Unterbach/Erkrath Wer tötete Werner Senger?

Unterbach/Erkrath · Vor 20 Jahren wurde der Unterbacher Jäger in Erkrath ermordet. Der Fall ist bis heute nicht gelöst.

 An dieser Stelle am Römerweg in Erkrath geschah der Mord.

An dieser Stelle am Römerweg in Erkrath geschah der Mord.

Foto: Janicki

Als der Unterbacher Bäckermeister Werner Senger vor 20 Jahren gegen fünf Uhr morgens zur Jagd aufbrach, wollte er am Erkrather Römerweg Kaninchen schießen. Die Stelle, wo damals eine Hecke ein Rüben- von einem Getreidefeld trennte, ist heute mit einem Gedenkstein gekennzeichnet. Damals wie heute wird der Weg von vielen Spaziergängern, Joggern und Radfahrern benutzt. Doch gesehen oder gehört hat am 25. Juni 1995 niemand etwas.

Als Werner Senger gegen Mittag immer noch nicht von der Jagd zurück nach Hause gekommen war, machten sich seine Frau und seine Tochter auf die Suche nach ihm. Seinen grünen Opel-Astra Caravan hatten sie schnell gefunden. Als die Angehörigen im Auto zwar den eingesperrten Jagd-Terrier entdeckten, aber keine Spur von Werner Senger ahnten sie schon, dass hier etwas nicht stimmen kann. Nicht weit vom Auto entfernt fanden Frau und Tochter die Leiche von Werner Senger unter einem offenbar schnell und nachlässig zusammengescharrten Haufen Erde, der marginal mit Brennnesseln und Gras bedeckt war. Er wurde durch drei Schüsse in Brust, Schulter und in den Kopf getötet. Doch wer hat den damals 60-Jährigen ermordet und die Leiche so hastig verscharrt? Und vor allem: Warum musste Werner Senger sterben? Hatte er Streit mit einem Gegner der Jagd? Gab es ein Handgemenge? War es etwa persönliches?

Die Frage ist bis heute ohne eine Antwort geblieben. Mord verjährt nie - doch vom Täter oder den Tätern fehlt jede Spur, die Akten sind vorläufig geschlossen, es gibt offenbar keine neuen Ermittlungsansätze mehr. Einen Durchbruch könnte der Fund der Waffe von Werner Senger bringen. "Die ist bis heute verschwunden", sagt Jürgen Szonn.

Der Jäger ist Mitglied des Jagdhornbläserchor Erkrath-Unterbach, das jedes Jahr am Todestag ein Halali zu Ehren Werner Sengers bläst. "Wenn man die Waffe finden würde, könnte das zum Täter führen", sagt Szonn. Die Waffe - das ist ein Gewehr der Marke Savage Kaliber 22, Magnum 20/70. Mit dieser Waffe hatte Senger offenbar bereits einige Kaninchen erschossen, fünf junge Tiere lagen neben seiner Leiche. Bis heute ist nicht bekannt, mit welcher Waffe Werner Senger erschossen worden ist. Am Tatort und in der näheren Umgebung wurde keine Patronenhülse und kein einziges Projektil gefunden, obwohl die Polizei tagelang und mit Hundertschaften suchte. Jede Spur fehlt auch bis heute von Werner Sengers Fernglas, Autoschlüssel sowie seiner Geldbörse.

Die Kreisjägerschaft war vom kaltblütigen Mord an ihrem Kameraden tief getroffen. An der Beerdigung des sehr beliebten Werner Sengers nahmen Abordnungen von 19 Hegeringen sowie mehr als 60 Jagdhornbläser teil. Die Jäger erhöhten die Belohnung der Staatsanwaltschaft von 3000 auf 20 000 DM. Doch der entscheidende Hinweis auf den Täter fehlt bis heute.

Offenbar war es in den frühen 1990er Jahren so, dass es im Jagdrevier von Werner Senger häufiger zu "besonderen Belastungen" kam. In der Fachzeitschrift "Die Pirsch" heißt es in einem Artikel über den Tod des Jägers: "Viele Erkrather Jäger klagen über ausufernde Störungen, darunter demolierte Ansitze, zerstochene Autoreifen, zerkratzte Autos sowie ständige Beleidigungen". Weiter heißt es in dem Artikel von 1995: "Das Revier ist zur bevorzugten Spielwiese von Jagdgegnern und autonomen Tierschützern geworden." Angeblich hätten umgelegte Hochsitze, zersägte Leitern sowie teilweise mutwillig in Brand gesetzte Hochsitze "zur Tagesordnung" gehört, so "Die Pirsch". Werner Senger sei angesichts der vielen Vorfälle unruhig gewesen und habe deshalb immer sein Handy dabei gehabt, was damals bei weitem nicht so selbstverständlich war wie heute. Das Handy fehlt - bis heute.

(RP)
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