Wersten Pfarrer Christian Nell-Wunsch hilft in Wersten aus

Wersten · Mit 75 Prozent seiner Stelle arbeitet der 57-Jährige in Wersten, in der verbliebenen Zeit unterstützt er in Benrath Florian Specht.

 Christian Nell-Wunsch kommt im Düsseldorfer Süden herum. Nach Holthausen und Benrath arbeitet er jetzt in Wersten und Benrath.

Christian Nell-Wunsch kommt im Düsseldorfer Süden herum. Nach Holthausen und Benrath arbeitet er jetzt in Wersten und Benrath.

Foto: Aldo Vuzem

Christian Nell-Wunsch kommt im Düsseldorfer Süden herum. In der evangelischen Gemeinde Wersten hat er zum 1. August seine inzwischen dritte Vertretungsstelle als Pfarrer angetreten. Zuvor half er in Holthausen und in Urdenbach aus; in beiden Gemeinden war einer der beiden etatmäßigen Seelsorger erkrankt. Was manche als Belastung sehen, ist für Nell-Wunsch ein Geschenk: "Dadurch konnte ich viele unterschiedliche Menschen kennenlernen."

In Wersten - eine Gemeinde mit über 5500 Mitgliedern im Spannungsbogen zwischen Uni und Hartz I - wie es auf der Internetseite heißt, soll er erst einmal die Lücke schließen helfen, die durch den Weggang von Kerstin Wolandt entstanden ist. Sie tritt im September die Pfarrstelle der Evangelischen Gemeinde Deutscher Sprache in Teheran an. Allerdings muss sich Werstens Pfarrer Kay Faller Christian Nell-Wunsch mit einer weiteren Gemeinde aus dem Stadt-Süden teilen. Denn 25 Prozent seiner Zeit ist für die Arbeit in der Gemeinde Benrath/Hassels zur Unterstützung von Florian Specht reserviert. Pfarrer Frank Bublitz hatte der Anbetungskirche in Hassels recht überhastet im Mai Richtung Niederrhein den Rücken gekehrt. Zwei Monate hilft dort nun die im Pfarrer-Probedienst befindliche Beatrix Firsching aus. Anschließend übernimmt sie eine Stelle in Bonn.

Bis zum Jahresende läuft Nell-Wunschs Engagement in seinen beiden Aushilfsgemeinden. Dann läuft sein Vertrag als Springer mit der evangelischen Landeskirche aus. Was danach kommt, eine Verlängerung seines Engagements oder eine Bewerbung auf eine feste Pfarrstelle - damit will sich der Wuppertaler jetzt noch nicht beschäftigen.

Er hat am eigenen Leib erfahren, dass die Belastung der Pfarrer in den vergangenen Jahren immer mehr gestiegen ist: größer werdende Seelsorgebereiche sowie eine Arbeitsplatzverdichtung, weil durch den Mitgliederschwund sich die Gemeinden beispielsweise einen eigenen Jugendleiter nicht mehr leisten können. Zudem fehlt es an Nachwuchs. Ein Teufelskreis - wenn man das denn, wenn man über Kirche schreibt, so nennen darf. Aus der Belastungszunahme erwächst Überforderung, die in Krankheit münden kann. Auch der 57-Jährige hat solch eine berufliche Krise schon durchstehen müssen.

Er freue sich jetzt erst einmal auf seine Aufgaben, sagt er im Gespräch mit unserer Redaktion. Am kommenden Sonntag, 7. August, 10.30 Uhr, in der Stephanuskirche, kann ihn seine Werstener Gemeinde bei seiner ersten Predigt erleben. Innerhalb der Sommerreihe, die sich des Oberthemas "Familienangelegenheiten" widmet, arbeitet er gerade an der Ausarbeitung zu dem Thema "Kinder sind ein Geschenk Gottes". Auch diesen Satz aus der Bibel zu hinterfragen, gehört für ihn dazu. Dabei denkt er an den jungen Amokläufer aus München, der nicht nur die Eltern seiner Opfer fassungslos zurücklässt, sondern auch die eigene Mutter, den eigenen Vater.

Den Sonntag darauf geht es um die Söhne von Abraham "Isaak oder Ismael - das ist hier nicht die Frage." Zeit zum Nachdenken - auch um seine Predigten fertig zu stellen - hat er auch auf der Fahrt von Wuppertal zu seinem Arbeitsplatz. Täglich pendelt er per Fahrrad und Bahn nach Düsseldorf rein.

Bereits Ende Mai hat Nell-Wunsch den Konfirmandenunterricht in Wersten übernommen. Sein Ziel ist es, die jungen Leute bis April 2017 zu begleiten, wenn sie konfirmiert werden - auch über sein Vertragsende hinaus. Die Arbeit mit jungen Menschen macht ihm Spaß. Und er widerspricht allen, die sich wegen der heutigen Jugend Sorgen um die Zukunft machen: "Es gibt so viele Jugendliche, die sich in den Gemeinden engagieren und ganz viel Zeit der Kirche schenken." Aus seiner Sicht kann die Kirche stolz darauf sein, dass sich dort so viele engagierten. Neben den ganz jungen vor allem die Generation zwischen 50 und 70, sagt er.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort