Wersten Werstens Dorfsheriff verabschiedet sich

Wersten · Hans-Werner Both wollte schon seit frühester Kindheit Polizist werden. Nun geht der 61-jährige Bezirksbeamte in den Ruhestand.

 "Am Bordstein, da ist Halt, damit es da nicht knallt", ist einer der Zaubersprüche von Hans-Werner Both.

"Am Bordstein, da ist Halt, damit es da nicht knallt", ist einer der Zaubersprüche von Hans-Werner Both.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Er ist bekannt wie der sprichwörtlich bunte Hund. Wer mit Hans-Werner Both durch Wersten geht, kommt aus dem Grüßen nicht mehr heraus. Hier kennt ihn fast jeder. Jedenfalls jeder Schüler, der hier zur Grundschule gegangen ist. Denn der 61-Jährige ist Bezirksbeamter, auch liebevoll Dorfsheriff genannt. Doch die Werstener, vor allem die Grundschüler, müssen sich jetzt an einen neuen Beamten gewöhnen. Denn für Both ist Schluss. Er geht in Ruhestand. Offiziell erst zum 31. Januar. Doch die Uniform zieht er nur noch zwei-, dreimal an, momentan arbeitet er Urlaubstage und Überstunden ab.

Both ist ein Düsseldorfer Urgestein. In Urdenbach aufgewachsen und zur Schule gegangen, war es schon seit frühster Kindheit sein Wunsch, Polizist zu werden. Mit 16 Jahren absolvierte er seine Ausbildung im westfälischen Borken und danach seinen Anstellungslehrgang in Essen. 1973 kam er zurück nach Düsseldorf, war Wachtmeister in Flingern, wurde dort Hauptwachmeister und kam 1977 zum ersten Mal nach Wersten. "Da sind wir gerade an die Kölner Landstraße umgezogen", erinnert sich Both, den es dann weiter nach Eller zog. Dort war er von 1985 bis 2000 als Fußstreife im Dienst, ehe es zurück nach Wersten ging - als Bezirksbeamter.

"Nein", sagt er lachend, geschossen habe er noch nie auf jemanden, wenn ihn das die Kinder immer wieder fragen. Allerdings sei einmal auf ihn geschossen worden, führt er dann weiter aus und macht es spannend. Das sei in seinem ersten Jahr als junger Beamter gewesen. Da hat er mit Kollegen einen Mann verfolgt, im damals noch nicht fertiggestellten Tunnel in Vennhausen. "Doch ich hatte Glück im Unglück", sagt Both und macht eine Pause. "Es war nur eine Schreckschusspistole."

Der 61-Jährige kann gut erzählen. Und diese Gabe hat er sich in den vergangenen 17 Jahren zunutze gemacht, wenn er die Kitas besuchte. Mit den Vorschulkindern übte er für den Fußgängerführerschein und da hatte er immer einen Zauberspruch parat. Er gibt Beispiele: "Am Bordstein, da ist Halt, damit es da nicht knallt" oder "Nicht rennen und nicht pennen." Selbstverständlich fragten ihn die Kleinen hunderte Male, ob sie denn mal seine Mütze tragen dürften. Und auch darauf hatte Both immer die passende Antwort: "Ja, aber dann bekommt ihr auch die blauen Läuse", meint er grinsend. Danach habe keiner mehr die Mütze gewollt.

Der Besuch in den Kitas war Both, selbst kinderlos, immer wichtig. "Da wusste ich immer, was im Viertel los ist, denn die Kinder erzählen viel." So konnte er Vertrauen aufbauen, nach dem Motto: die Polizei, dein Freund und Helfer. "Du" und "Herr Both", so reden sie ihn an, auch in der Grundschule. Denn auch dort ist Both immer präsent - wie beim Fahrradtraining Auf'm Rott, wo die Kinder ihren Fahrradführerschein machen können. Die Verkehrssicherheit liegt ihm besonders am Herzen. Vor allem die prekäre Situation am Werstener Kreuz.

Doch es gab auch schlimme Situationen. Dabei denkt er an den Werstener Doppelmord, bei dem der Ehemann seine Frau und deren neuen Lebensgefährten erschossen hat. Schlimm fand er auch den Fall der vergewaltigten Taxifahrerin. Ein 14-Jähriger war der Täter. "Den haben wir in einer Baugrube am Unterbacher See gefasst", erinnert er sich. Die Kinder seien für ihn Entschädigung für all die Jahre mit den Verbrechern, mit den Familienstreitigkeiten, der häuslichen Gewalt, sagt er - eben für all das Negative in den vergangenen Jahrzehnten.

Im Januar begleitet er noch einmal Kita-Kinder zur Puppenbühne nach Heerdt, wo es spielerisch um Verkehrssicherheit geht, dann verabschiedet ihn am 31. Januar der Polizeipräsident in den Ruhestand. Doch es wird bei Hans-Werner Both keine Langeweile aufkommen. Das elterliche Haus in Urdenbach, in dem er mit seiner Frau wohnt, will er renovieren. Und dann gibt es ja noch die Zweiräder, wie er sagt. Er ist Mitglied im Vespa-Club Düsseldorf und besitzt mehrere alte Vespas, an denen er gerne herumtüftelt.

(RP)
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