Wittlaer Wohngruppen: Jugendliche kritisieren Recke-Stiftung

Wittlaer · Die Interessenvertretung der von der Graf-Recke-Stiftung betreuten Jugendlichen ("Jugendrat") kritisiert die Stiftung für Verzögerungen bei der Neu-Organisation der Wohngruppen für junge Menschen mit schwierigem Lebenshintergrund. "Ein vor zwei Jahren verkündetes Konzept sah vor, dass ein großer Teil der Betroffenen künftig nicht mehr auf dem Stiftungsareal in Wittlaer, sondern dezentral in verschiedenen Stadtteilen leben soll - der besseren Integration wegen", sagt Niclas Ehrenberg, Sprecher der Jugendlichen und Mitglied der Fraktion Tierschutzpartei/Freie Wähler im Rat. Doch noch immer lebten fünf der acht Gruppen in Wittlaer. "Man nimmt uns auf den Arm", sagt Ehrenberg.

Dabei war der Jugendrat ursprünglich selbst gegen eine dezentrale Unterbringung der Heranwachsenden. Das Leben auf dem Campus sei für viele eine Ersatz-Familie gewesen. Dieses Gefüge wegen des Verkaufs von Teilen des Stiftungsgeländes an einen Investor aufzulösen, sei - so die damalige Einschätzung - nicht im Sinne von Graf Recke. "Der würde sich im Grabe umdrehen", glaubt Ehrenberg auch heute noch. Einmal beschlossen, müsse das Konzept nun aber umgesetzt werden. "Man darf uns nicht in der Luft hängen lassen."

Tatsächlich hat die Stiftung Teile ihres Geländes an den Investor Corpus Sireo verkauft, der dort Häuser bauen will. Die Erlöse dienen der weiteren Finanzierung der Projekte. Die Kritik des Jugendrats will Stiftungssprecher Roelf Bleeker aber so nicht stehen lassen: In einem Kraftakt seien im Verlauf der letzten 14 Monate 60 Kinder und Jugendliche auf dem Campus Wittlaer um-, teilweise auch vom Gelände weggezogen. Die Immobilien für diese Gruppen seien aufwendig saniert worden. Das Gesamtvolumen dafür liege "deutlich im sechsstelligen Euro-Bereich". Diese neuen Räume seien "auf Jahre hinaus nutzbar". Zudem würden ab 2017 neuartige Wohnwürfel errichtet. "All das zum Nutzen der Jugendlichen."

(jj)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort