächsthema rund um die Friedrichstraße. Kunden äußerten - auch im Internet - ihr Bedauern, die Händler in der Nachbarschaft sind in Sorge um die Zukunft der Einkaufsstraße. Klaus Janssen, der Inhaber des Stern-Verlags, hatte am Freitag die Mitarbeiter informiert. Sie werden auf Basis eines Sozialplans "umfangreich entschädigt".

"Das ist natürlich eine traurige Nachricht", sagt Peter Achten, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes NRW. Der Stern-Verlag sei ein wichtiger Magnet für den Einzelhandel an der Friedrichstraße. "Deshalb hoffe ich auf Kontinuität bei der Nachfolgenutzung."

Am Ende müsse sich so ein großes Geschäft - die Buchhandlung des Stern-Verlags hat 5000 Quadratmeter Verkaufsfläche auf mehreren Etagen - natürlich auch tragen. "Die Anforderungen insbesondere an den Buchhandel sind mit der Internet-Konkurrenz enorm", sagt Achten. Für die Attraktivität der Friedrichstraße sei wichtig, dass dort ein Nachmieter mit ähnlicher Magnetwirkung auf Kunden einzieht.

Familie Nissen besucht traditionell am letzten Samstag vor Weihnachten die Buchhandlung in Friedrichstadt, um Geschenke zu kaufen, zu stöbern und Kaffee zu trinken. So auch vor zwei Tagen. Diesmal kamen die Nissens mit traurigen Gefühlen, denn am Morgen hatten sie erfahren, dass es das letzte Mal sein wird.

Marion und Heiner Nissen kommen seit ihrer Kindheit, kauften hier einst ihre Schulhefte. "Die anderen großen Buchhandlungen in der Innenstadt sind keine Alternative für uns, der Stern-Verlag ist einfach einzigartig", sagt Heiner Nissen. "Was wir jetzt machen sollen, wissen wir nicht."

Bedauern über die Stadtgrenze hinaus

Auch Online-Versandhäuser sind für viele der Kunden, die am Samstag in Düsseldorfs größter Buchhandlung waren, kein Ersatz. "Ich bin oft im Stern-Verlag und kaufe Bücher ausschließlich hier, auch für Familie und Freunde. Online habe ich noch nie etwas bestellt", sagt Walter Lüer. Über die Schließung sei er daher sehr traurig.

Sogar über die Stadtgrenzen hinaus sorgt die Nachricht für Bedauern: "Ein großer Verlust", findet Petra Brosend aus Mönchengladbach. Einen Grund, auf die Friedrichstraße zu kommen, gibt es für viele Kunden ohne Stern-Verlag nicht mehr.

Eine Folge, die vor allem die benachbarten Händler fürchten. Ob das Reformhaus Goll, die Friedrich-Apotheke oder die Parfümerie Platen: Viele Geschäfte profitieren momentan von Laufkundschaft, die die Buchhandlung generiert. "Der Stern-Verlag war bisher ein absoluter Publikumsmagnet. Viele Kunden kommen nach ihrem Einkauf bei uns vorbei, auch die Mitarbeiter kaufen hier ein", bestätigt Jens Oermann von der Friedrich-Apotheke. Umsatzeinbußen hält er nach der Schließung für sicher.

Auch Jörg Menzel von Menzels Lokschuppen war angesichts der Nachricht von der Schließung geschockt: "Der Leerstand wird immer größer, sich gegen die Konkurrenz in der Innenstadt und den Düsseldorf Arcaden zu behaupten, immer schwerer." Leerstand, häufige Wechsel, immer mehr Billigläden - Menzel hofft, dass diese Entwicklung für ihn nicht existenziell wird.

Seit 38 Jahren betreibt Menzel sein Geschäft an der Friedrichstraße - und sieht auch die Stadt in der Pflicht. "Dass sich die Straße nach all den Umstrukturierungen und Umbauten wieder erholen wird, ist sicher richtig. Aber ob wir alteingesessenen Händler, die 30 oder 40 Jahre ihr Geschäft hier haben, bis dahin überleben, scheint den Verantwortlichen egal zu sein." Der Wegfall des Stern-Verlags ist für ihn ein weiterer Anstoß, darüber nachzudenken, ob die Friedrichstraße noch der richtige Standort ist.

(RP)
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