Urdenbach Mit drei Treckern zur Weltmeisterschaft

Urdenbach · Sechs Urdenbacher fahren ins österreichische Fusch, um ihre Fahrkünste mit ihren fast 60 Jahre alten Oldies unter Beweis zu stellen. Fahrpraxis besitzen sie seit Jahren, denn ihre Trecker ziehen die Erntedankfestwagen.

 Diese drei Trecker und ihre Fahrer (ohne Michael Kümmel) messen sich in Geschicklichkeit und Fahrkönnen bei der WM.

Diese drei Trecker und ihre Fahrer (ohne Michael Kümmel) messen sich in Geschicklichkeit und Fahrkönnen bei der WM.

Foto: Olaf Staschik

Sie sind sechs Männer mittleren Alters, die sich wie verrückt auf eine Fahrt nach Österreich freuen. Anfang der Woche geht es los, nach Fusch an der Großglockner Straße. In drei Teams, in drei Autos und - das ist besonders wichtig - mit drei Hängern. Auf jedem der Anhänger steht ein Trecker. Nicht irgendeiner, sondern es sind alles Oldtimer.

 Harald Schwenzig auf seinem "Deutz15", den er selbst restauriert hat, der aber seiner Frau gehört.

Harald Schwenzig auf seinem "Deutz15", den er selbst restauriert hat, der aber seiner Frau gehört.

Foto: Staschik Olaf

Die sechs Urdenbacher, vom Schornsteinfeger bis zum Geschäftsführer, erfüllen sich einen Traum, den schon früh alle kleine Jungs haben. Sie wollen Weltmeister im Treckerfahren werden, oder besser: zumindest an der Weltmeisterschaft teilenehmen.

Für Harald Schwenzig, Robert Reibel, Peter Bauer und Alfred Müller ist es Neuland; sie wissen noch nicht, was auf sie zukommt. Michael Kümmel und Torsten Winter hingegen sind WM-erfahren. Sie haben schon zweimal, 2009 und 2013, an dem Turnier teilgenommen, mit Winters inzwischen verstorbenen Vater.

Die Teilnahme an der Trecker-WM hatte Winter seinem Vater zum Geburtstag geschenkt. "Der war damals Feuer und Flamme", sagt er. Und die Tour habe auch richtig Spaß gemacht. Winter betont, dass es bei der Weltmeisterschaft, zu der übrigens nur Trecker-Oldtimer (bis Baujahr 1986) zugelassen sind, nicht um Schnelligkeit geht, sondern um Geschicklichkeit - "und vor allem darum, das man den Trecker beherrscht und fahren kann".

Die sechs Kumpels können alle Trecker fahren. Nachdem die Idee geboren war, an der WM teilzunehmen, haben sie sich den Namen "Treckerfreunde Urdenbach" gegeben. Inzwischen haben sie sich sogar Westen mit diesem Namen machen lassen. Alle sechs sind im Allgemeinen Bürgerverein Urdenbach (ABVU). Beim traditionellen Erntedankfest haben sie schon mit ihren Treckern die Mottowagen gezogen.

Apropos Trecker: Da ist zunächst Torsten Winters "Hannomag R16", Jahrgang 1954 - mit 16 PS der ältestes der drei Traktoren, ein Erbstück von Winters Vater Karl-Heinz. Vor zwei Jahren hat er das Gefährt übernommen. "Der ist top in Ordnung. Ab und an hole ich ihn raus aus meinem Schuppen, prüfe Luft und die Reifen, putze ihn und fahr 'ne Runde", sagt er. Jetzt hat er wieder zwei Jahre TÜV und kann mit Winter die Geschicklichkeitsprüfungen vollbringen. "Gar nicht so einfach", sagt der Schornsteinfeger. Denn die Kupplung ist knochenhart. Da müsse man schon Kraft in den Beinen haben.

Harald Schwenzigs "Deutz 15", Jahrgang 1960, erstrahlt im edlen Grün. Die Lackierung ist ziemlich neu. Denn der 15-PS-starke Oldie war zuvor rosa lackiert. Eine gewagte Farbe. Aber sie sollte auch ihren Zweck erfüllen. Schwenzig hat nämlich den Traktor seiner Frau Silke erst Anfang des Jahres zum Geburtstag geschenkt - um ihn anschließend zu restaurieren. Eigentümerin ist aber immer noch seine Frau,

Der dritte Trecker im Bunde ist Robert Reibels "Fahr D 180" aus dem Jahr 1956, der mit 24 PS der schnellste der drei Urdenbacher Oldies ist. Ein Schmuckstückchen, meint sein Besitzer und ist davon überzeugt, mit seinem Beifahrer Peter Bauer locker den Großglockner hochzukommen.

Denn das ist eine der größten Herausforderungen bei der WM. "Die zwölf- bis 16-prozentigen Steigungen mit den zahlreichen Kurven, das ist nicht ganz leicht", sagt Winter, "das muss man erst mal schaffen", meint er grinsend zu seinen Freunden. Er hat schließlich Erfahrung. Auch die Gleichmäßigkeitsfahrt sei nicht einfach, erinnert sich Winter. Da muss der Treckerfahrer eine Strecke zweimal fahren und ein Gespür für sein Gefährt unter Beweis stellen. Denn die Zeit sollte bei beiden Fahrten fast gleich sein.

"Man muss schon ganz schön bekloppt sein, um sich das anzutun", räumt Harald Schwenzig ein. Aber jetzt gibt es kein Zurück mehr. "Wir werden Spaß haben", sind sich alle einig.

Am Montag oder Dienstag nächster Woche wollen die Treckerfahrer wieder zurückkommen. Ambitionen auf einen der zahlreich ausgeschriebenen WM-Titel haben sie nicht. Dabeisein ist alles. "Und wenn doch jemand ganz vorne mitfährt - auch schön", sagt Winter. Immerhin machen sich zwei ihrer Trecker in der Kategorie Baujahr 1947 bis 1956 Konkurrenz.

500 Teilnehmer haben sich angemeldet. Davon sechs aus Urdenbach, da müsste doch ein Platz ganz oben dabei sein. Denn Treckerfahren können alle, das werden sie spätestens beim Erntedankfest-Umzug am 30. September wieder unter Beweis stellen.

(RP)
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