Urdenbach Was Maternus mit Haus Bürgel zu tun hat

Urdenbach · Der Verlauf der 1914 abgerissenen Maternus-Kapelle wird nachgezeichnet. Klaus Vorwald hat sich mit dem Namensgeber befasst.

Urdenbach: Was Maternus mit Haus Bürgel zu tun hat
Foto: Matzerath Ralph

Farbige Steine sollen auf dem Boden des Innenhofs von Haus Bürgel demnächst den Verlauf der 1914 abgerissen Maternus-Kapelle nachzeichnen. Das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege hatte vor zwei Jahren Fundamente der 1147 erstmals urkundlich erwähnten Kapelle zu Dokumentationszwecken vorübergehend ausgegraben, danach wieder zugeschüttet. Ähnlich wie mit den farbigen Pflastersteinen vor St. Martin in Langenfeld-Richrath sollen die einstigen Konturen erkennbar werden. "Wegen des landwirtschaftlichen Betriebs auf Haus Bürgel müssen die Steine von Landmaschinen befahrbar sein", sagte Manfred Klein, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Urdenbacher Kämpe-Haus Bürgel. IG-Geschäftsführer Markus Kuller hofft, dass die Arbeiten noch in diesem Sommer starten werden.

 Manfred Klein, Vorsitzender der Interessengemeinschaft, mit dem Maternusstein.

Manfred Klein, Vorsitzender der Interessengemeinschaft, mit dem Maternusstein.

Foto: IG

Das hofft auch IG-Vorstandsmitglied Klaus Vorwald (60), der sich anlässlich der Ausgrabungen mit der Geschichte des Namensgebers beschäftigt hatte und seither über den heiligen Maternus reichlich Fakten zusammengetragen hat. "Ich mache seit drei Jahren regelmäßig Führungen in Haus Bürgel. Und Besucher fragen immer wieder, wer Maternus denn war", berichtet der Diplom-Kaufmann aus Urdenbach, der sich ehrenamtlich beim LVR-Amt für Bodendenkmalpflege engagiert.

Für die Leser unserer Zeitung gab Vorwald einen Einblick in seine Aufzeichnungen:

Wer war Maternus? Er war Bischof in Köln und wurde im September 313 von Kaiser Konstantin, der damals von Trier aus das römische Reich regierte, als Vertrauter zu einer Synode nach Rom geschickt. Konstantin selber konnte nicht teilnehmen. Das von den Konsuln Konstantin und Licinius veröffentlichte Mailänder Edikt gewährte namentlich auch den Christen Religionsfreiheit. Bei der Nachfolge-Synode 314 im französischen Arles unterschrieb Maternus sogar das Protokoll. Konstantin konnte wiederum nicht teilnehmen. Der Rheinländer Maternus war also ein wichtiger Mann im frühen 4. Jahrhundert.

Die Sage vom Boot mit dem Leichnam Weil Maternus nicht nur in Köln, sondern auch in Trier und in Tongeren Bischof gewesen sein soll, kam es zum Streit, als Maternus 328 in Köln starb. Wo sollte Maternus begraben werden? Nach der Legende entschlossen sich die drei Diözesen zu einem Gottesurteil. Der Leichnam wurde auf dem Rhein in ein Boot gelegt. Die Richtung, die das Boot in der Strömung nahm, sollte beweisen, ob Maternus in Trier (rheinaufwärts), in Köln (Stillstand im Rhein) oder in Tongeren (rheinabwärts) beerdigt werden sollte. Aber wo trieb das Maternus-Boot 328 an Land? Der Sage nach soll es fünf Kilometer rheinaufwärts in Köln-Rodenkirchen gestrandet sein. Mittelschiff und Apsis der dortigen Kirche Alt St. Maternus stammen wohl aus dem zehnten Jahrhundert.

Die Maternus-Kapelle in Monheim Der Standort im Innenhof des römischen Kastells Haus Bürgel war seit Christi Geburt durchgehend besiedelt, wie Gräber aus dem ersten Jahrhundert beweisen. Aus allen nachfolgenden Jahrhunderten wurden Keramikbruchstücke gefunden. Wie das baugleiche Kastell Alzey südlich von Mainz, das eine kontinuierliche Nachnutzung durch Burgunder und Alamannen aufweist, wurde auch Bürgel nachrömisch durch Franken instandgesetzt und als Friedhof genutzt. Fränkische Grabdeckel, noch im 19. Jahrhundert beschrieben, sind allerdings heute verschwunden. Die Fundamente der Maternus-Kapelle wurden hingegen 2014 komplett freigelegt. Die Glocke von 1400 wurde 1886 nach Langenfeld verschenkt, heute hängt sie in Berghausen. Der mittelalterliche Taufstein stand 1903 noch in einer Ecke der Ruine, später wurde er nach Brandenburg ausgeliehen. Bei dem Bau der Bürgeler Kapelle hatte man Weihesteine aus dem 2. und 3. Jahrhundert ins Fundament und in eine Wand eingemauert. Die waren im 5. oder 6. Jahrhundert, als Kapelle und Friedhof angelegt wurden, auf dem Gelände noch vorhanden. "Dem Volksglauben gemäß soll (an Stelle der späteren Maternus-Kapelle) einst ein Heidentempel gestanden haben", schrieb 1881 der Gründer des Düsseldorfer Geschichtsverein, Wilhelm Herchenbach.

"Nachweislich wurde die allererste Maternus-Kapelle im Rheinland im Hof von Haus Bürgel gebaut", betont Vorwald. Haus Bürgel lag in der römischen Kaiserzeit und im Mittelalter unmittelbar am linken Rheinufer. Vorwald: "Sollte vielleicht 328 das Maternus-Boot in Bürgel gestrandet sein?"

(RP)
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