Urdenbach Seltener Gast: Nachtreiher macht in der Urdenbacher Kämpe Station

Urdenbach · Der Vogel kommt hauptsächlich im mediterranen Raum vor. Bisher ist er noch nie in Nordrhein-Westfalen entdeckt worden, jetzt soll er sogar hier brüten.

 Der seltene Nachtreiher ist in der Urdenbacher Kämpe gesichtet worden. Er soll dort sogar brüten.

Der seltene Nachtreiher ist in der Urdenbacher Kämpe gesichtet worden. Er soll dort sogar brüten.

Foto: udo schmitz

Das Brustgefieder hellgrau, die Flügel dunkler schattiert, ein spitzer Schnabel - die Entdeckung eines Nachtreihers in Gebiet des Urdenbacher Altrheins weckt Begeisterungsstürme bei den Fachleuten. "Er kommt hauptsächlich im mediterranen Raum vor. Aber wenn er das erste Mal hier gebrütet hat, wird er wiederkommen", ist sich Tobias Krause vom Gartenamt sicher. In Haus Bürgel stellten Mitarbeiter gestern mit Vertretern des Gartenamtes und der Deutschen Umwelthilfe eine Erfolgskontrolle vor, die sich dieses Mal auf die Tierwelt - insbesondere auf die gefiederten Bewohner - konzentrierte.

Mehr als zehn Jahre wird die Entwicklung der Flora und Fauna in der Urdenbacher Kämpe beobachtet und dokumentiert. "Wir müssen diese Kartierung machen, weil die Renaturierung des Altrheins ein Modellprojekt ist", erklärt Holger Pieren von der Biologischen Station Haus Bürgel. Die Finanzierung wird durch Eigenbeteiligung und mit Hilfe von Stadt, Land und Sponsoren gestemmt. Das Gesamtvolumen umfasst mehrere 10.000 Euro. Das Splitten in zwei- bis dreijährige Abstände sei daher notwendig, außerdem wolle man nicht so häufig Unruhe in die Tierwelt bringen, erläutert Pieren. In dem sumpfigen, schwer zugänglichen Gebiet wird für die Erfassung eine Drohne verwandt.

Allein für die Kartierung der Vögel seien rund 10.000 Euro veranschlagt worden, die die Deutsche Umwelthilfe sponsert. Ihr Vertreter Ulrich Stöcker lobt das erfolgreiche Konzept der Renaturierung. "Hier wird Wildnis direkt vor der Stadt gewagt und großartig angenommen." Mit dem Kompliment schloss er Tiere und Menschen gleichermaßen ein. Der größte Erfolg sei die Artenvielfalt, die sich seit der Deichöffnung entwickelt habe.

"Wenn der Nachtreiher durch Europa fliegt, ist die Urdenbacher Kämpe eine wunderbare Einladung", meint Stöcker lachend. "Wir hatten ihn gar nicht im Kopf, weil er in Nordrhein-Westfalen bisher nirgendwo vorkam", sagt Haus-Bürgel-Geschäftsführerin Elke Löpke. Der seltene Gast sei nicht nur gesichtet worden, es bestünde zudem Brutverdacht. Die Liste der Vogelkartierung weist aus, dass seit 2009 zehn neue Arten hinzugekommen sind, doch es gibt auch Abwanderer - zum Beispiel den Buntspecht. "Das ist sozusagen ein klassischer Fall, weil er ein typischer Waldvogel ist", erklärt Krause. Bei den Graureihern gebe es zehn neue Brutpaare und die Blesshühner hätten sich sogar verdreifacht. "Die Ergebnisse zeigen, dass die Menschen auf dem Weg bleiben und die Vögel sie nicht als Störenfriede empfinden," deutet Elke Löpke das erfolgreiche Ergebnis.

Als nächster dauerhafter Bewohner wird der Weißstorch umworben. "Für den Storch tun wir nächstes Jahr etwas, es sind auf jeden Fall Nisthilfen geplant", sagt Löpke.

(RP)
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