Wersten Der Hüter der Werstener Fahne

Wersten · Heinz Rubröder ist Regimentsfähnrich beim St. Sebastianus Schützenverein. Auch abseits vom Fest liegt die Fahne in seiner Obhut.

 Fahnenträger Heinz Rubröder gestern Nachmittag beim Festumzug der Werstener Schützen.Er marschiert seit 15 Jahren vorneweg - mit der Regimentsfahne. RP-Foto: Andreas Endermann

Fahnenträger Heinz Rubröder gestern Nachmittag beim Festumzug der Werstener Schützen.Er marschiert seit 15 Jahren vorneweg - mit der Regimentsfahne. RP-Foto: Andreas Endermann

Foto: Endermann Andreas

Flankiert von zwei Begleitern steht Heinz Rubröder immer an vorderster Front. Dabei stets senkrecht nach oben gerichtet trägt er den ganzen Stolz der St. Sebastianus Schützen: die Regimentsfahne. So auch wieder gestern beim Schützenumzug mit anschließender Parade um 16 Uhr auf der Burscheider Straße.

"Ich bin bereits seit 15 Jahren Regimentsfähnrich", erzählt Rubröder. Vorher sei er ein paar Jahre als Begleiter bereits vorne mit marschiert. "Als unser vorheriger Fähnrich aufgehört hat, habe ich die Aufgabe übernommen." Eine Verantwortung, die der 58-jährige Kfz-Mechaniker sichtlich gerne trägt. "Als Fahnenträger repräsentiert man den ganzen Verein, was natürlich eine schöne Aufgabe ist", sagt Rubröder. Aber auch bei anderen Anlässen ist sein Einsatz gefragt, wie bei Jubiläen, Silberhochzeiten oder eben Bestattungen. "Bei Beerdigungen von Schützenmitgliedern erweisen wir mit den Kompaniefahnen und den Regimentsfahnen die letzte Ehre." Auch wenn manchmal traurige Anlässe dabei sind, mag der Regimentsfähnrich diesen Teil seiner Aufgabe besonders und er erfüllt ihn mit Stolz.

Beim Umzug durch Wersten starten die St. Sebastianus Schützen gestern an vier verschiedenen Punkten. "Wir starten in jeder Himmelsrichtung mit einem kleinen Umzug", sagt Michael Schulz, Vorsitzender des Vereins. Diese vier so genannten Sternenumzüge treffen sich auf der Burscheider Straße und ziehen dann als ein großer weiter. "Dabei geht es über das Westerner Feld und die Kölner Landstraße einmal durch Zentral Wersten", sagt Schulz.

Beim großen Umzug trägt Rubröder die Fahne die ganze Zeit senkrecht in einer Halterung, der sogenannten Koppel. Erst bei der einstündigen Parade, die gestern auf der Burscheider Straße abgehalten wurde, nimmt der Regimentsfähnrich die große Flagge aus der Koppel und hält sie so, dass die Spitze nach vorne zeigt. Dadurch fällt der Stoff glatt nach unten und das Vereinslogo der St. Sebastianus Schützen sowie der Schriftzug "Glaube, Sitte, Heimat" auf der anderen Seite sind gut zu erkennen. Handbewegungen, die dem erfahrenen Fähnrich leicht von der Hand gehen. "Der Wind ist das einzige Handicap, dass man als Fahnenträger hat", sagt Rubröder. Doch gestern hatten die Schützen Glück und blieben von starken Windböen oder Regen verschont.

Insgesamt waren vier Schützenbataillone und ein Reiterbataillon bei der Parade vertreten. "Wir hatten etwa zehn Gastvereine und 23 eigene Kompanien, die bei der Parade aufmarschiert sind", sagt der Vorsitzende der Schützen Michael Schulz, "somit waren rund 900 Schützen und Reiter bei der Parade." Eine Größenordnung, die für die Werstener normal ist, hat doch ihr eigener Verein bereits 480 Mitglieder. Neben Vereinen aus den angrenzenden Stadtteilen waren auch Musikcorps aus Monheim, Solingen und Dorheim zu Besuch. Besonders letztere gefielen den vielen Zuschauern, die sich entlang der Straße versammelt hatten, besonders gut. Denn neben der bekannten Marschmusik hatten die Dorheimer auch Stücke wie "Smoke on the Water" und "YMCA" im Repertoire. Mit dem Einzug ins Festzelt hatte Fähnrich Rubröder sein Soll für gestern erfüllt und durfte die Fahne ablegen. Auch wenn das gesamte Schützenfest nach Dienstag vorbei ist und somit auch die offiziellen Feierlichkeiten, kümmert sich der Fähnrich auch den Rest des Jahres über um den wertvollen Vereinsschatz. "Die Fahne an sich ist sehr pflegeleicht. Ein bisschen Messingpolitur für die Stange und die Fahne immer offen aufbewahren", erklärt er. Wird der kostbare, handbestickte Fahnenstoff nämlich zusammengerollt, nutzt er sich schneller ab und geht kaputt. Die aktuelle Regimentsfahne ist gerade einmal drei Jahre alt und soll - wie ihr Vorgänger - auch mindestens 100 Jahre durchhalten. Denn mit einem Preis von 10.000 Euro ist die Regimentsfahne alles andere als ein Schnäppchen.

(RP)
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