Wersten Herz der Gemeinde verlässt Wersten

Wersten · Der Vinzentiner-Orden hat seinen Standort aufgegeben. Beim gestrigen Pfarrfest wurden die beiden Schwestern feierlich verabschiedet.

 Pfarrer Frank Heidkamp verabschiedete gestern Schwester Bernhardine (l.) und Schwester Christine.

Pfarrer Frank Heidkamp verabschiedete gestern Schwester Bernhardine (l.) und Schwester Christine.

Foto: Anne Orthen

Hunderte Gäste drängen sich in die Kirche St. Maria in den Benden - viele von ihnen müssen sogar im Innenhof stehen. Fast eine Stunde dauert es, bis auch die letzten Danksagungen persönlich übermittelt wurden, während sich auf der Kirchenbank unzählige Geschenke häufen.

Bei der feierlichen Verabschiedung der beiden Vinzentinerinnen Christine (55) und Bernhardine (77) beim Pfarrfest gestern Morgen wurde deutlich: Mit den beiden Ordensschwestern gehen zwei Persönlichkeiten, die den Stadtteil in den letzten Jahrzehnten maßgeblich prägten. Die von den Schwestern ins Leben gerufene Kleider- und Lebensmittel für Bedürftige an der Burscheider Straße ist zu einer festen Anlaufstelle in Wersten geworden, die wöchentlich hunderte Menschen aufsuchen. Beide betreuten jahrelang Menschen in Not, organisierten Sing- und Seniorenkreise und gehörten fest zu Wersten.

Vor vier Wochen gab der Orden der Vinzentinerinnen seinen Düsseldorfer Standort, das Schwesternhaus für pastorale Dienste in Wersten, auf. Christine, die 20 Jahre lang in Wersten wohnte, wurde als Provinzoberin für 80 Mitschwestern in Deutschland und Niederlanden berufen. Um ihrer neuen Aufgabe nachzugehen, zog sie mit Schwester Bernhardine nach Köln und verabschiedete sich nun in einem Gottesdienst von der Gemeinde.

"Ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge", sagt Christine. Trotz des Umzuges bliebe Wersten immer ihre Heimat, denn "Zusammenhalt und Lebendigkeit sind hier ganz besonders." Sie wisse jedoch auch, dass sie im Sinne ihrer Ordensgemeinschaft, sich der neuen Aufgabe zu stellen habe.

In Wersten werden die beiden Vinzentinerinnen bereits vermisst. "Das Herz der Gemeinde geht. Die Schwestern werden nicht eins zu eins zu ersetzen sein", sagt Pfarrsekretärin Bettina Winkel. Zu umfangreich sei ihre Arbeit gewesen. Damit die Seelsorge und Hilfe für Bedürftige weiterhin bestehe, habe man die Aufgaben der Schwestern auf etliche Ehrenamtliche verteilt, die von den Hauptamtlichen begleitet werden. Nur so könne die Lebensmittel- und Kleiderausgabe der Beiden weiterhin fortgeführt werden. Zudem übernimmt Schwester Christine die Schirmherrschaft für die häufig genutzte Anlaufstelle für Bedürftige.

Auch unter den Gemeindemitgliedern stößt der Abschied der Vinzentinerinnen auf Wehmut. "Die Schwestern hatten immer ein offenes Ohr. Sie waren oft unterwegs und haben viele Menschen vor Ort betreut", sagt Brigitte Steinwegs. "Die Beiden gehörten zum Stadtteil. Ihre Menschlichkeit wird in der Seelsorge fehlen", stimmt Petra Blum zu. Für ältere Menschen seien die Schwestern mit ihren Hausbesuchen wichtig gewesen.

Ganz endgültig ist der Abschied nicht, denn für Winkel ist klar: "Wir bleiben in Kontakt." Und Schwester Christine verspricht: "Wir werden bald zu Besuch kommen."

(RP)
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