Unterbilk "Hier wird einfach zu schnell gefahren"

Unterbilk · Für eine Geschwindigkeitsreduzierung auf der Bilker Allee setzten sich viele Anwohner ein, weil es häufig zu Unfällen oder Beinahe-Kollisionen kommt. Gleichzeitig würde durch Tempo 30 der Lärm abnehmen.

 Wolfgang Fiegen, Kirsten Augst, Ulrike Fischer, Peter Hein und Heidi Pausch diskutierten bei der Mobilen Redaktion über das Tempolimit.

Wolfgang Fiegen, Kirsten Augst, Ulrike Fischer, Peter Hein und Heidi Pausch diskutierten bei der Mobilen Redaktion über das Tempolimit.

Foto: anne orthen

Ein Friseurgeschäft betreibt René Krombholz an der Bilker Allee, und erst vor einer Woche kam es vor seiner Haustür zu einem Verkehrsunfall, bei dem zwei Fahrzeuge kollidierten. "Die verletzte Frau haben wir in unserem Laden zunächst versorgt. Wir müssen häufig wegen Unfällen die Polizei rufen, hier wird einfach viel zu schnell gefahren", sagt Krombholz, der sich gestern bei der Mobilen Redaktion der Rheinischen Post für eine Geschwindigkeitsreduzierung auf der Hauptverkehrsstraße in Unterbilk ausgesprochen hat.

1000 Mal hat eine Mutter ihrem neun Jahre alten Sohn gesagt, dass er vorsichtig sein muss, wenn er die Bilker Allee überquert. Und trotzdem wurde der Junge vor ein paar Tagen angefahren, weil er schnell zu seinen Freunden auf die andere Straßenseite wollte. "Zwei Tage musste er in die Kinderklinik, zum Glück ist nur ein riesen Schreck geblieben", sagt die Mutter, die unbekannt bleiben will zum Schutz ihres Kindes. Sie ist ebenfalls für Tempo 30 auf der Bilker Allee. Weil ihr Sohn nicht das einzige Kind ist, das die Straße queren muss, um zur Schule zu kommen.

Das bestätigt der 15-jährige Zartosht. Der Schüler der Realschule Florastraße macht sich Sorgen um seine jüngeren Mitschüler. "Die nutzen nicht die Ampeln, und das wird sich nicht verhindern lassen. Ich denke, es ist nur eine Frage der Zeit, bis etwas Schlimmes passiert. Außerdem werden Fahrradfahrer viel zu schnell und mit zu wenig Abstand überholt. Das sind gefährliche Situationen, die durch ein niedrigeres Tempo zumindest entschärft werden könnten."

Seit Jahren kämpft Wolfgang Fiegen für einen Zebrastreifen auf Höhe der Florastraße über die Bilker Allee. "Ich beobachte dort täglich gefährliche Situationen. Die haben noch zugenommen, seit im Frühjahr 2016 der Florapark einen neuen Eingang erhalten hat. Jetzt laufen noch mehr Menschen einfach über die Straße." Bislang ist die Verwaltung noch nicht auf seinen Wunsch eingegangen. "Man hat mir mitgeteilt, dass es genügend Ampeln gäbe. Das ist zynisch, denn die liegen jeweils weit über 100 Meter entfernt. Bis dahin läuft keiner einen Umweg." Ähnlich sieht es Theresa Biereder, die genau gegenüber dieser Öffnung wohnt. Gerne geht die Seniorin im Florapark spazieren oder entsorgt ihren Müll und ihre Flaschen auf der anderen Seite in den Containern. "Die Autofahrer sind oft schneller als mit 50 unterwegs", sagt sie.

Vor allem für die Sicherheit der Kinder würde Tempo 30 Sinn machen, meint Stefan Wiedon, Ortsvorsitzender des CDU-Ortsverbands Unterbilk/Hafen. "Die Regel müsste dann aber für alle Verkehrsteilnehmer gelten", sagt er und meint damit, dass auch die Rheinbahn in die Pflicht genommen werden sollte. Kirsten Augst hat mit Fahrern der Stadtbahn 707 über die Situation auf der Bilker Allee gesprochen. "Die würden auch gerne langsamer fahren, denn gerade in der dunklen Jahreszeit sind Fußgänger schwer zu sehen, und die Fahrer haben Angst, dass diese ihnen vor die Bahn laufen. Und wenn nur Tempo 30 gefahren wird, macht das doch höchstens 30 Sekunden längere Fahrzeit aus", sagt Augst

Gleichzeitig würde der Lärm abnehmen, wie es sich viele Anwohner wünschen. So wie Elena und Friedrich Hanke, die ihr Schlafzimmer raus zur Bilker Allee haben. Zudem ist seit dem Fahrplanwechsel zur Inbetriebnahme der Wehrhahn-Linie "der Fernsehempfang gestört, sobald eine Bahn vorbeifährt. Und wir haben Risse am Haus", sagt Friedrich Hanke. Das Problem ist Dietmar Wolf von den Grünen bekannt, er und seine Kollegin Anja Vorspel (Die Linke) setzen sich in der Bezirksvertretung 3 schon seit Jahren für eine gerechtere Mobilitätsverteilung ein. Beide würden das Tempolimit begrüßen. Burkhard Müller kennt die Bilker Allee als Fußgänger, Rad-, Autofahrer und Nutzer des ÖPNV. "Tempo 30 macht aber nur Sinn, wenn auch die Geschwindigkeit überwacht wird."

Für Michael Benthake und Robin Schäfer wäre Tempo 30 dagegen "ganz großer Unfug", sagt Schäfer. Beide müssen berufsbedingt mit dem Auto fahren, "mehr als 40 ist sowieso nicht möglich", sagt Robin Schäfer. Und Benthake ergänzt: "Die Helikopter-Eltern, die in zweiter oder dritter Reihe parken, sind viel gefährlicher."

(RP)
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