Unterbilk Abschied von den Ordensschwestern

Unterbilk · Nach mehr als 150 Jahren verlassen die Schwestern das St.-Martinus-Krankenhaus. Ein Einschnitt auch für die Stadt, denn damit gibt es keine aktiven Schwestern mehr an einer Klinik. Kardinal Meisner verabschiedet die Schwestern am Sonntag.

Wenn die Ordensschwestern der Armen Dienstmägde Jesu Christi in wenigen Tagen das St.-Martinus-Krankenhaus verlassen, ist das nicht nur eine Zäsur für die Kongregation und die Klinik, deren Wurzeln auf eine Einrichtung zurückgehen, die Ordensgründerin Katharina Kasper (1820-1898) aus Dernbach noch selbst ins Leben gerufen hatte. Es ist auch ein Einschnitt für die Stadt: Denn mit den drei Frauen werden die letzten aktiven Krankenhaus-Ordensschwestern Düsseldorf verlassen, deren Geschichte traditionell eng verbunden ist mit der Geschichte der Stadt und insbesondere mit der Krankenpflege. Vor ziemlich genau drei Jahren hatten bereits die Dominikanerinnen das gleichnamige Krankenhaus in Heerdt verlassen.

Nachwuchsmangel und das hohe Alter der Schwestern - eine ist bereits über 80 - seien der Grund dafür, dass nun nach einer mehr als 150-jährigen Geschichte keine Ordensschwester vor Ort mehr wirken kann, sagt Simone Weber, Provinzoberin der Dernbacher Schwestern. Die drei Schwestern hätten "tolle Dienste" in Unterbilk geleistet, vor allem in der Seelsorge, und seien den Menschen vor Ort ans Herz gewachsen. Viele hätten Briefe geschickt und darum gebeten, dass die Schwestern in Unterbilk bleiben, dass man ihnen zum Beispiel einen Alterssitz einrichtet, so die Provinzoberin. Wie in solchen Fällen üblich, werden die Schwestern aber in das Mutterhaus nach Dernbach im Westerwald zurückkehren. Vorher (am Sonntag ab 15 Uhr) werden sie in einer Eucharistiefeier in der Kirche St. Martin von dem Alterzbischof von Köln, Joachim Kardinal Meisner, verabschiedet.

1859 waren die ersten Schwestern auf Wunsch der Fürstin von Hohenzollern - begleitet von der Stifterin und Generaloberin Katharina Kasper - nach Düsseldorf gekommen, um sich um kranke und bedürftige Waisenkinder zu kümmern, von denen es in den Arbeitersiedlungen viele gab. Es wurden verschiedene karitative Einrichtungen gegründet, etwa eine Suppenküche, eine "Verwahr-, Strick- und Nähschule", eine "Warteschule" als Vorläufer der heutigen Kitas sowie verschiedene Krankenpflegeeinrichtungen. Während des Ersten Weltkriegs wurde dann das "Damenheim", das 1913 errichtet worden war, als Lazarett genutzt, die Konzession als Krankenhaus wurde 1923 erteilt. 1930 begannen dann die Arbeiten für den Klinik-Neubau an der Gladbacher Straße. In der Blütezeit der 1960er Jahre versorgten mehr als 60 Schwestern die Patienten. Heute ist die Klinik mit 236 Betten in Trägerschaft der Katharina Kasper Via Salus GmbH, die gut 3900 Mitarbeiter beschäftigt.

Dass Schwester Franzesko, die Oberin am St.-Martinus-Krankenhaus, und die anderen beiden Schwestern das Unterbilker Krankenhaus in wenigen Tagen verlassen, sei eine "große Zäsur", sagt der kaufmännische Direktor der Klinik, Stefan Erfurth. Die Schwestern seien ein "sichtbares Zeichen" für die Identität des christlich-orientierten Krankenhauses. Viele Menschen würden gerade wegen der christlichen Werte und Rituale das Krankenhaus an der Gladbacher Straße auswählen. Im Krankenhaus haben sich die Schwestern unter anderem um die Seelsorge und die Kapelle gekümmert, haben zum Beispiel auch Spiele-Nachmittage in der Geriatrie organisiert. Schwester Franzesko hat das Ethik-Komitee der Klinik geleitet und sich der ehrenamtlichen Helfer angenommen. Auch für die vielen kleinen Gesten der Schwestern, etwa eine Karte und ein kleines Präsent zu einer Geburt, seien viele Patienten dankbar gewesen, sagt Stefan Erfurth: "Die Schwestern werden eine große Lücke hinterlassen, die nur schwer zu schließen sein wird."

(semi)
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