Nach Stern-Verlag-Schließung in Düsseldorf "Die Friedrichstraße bleibt ein Sorgenkind"

Unterbilk · Die Schließung des Stern-Verlags spüren auch die anderen Händler der Friedrichstraße in Düsseldorf. Sie wollen sich jetzt zusammentun. Vorbild dafür könnte die Interessengemeinschaft an der Benderstraße in Gerresheim sein.

 Der Weggang des Stern-Verlags hat viele Händler an der Friedrichstraße getroffen. Sie wollen sich jetzt zusammentun, um die Straße wieder ein bisschen in Schwung zu bringen.

Der Weggang des Stern-Verlags hat viele Händler an der Friedrichstraße getroffen. Sie wollen sich jetzt zusammentun, um die Straße wieder ein bisschen in Schwung zu bringen.

Foto: andreas endermann

Die vergangenen Jahre waren für die Geschäftstreibenden an der Friedrichstraße nicht leicht: Zunächst die Dauerbaustelle durch den Bau der Wehrhahnlinie, dann die Schließung des Stern-Verlags. Deshalb trafen sich jetzt Anlieger, um gemeinsam zu besprechen, wie die Straße wieder auf die Erfolgsspur geführt werden kann.

"Die Friedrichstraße bleibt ein Sorgenkind", sagte Ulrich Biedendorf von der Düsseldorfer IHK. Zum einen kämpfe die Straße mit denselben Herausforderungen wie andere Einzelhändler in Düsseldorf, beispielsweise mit dem stetig wachsenden Online-Handel oder der täglich geöffneten Outlet-Konkurrenz in den Niederlanden. Aber auch der Aufschwung der Innenstadt durch Projekte wie den Kö-Bogen mache die Situation nicht leichter. "Für diese Herausforderungen braucht es eine starke Gemeinschaft", sagte Biedendorf. Ein Vorbild dafür könne die Interessengemeinschaft der Händler an der Benderstraße in Gerresheim sein.

Um diese Gemeinschaft zu bilden, trafen sich viele Anlieger zum Kennenlernen und gegenseitigen Austausch in dem Bierfachgeschäft "Holy Craft". Dabei offenbarten sich weitere Sorgen: "Seitdem die Straßenbahn durch die Wehrhahnlinie unter der Erde ist, ist der Kundenverkehr deutlich zurückgegangen", erzählte Thomas Kastner, Inhaber des Gothic-Geschäftes "Unlicht". Auch die Lage zwischen den beiden frequentierten Polen Bilk-S-Bahnhof auf der einen und der Innenstadt auf der anderen Seite sei ein Problem. Aufgeben will Kastner jedoch nicht. "Dafür habe ich viel zu viel Geld in mein Geschäft investiert", sagte er.

Dietmar Wolf (Grüne), zweiter stellvertretender Bezirksbürgermeister und Mitorganisator des Treffens, blickte dagegen positiver in die Zukunft. Hoffnungen setzt er auf den Ausbau des Bilker S-Bahnhofes zum Regionalbahnhof im Jahr 2020. "Dadurch wird die Zahl an Passanten deutlich zunehmen", sagte er. Diesen Optimismus teilten jedoch nur wenige Händler an dem Abend.

Schließlich ist es vom Bilker Bahnsteig bis an den Kirchplatz ein weiter Weg, so dass es fraglich ist, ob am Ende nicht nur direkte Anlieger wie die Düsseldorfer Arcaden oder der Supermarkt Real von dem erhöhten Passantenaufkommen profitieren werden. Schwarz aber äußerte einen weiteren Punkt, der ihn positiv stimmt beim Blick auf die nächsten Jahre: "Ob Menzels Lokschuppen oder Bandoneon, ein Fachhandel für Tangoschuhe - die Friedrichstraße bietet eine einzigartige Vielfalt."

Ähnlich beurteilte Sebastian Knepper, Inhaber von "Holy Craft" und Gastgeber an dem Abend, die Lage. Eine vielfältige Geschäftslandschaft sei der Schlüssel zum Erfolg. "Statt großer Ketten braucht die Friedrichstraße kreative Geschäfte", fand er.

Als ein Vorbild dafür nannte er die Lorettostraße im benachbarten Unterbilk. Wie viele andere Anlieger kämpft Knepper seit einigen Jahren mit stagnierenden und teilweise gar rückläufigen Umsätzen. Aber auch er will dem Standort an der Friedrichstraße treu bleiben. Neben einer facettenreichen Geschäftslandschaft setzt aber auch er auf eine Gemeinschaft der Händler. "Wir brauchen eine Gemeinschaft, um auch unsere Interessen besser an die Politik kommunizieren zu können", sagte er.

(RP)
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