Stadtmitte Nach dem Neustart ausgeraubt

Stadtmitte · Kaum drei Wochen ist es her, dass Boutique-Inhaberin Constanze Muhle ihren neuen Laden an der Bastionstraße eröffnet hat. In der Nacht zu Sonntag sollen Einbrecher hochwertige Kleider, Schuhe und Accessoires gestohlen haben.

 Viele Regale und Kleiderstangen in Constanze Muhles Boutique sind nach dem Einbruch nur sporadisch gefüllt.

Viele Regale und Kleiderstangen in Constanze Muhles Boutique sind nach dem Einbruch nur sporadisch gefüllt.

Foto: andreas bretz

Die oberen Regale sind leer, an den Kleiderstangen hängen ein paar Strickjacken, weiße Blusen sind im Fenster ausgestellt. In die große Vitrine mittig im Laden hat Constanze Muhle einen Gürtel gelegt, ein Paar Stiefeletten daneben gestellt, einen Schal ordentlich gefaltet in der Kommode platziert. Kaum zwei verschiedene Größen eines Kleidungsstücks hat Muhle im Augenblick in ihrer Boutique, auch wenn man das dem Laden auf den ersten Blick nicht ansieht. Den ganzen Dienstag haben Muhle und ihre Kollegin Rosi Baldus an der Bastionstraße aufgeräumt, improvisiert, dekoriert, damit es lebendig aussieht, so wie es in einer hübschen Boutique eben sein soll.

Dabei hatten die Frauen alles so schön hergerichtet, am 11. Dezember sind sie von der Kö in das kleine Lokal gezogen. In der Nacht zu Sonntag sind dann Unbekannte eingebrochen, haben Waren im Wert von rund 170.000 Euro gestohlen. Angefangen von der Bluse für 220 Euro bis zum teuren Kaschmir-Mantel für 5000 Euro. Sie sind nicht durch die Ladentür gekommen, über den Eingang in das unbewohnte Haus haben sich die Einbrecher Zutritt verschafft, fanden einen Zugang im Keller.

Am Silvestermorgen bekam Constanze Muhle einen Anruf von Anna Hillmer, die einen Friseursalon gleich nebenan betreibt. Eisentore sollen aufgebrochen worden sein, die Polizei hatte die Nachbarin bereits gerufen. "Sie sagte, dass die Tür zum Laden nicht beschädigt wurde", erinnert sich Muhle, die kurz durchatmete und sofort zur Bastionstraße lief. "Dann habe ich gesehen, dass der Laden völlig leer war." Nur ein paar Teile hingen noch in dem Schaufenster, das an der Kasernenstraße liegt.

Constanze Muhle setzte sich auf den Bordstein, während sie auf ihren Mann wartete. Ganz weiche Knie hatte sie bekommen, fragte den Polizisten, ob er sie in den Arm nimmt. Heute lacht sie darüber - "er hat natürlich nein gesagt, das darf er ja gar nicht", sagt Muhle. "Wenn ich ihn jemals wiedersehe, versinke ich im Erdboden." Die Boutique-Besitzerin hat schnell ihren Humor wiedergefunden, auch dank der Unterstützung ihrer Mitarbeiterinnen. Rosi Baldus zum Beispiel, die gerade in Hamburg war und dort eigentlich Silvester feiern wollte, "wäre am liebsten in den Zug gestiegen und nach Hause gefahren", sagt sie. Inzwischen haben die Frauen viel geschafft, "uns war wichtig, die Fenster wieder schön zu machen", sagt Baldus. Gestern ist neue Ware geliefert worden, mit der sie die Regale und Kleiderstangen auffüllen konnten. "Wir haben unsere Lieferanten angerufen, ob sie Restposten haben", erzählt Baldus. Und Glück im Unglück hatten sie auch: Denn eigentlich hätte Ende Dezember noch eine große Lieferung kommen sollen, das Datum aber hatte sich verschoben. Die Sachen wären vermutlich genauso weg gewesen wie die Golfausrüstung von Constanze Muhles Mann, die sie im Keller lagerte. "Die Diebe müssen viel Zeit gehabt haben", vermutet die Inhaberin. Kleider hätten die Täter von den Bügeln gezogen, Schuhe aus Kartons ausgepackt. Sogar den Strom sollen sie abgestellt haben, damit kein Licht mehr scheint im Laden. Muhle und Baldus lassen sich aber nicht unterkriegen, "wir machen natürlich weiter", sagt Rosi Baldus selbstbewusst. Und ein schlechter Start ins neue Jahr ist der Einbruch keinesfalls gewesen, "er war ja 2017".

(RP)
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