Unterbilk Künstler kämpfen für Fabrik-Charakter

Unterbilk · Ein geplantes Bauprojekt in Unterbilk schließt auch das Bestandsgebäude der ehemaligen Liesegang-Fabrik ein. Dort haben heute Künstler und Kreative ihre Ateliers. Im Umfeld sollen 200 Wohnungen entstehen.

 Keramik-Künstler Ulrich Schütz hat ein Atelier in der ehemaligen Fabrik an der Volmerswerther Straße.

Keramik-Künstler Ulrich Schütz hat ein Atelier in der ehemaligen Fabrik an der Volmerswerther Straße.

Foto: andreas bretz

Aus der Zeitung hat Christopher Simon erfahren, dass auf dem Areal neben der ehemaligen Liesegang-Fabrik bald große Veränderungen anstehen. 200 Wohnungen sollen dort entstehen - das Plangebiet grenzt an das St. Martinus-Krankenhaus, die Volmerswerther Straße, die Bahntrasse, die Neuss und Düsseldorf verbindet, und nicht zuletzt an die Liesegang-Fabrik, die früher Dia-Projektoren hergestellt hat.

Einen kurzen Schreck hat Simon bekommen, als er von den Plänen gehört hat; er dachte sofort an das Fabrikgelände, auf dem er und Ulrich Schütz ein Atelier angemietet haben. Mit Keramik arbeiten die beiden Künstler hauptsächlich, viele andere Kreative sind in den Hallen untergekommen. Architekten, Grafikdesigner, Fotografen, Modedesigner, ein Schreiner und ein griechischer Spezialitäten-Großhandel im Eingangsbereich des Geländes.

Panik will Christopher Simon keine verbreiten, er hat nur die Sorge, dass die Miete in der Liesegang-Fabrik steigen könnte, sobald das Areal drumherum durch die Neubauten aufgewertet ist. "Es ist schwierig, stadtnah bezahlbare Ateliers zu finden", sagt der Künstler und gibt zu bedenken, das die Mieter ihr Gelände genauso erhalten wollen wie es ist.

Um ein konkreteres Bild von den Plänen zu bekommen, kam Simon zur vorigen Sitzung der Bezirksvertretung 3 (Oberbilk, Unterbilk, Bilk, Friedrichstadt, Hafen, Hamm, Flehe, Volmerswerth), in der Juliane Conrad vom Stadtplanungsamt das Konzept vorstellte, das auch das Bestandsgebäude der Liesegang Fabrik umfassen soll. "Einiges war sehr schwammig", fand Simon, zum Beispiel die Aussage: "Die bestehende gewerbliche Nutzung ist gesichert. Eine Änderung wird es erstmal nicht geben." "Was bedeutet ,erstmal'", fragt Simon.

Vor mehr als zehn Jahren hatte es bereits Pläne zur Umgestaltung des Geländes gegeben, damals hatten Ulrich Schmitz und Christopher Simon ihren Kreativraum noch nicht bezogen. Umgesetzt wurde der Entwurf der Architekten Döring Dahmen Joeressen 2006 nicht, das Team wird aber auch diesmal beteiligt sein. Begrünte Innenflächen können sich die Architekten vorstellen, eine Tiefgarage soll unter dem Wohnquartier gebaut werden. Gerne würde das Stadtplanungsamt das Vorhaben in einem beschleunigten Verfahren durchbringen, "das widerspricht sich aber mit der angedachten Öffentlichkeitsbeteiligung", findet Dieter Sawalies von die Linke. Anregungen aus der Bürgerschaft sollen in jedem Fall aufgenommen werden, versichert Conrad. Simon und Schmitz würden gerne Ideen einbringen, "toll wäre, wenn der alte Baumbestand berücksichtigt wird", sagt Schmitz, der von seinem Atelier ins Grüne gucken kann und das auch in Zukunft gerne tun würde. Viele schützenswerte Bäume gebe es hinter der Liesegang Fabrik. Simon wünscht sich, dass der "Shabby Chic"-Charakter des Areals bestehen bleibt und keine Parkplätze verlorengehen. "Wir haben Besucher hier und Lieferverkehr", sagt der Künstler. Solange die Pläne, so wie sie in der Sitzung der BV vorgestellt wurden, nicht verändert werden, "ist das für uns hier okay", sagt Simon.

(RP)
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