Urdenbach Getreide mahlen wie im alten Rom

Urdenbach · Das römische Museum in Haus Bürgel ist um eine Attraktion reicher. Harry Scheid hat eine antike Mühle rekonstruiert.

 Harry Scheid (Bild) hat die römische Mühle gemeinsam mit Herbert Reuter erbaut.

Harry Scheid (Bild) hat die römische Mühle gemeinsam mit Herbert Reuter erbaut.

Foto: ralph matzerath

Im Südwest-Raum des Museums wird der Alltag römischer Legionäre ein Stück weit lebendig. Mitten im Raum steht eine große Mühle. Bis zu 20 Pfund Getreide können damit auf einmal gemahlen werden. Ein paar Schritte weiter ist eine authentische Kochstelle installiert. Im Innenhof von Haus Bürgel gibt es zudem einen originalgetreuen Ofen, in dem nicht nur am Tag des offenen Denkmals im September Brot nach römischer Art gebacken wird.

"Die Besucher sollen erleben, wie es früher war", sagt Harry Scheid. Der 78-Jährige hat die Mühle in Zusammenarbeit mit Herbert Reuter von der benachbarten Kaltblutzucht erbaut. Die in sich drehenden Steine und die dazugehörige Holzkonstruktion seien ein authentischer Nachbau. "Die römischen Soldaten haben ihr Mehl entweder selbst gemahlen oder die Arbeit an Sklaven, Kinder oder Esel delegiert." Bis zu drei Stunden dauert es demnach, bis das Getreide zu Mehl geworden ist.

Die Mühle ist die neueste Attraktion des Museums, das seine Ausstellung immer wieder ergänzt. "Wir wollen für Besucher möglichst interessant bleiben", betont Manfred Klein, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Urdenbacher Kämpe/Haus Bürgel. "Dazu gehört, dass wir uns immer wieder etwas Neues einfallen lassen. Das hält das Museum lebendig."

Entstanden ist das antike Mahlwerkzeug in mühevoller Kleinarbeit - "und zwar alles ehrenamtlich", wie Klein betont. Auch die Feuerstelle ist ein Werk von Harry Scheid, der sich der Experimental-Archäologie verschrieben hat. Dabei geht es vor allem darum, Geräte, Werkzeuge oder Vehikel aus längst vergangenen Epochen nachzubauen - möglichst authentisch und mit den Mitteln der damaligen Zeit. Laut Klein zählt das Museum zwischen 4000 und 5000 Besucher im Jahr. Geöffnet ist es immer sonntags von 14.30 bis 17 Uhr. Außerhalb der Öffnungszeiten gibt es nach voriger Anmeldung auch regelmäßig Führungen für Schulklassen oder Ausflugsgruppen. Am Tag des offenen Denkmals am 13. September schlägt die "Classis Augusta Germanica" ihr römisches Lager mit Rüstungen und Waffen auf, um für ein Wochenende wie im alten Rom zu leben. Dann gibt es auch wieder frisches Brot aus dem römischen Ofen im Innenhof.

Für Harry Scheid ist die Mühle längst nicht das Ende der Fahnenstange. Er plant, dem Museum ein antikes Bolzengeschütz zur Verfügung zu stellen. Das nächste Projekt ist ebenfalls bereits in der Planung: Er will ein römischen Flachboot bauen - im Maßstab 1:20. Die Frachtschiffe verkehrten auf dem Rhein und Transportierten vor allem Baumaterial aus der Eifel oder dem Siebengebirge. Die bis zu 40 Meter langen Schiffe konnten 40 bis 50 Tonnen Ladung transportieren.

"Das antike Rom fasziniert mich seit meiner Kindheit", sagt Scheid, der bereits unzählige Arbeitsstunden investiert hat, um das Alltagsleben im Imperium Romanun für die Besucher erfahrbar zu machen. Die Römer seien aus technischer Sicht erstaunlich fortschrittlich gewesen. "Der römische und auch griechische Kultureinfluss wirkt bis heute nach. Es ist spannend, in diese Zeiten einzutauchen."

(RP)
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