Unterbilk Live-Übertragung aus dem Dünndarm

Unterbilk · Das Evangelische Krankenhaus in Unterbilk demonstriert vor 1800 Experten ein modernes Endoskopie-Gerät. In dem Haus an der Kirchfeldstraße werden Patienten dem Eingriff unterzogen, der im Maritim-Hotel gezeigt wird.

 Chefarzt Horst Neuhaus stellt das Gerät für die Eingriffe vor.

Chefarzt Horst Neuhaus stellt das Gerät für die Eingriffe vor.

Foto: David Young

Beim 18. Internationalen Endoskopie Symposium in Düsseldorf können heute 1800 Teilnehmer im Maritim-Hotel einen neuartigen endoskopischen Eingriff im Dünndarm verfolgen. Die motorisierte Spiralendoskopie bei dem Patienten Holger Schippa (62) wird über Monitore aus dem Evangelischen Krankenhaus (EVK) aus Unterbilk übertragen. Mit seinem amerikanischen Kollegen Robert Huwes, Leiter des Instituts für gastroenterologische Endoskopie des Florida Hospitals in Orlando, demonstriert Chefarzt Horst Neuhaus erstmals ein spektakuläres Gerät der Firma Olympus. Er ist einer von drei Experten, die es derzeit bei Studien erproben. Bevor die neue Spiralendoskopie auf breiter Ebene einsatzfähig ist, dürften noch zwei Jahre vergehen, schätzt Neuhaus: "Das ist vernünftig. Man wird die Studien abwarten und sorgfältig evaluieren."

Spiralendoskope gab es bisher auch schon. "Die Methode war aber aufwendig und erforderte extrem viel Erfahrung", erklärt der Gastroenterologe. Jetzt macht eine 20 Zentimeter lange weiche Spirale die Anwendung einfacher, effektiver und schonender. Das Einwegprodukt wird auf ein über Fußschalter gesteuertes Spezialendoskop aufgesetzt. Durch Drehung wickelt es den sechs Meter langen Dünndarm auf. So können auch tiefer gelegene Partien erreicht und behandelt werden. Dem Patienten Schippa kommt das zugute. Seine Blutungen im Magen- und Darmtrakt blieben lange rätselhaft. Bis eine Kapselendoskopie ergab: Durch löchrige Kapillaren verlor er fortwährend Blut. Diese "Blutschwämmchen" (Angiodysplasien) können mit dem Spiralendoskop leichter verschorft werden. Kurz habe er gezögert, ob er einem öffentlichen Eingriff zustimmen sollte, sagt Schippa: "Aber dann überwog das Gefühl, dass ich anderen helfen kann. Ich bin froh, wenn die kleinen Vulkane in mir weg sind."

An die 30 endoskopische Eingriffe an Gallenwegen, Speiseröhre, Dickdarm und Bauchspeicheldrüse werden während des Symposiums parallel aus fünf Räumen des Evangelischen Krankenhauses übertragen. "Unsere Patienten aus ganz NRW stimmen gerne zu", bestätigt Chefarzt Neuhaus. "So haben sie gleich eine zweite Meinung und die Gewissheit, von den weltweit besten Experten begutachtet zu werden."

Pro Tag führt sein Team am EVK an der Kirchfeldstraße 45 bis 55 endoskopische Eingriffe durch. "Früher dienten sie zur Diagnose, heute weitaus mehr zur Therapie", erläutert Neuhaus. "Wir können damit im Rahmen der Vorsorge Krebs-Vorstufen erkennen und therapieren. Durch brillante Bild gebende Verfahren wird der spezifische Charakter von Schleimhautveränderungen sichtbar." Stolz ist er auf seinen hochmodernen Endoskopieraum ganz in Blau. Wegen des Klinikneubaus mussten die bisherigen Fenster verhängt werden. Nun sind die Lücken mit Düsseldorf-Motiven gefüllt. Das warme LED-Licht wechselt die Farben und verändert die Stimmung. "Eine Atmosphäre, in der den Patienten die Angst vor der Medizintechnik genommen wird", sagt Neuhaus.

(RP)
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