Wersten Anwohner gegen Bau von Mobilfunkmast

Wersten · Die rund 30 Meter hohe Mobilfunkanlage soll auf der Bezirksportanlage am Dechenweg gebaut werden. Wersten 04 hat sich vergeblich gegen den Mast gewehrt. Das Sportamt hat mit der Telekom einen Mietvertrag über 15 Jahre geschlossen.

Klaus Napp und Maria waren fassungslos, als sie vor ein paar Wochen zufällig erfuhren, dass genau hinter seinem Garten, auf dem Sportplatz von Wersten 04, eine Mobilfunkanlage mit einer Höhe von 30,63 Metern gebaut werden soll. Auch seine Nachbarn, die wie er am Dechenweg in den Häusern 12 bis 22 leben, hatten bis zu diesem Zeitpunkt noch nichts von derartigen Plänen gehört.

Dabei hatte die zuständige Bezirksvertretung 9 im März vergangenen Jahres - allerdings in nichtöffentlicher Sitzung - dem über 15 Jahre laufenden Mietvertrag zwischen dem Sportamt als Eigentümer der Sportanlage und der Deutschen Telekom zugestimmt. Und in öffentlicher Sitzung Anfang Dezember den erforderlichen Befreiungen für den Bau einer solchen Anlage innerhalb eines Wohngebietes genehmigt. Reich wird das Sportamt dadurch übrigens nicht. Die jährliche Miete beträgt nach Informationen unserer Redaktion gerademal 5000 Euro. Was sie davon halten, erzählen die Napps und ihre Nachbarn bei einem Treffen. Irmgard Schwemin hat bereits von ihrem Recht auf Akteneinsicht Gebrauch gemacht. Auch sie und ihr Mann, der in Garath eine internistische Praxis führt, sind ganz und gar nicht einverstanden mit den Plänen. "Wir sind aus allen Wolken gefallen, als wir davon hörten. Die Anwohner sind von niemanden informiert worden", sagt Schwemin. Ihrer Ansicht nach sei das sogar schon ein Verfahrensfehler, ergänzt sie. Und, ja, das geben alle Betroffenen unisono zu: Sie fürchten einen mit dem Bau einhergehenden Werteverlust von bis zu 20 Prozent ihrer Immobilie.

Ortswechsel: Es ist Nachmittag, und auf dem Sportplatz von Wersten 04 herrscht reger Trainingsbetrieb. Der Verein hat eine große Jugendabteilung. Der Bereich, auf dem die Mobilfunkanlage gebautwerden soll, liegt Richtung Wall zwischen dem Häuschen des Platzwartes und dem alten Ascheplatz. Frank Junius steht dem Verein vor. Er kennt die Pläne seit einem Jahr. Damals habe es eine Begehung gegeben und sein Vereins-Vize sei zufällig auf dem Platz gewesen, erinnert sich Junius. Vergeblich habe sich Wersten 04 daraufhin gegen die Aufstellung der Anlage gewehrt. "Immerhin haben wir durchsetzen können, dass wie eine Unbedenklichkeitsbescheinigung bekommen", sagt der Vorsitzende. Die könne man dann Eltern zeigen, die sich wegen einer möglicher Strahlenbelastung Sorgen machen. Wobei das mit einer möglichen Gesundheitsgefährdung so eine Sache ist. Verlässliche Studien darüber gibt es nicht.

Das wissen sowohl Napps als auch Schwemins und Nachbar Hebert Renz. Trotzdem wird es ihnen allen bei dem Gedanken mulmig, dass die Anlage bald so nah hinter ihren Häusern stehen soll. Warum die Telekom den Masten in der Siedlung baut, kann man in dem Moment nachvollziehen, wenn man als deren Kunde bei Napps im Wohnzimmer sitzt und versucht, mit seinen Mobiltelefon ins Internet zu kommen. Er habe mit seinem Anbieter hingegen keine Probleme, sagt Vodafone-Kunde Napp. Und so teilt ein Telekom-Sprecher auf Anfrage auch mit, dass diese Anlage "die unmittelbare Umgebung, also das Wohngebiet - versorgen soll." Auch andere Standorte seien geprüft worden, "da aber alle Gebäude im Suchgebiet nur zweigeschossig sind, fand sich keine andere Alternative." Genau diese auf zwei Geschosse festgesetzte Struktur des Wohngebietes ist für die Mast-Gegner ein Ansatzpunkt ihrer Kritik: So wären dort sicherlich weder ein Kirchturm noch ein Minarett mit dieser Höhe genehmigt worden.

Mit seinen rund 30 Metern Höhe ist der Mast deutlich kleiner als der an der Münchener Straße bei Himmelgeist mit seinen 43,5 Metern. Doch auch 30 Meter sind den Anwohner zu viel. Die Hochspannungsmasten der Netzgesellschaft sind im Vergleich 28 Meter hoch, hat Klaus Napp erfahren.

Wann der Bau der Anlage startet, konnte der Telekom-Sprecher gestern noch nicht sagen. Allerdings gibt es ein Datum für eine Inbetriebnahme: drittes oder viertel Quartal 2018. Die Bewohner rund um den Werstener Sportplatz werden nicht die einzigen Betroffenen bleiben. Nach Angaben des Sprechers soll das Netz im gesamten Düsseldorfer Stadtgebiet "kontinuierlich ausgebaut werden".

Die Anwohner hoffen, dass sie die Mobilfunkanlage noch verhindern können oder sie wenigstens so gebaut wird, dass der Abstand zu allen Wohnhäusern drumherum ungefähr gleich ist. Klaus Napp hat deswegen ein Schreiben aufgesetzt, das er an die Stadtteilpolitiker verteilen will. Die sollen bei der Beantwortung noch offener Fragen helfen.

(RP)
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