Wittlaer Faszination für Rubens

Wittlaer · Johanna Blackaders Vorurteile haben sich in Bewunderung und in einen Roman über Leben und Werk des Malers verwandelt.

 Johanna Blackader hat viel recherchiert, um möglichst detailgetreu über Rubens und seine Zeit zu schreiben.

Johanna Blackader hat viel recherchiert, um möglichst detailgetreu über Rubens und seine Zeit zu schreiben.

Foto: Andreas Endermann

Als sich Johanna Blackader an der Universität Dortmund für ein Rubens-Seminar einschreibt, ist sie alles andere als begeistert. "Unansehnliche Frauenkörper und vor Frömmigkeit triefende religiöse Darstellungen tauchten vor mir auf, und der in Kontaktanzeigen euphemistisch gebrauchte Ausdruck ,Rubensfigur' schwirrte mir im Kopf herum", erinnert sich die 30-Jährige. Nur aus Not entscheidet sie sich für den Kurs, denn alle anderen in ihrem Nebenfach Kunstgeschichte sind belegt. Als sie den Kursraum betritt, ist sie sich sicher, dass es wohl kein langweiligeres Seminar geben kann.

Mehrere Jahre später sitzt Blackader in ihrem Wohnzimmer in Wittlaer. In den Regalen hinter ihr: mehrere Bücher über den flämischen Maler und über das Leben der Menschen vor gut 400 Jahren. Auf dem Tisch vor ihr: der 280 Seiten lange Roman "Peter Paul. Rubens Leben", geschrieben von ihr. "Schon nach der ersten Sitzung des Seminars wusste ich, dass ich nie ein interessanteres Seminar besucht hatte", sagt sie und lacht. "Es war, als hätte der Kursleiter Nils Büttner eine Tür geöffnet, durch die ich ins 17. Jahrhundert spazierte, mir den Staub abklopfte, mich umsah und aus dem Staunen nicht mehr heraus kam."

Blackaders Vorurteile über Rubens und seine fast 1500 Werke, die heute in allen großen Museen Europas ausgestellt werden, haben sich in Bewunderung und Faszination verwandelt: "Das sind Bilder von unfassbarer Kraft und Dynamik. Bilder, die überfallen und schockieren, den Betrachter am Kragen packen und nicht mehr von ihm ablassen." Doch so revolutionär Rubens' Gemälde vor mehr als 400 Jahren waren, so erklärungsbedürftig seien sie heute, meint Blackader. So habe der Kursleiter an der Hochschule sie inspiriert, mehr über den Barock-Maler herausfinden und einen Roman zu schreiben, um damit auch Anderen zu zeigen, dass und warum Rubens so ein großer Künstler war.

Dafür hat sich Blackader neben ihrem Job als Journalistin in den vergangenen Jahren immer wieder mit dem flämischen Maler beschäftigt, hat sich etwa in Antwerpen das Rubens-Haus angesehen und viel über den Alltag zu dessen Lebzeiten gelesen. "Am schwierigsten war es herauszufinden, wie lange Menschen früher für den Weg von A nach B brauchten", sagt sie und lacht. Ihr Roman schildert Rubens' Aufstieg zu einem der begehrtesten Maler der Mächtigen, zeigt ihn aber auch als Familienmensch. "Er war sehr facettenreich - Künstler, Geschäftsmann, Edelmann, Diplomat, Sohn, Vater", sagt Blackader.

Dem Leiter ihres Seminars hat Blackader, die ihr zweites Kind erwartet, ein Exemplar ihres Romans zugeschickt: "Er war überrascht, hat sich aber auch sehr gefreut, dass er mich zu diesem Roman inspiriert hat." Auch Oberbürgermeister Thomas Geisel hat ein Exemplar bekommen: "Ich habe einen sehr netten Brief bekommen, dass er im Urlaub meinen Roman lesen wird."

(semi)
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