Stadtmitte Ihre Kunstwerke sind erste Sahne

Stadtmitte · In der griechischen Konditorei Byzantio ist Shrouq Ibheis die Künstlerin vom Fach. Die gelernte Konditorin fertigt Torten in so ziemlich jeder Form an, die man sich vorstellen kann.

 Konditorin Shrouq Ibheis beim Anfertigen einer Torte. Die 36-Jährige hat bereits 1,50 Meter hohe Kreationen geschaffen.

Konditorin Shrouq Ibheis beim Anfertigen einer Torte. Die 36-Jährige hat bereits 1,50 Meter hohe Kreationen geschaffen.

Foto: Andreas Bretz

Nach ihrer Lehre bei Behmer arbeitete Shrouq Ibheis unter anderem fünf Jahre im Libanon und zwei in der Schweiz. Zurück in Düsseldorf war sie bei Breuninger tätig. Seit 2015 ist die 36-Jährige bei Byzantio an der Bismarckstraße. Die Palästinenserin, die in Jordanien geboren wurde, liebt die Herausforderung, die ihr Job jeden Tag aufs Neue mit sich bringt. Eine Torte in Porscheform, als Torso in Reizwäsche ("Für einen Junggesellenabschied"), zum Thema Star Wars, Dschungelbuch oder Prinzessin Lillifee? Alles kein Problem für Ibheis. Ihr Meisterstück: eine siebenstöckige Hochzeitstorte von 1,50 Meter Höhe. Sie zückt ihr Handy und zeigt das entsprechende Foto. Fünfstöckige Hochzeitstorten sind im Byzantio ab 500 Euro zu haben, eine kastenförmige Torte mit Foto für acht Personen schlägt mit 30 Euro zu buche.

Die Herstellung ist zu 100 Prozent Handarbeit. Zunächst werden die Biskuit-Böden zugeschnitten. Dann wird die Creme in die Böden eingespritzt, bevor die Sahne mit sogenannten Paletten aufgestrichen und das Ganze mit Zuckermasse ummantelt wird. Im Anschluss geht es ans Finish. Shrouq Ibheis demonstriert, wie eine Torte ihr individuelles Gesicht bekommt. In einer Ecke der Produktionsstätte, die im ersten Stock über dem Café Byzantio untergebracht ist, steht ein riesiger Drucker. "Davon gibt es in ganz Düsseldorf nur zwei", weiß Ibheis. 16.000 Euro koste so ein Gerät. Mit seiner Hilfe kann ein Foto vom benachbarten Laptop direkt auf die Torte aufgebracht werden, wahlweise auch auf Zuckerpapier. Ibheis richtet die Torte auf dem Drucker aus und startet den Druckvorgang. Wenig später prangt auf der sahnigen Pracht ein Urlaubsfoto aus der Türkei. Mit Hilfe einer Airbrushpistole färbt Ibheis nun den Tortenrand mit Lebensmittelfarbe ein, anschließend verziert sie die Kanten mit Sahne. Zum Abschluss noch die persönliche Botschaft aus flüssiger Schokolade: "Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag Ilma" steht da in perfekt geschwungenen Buchstaben. Fertig. Der Kunde kommt, so ist es auf dem Bestellzettel über der Theke notiert, gegen 16 Uhr. 40 Euro kostet das kleine Kunstwerk, das bis dahin in einem der Kühlschränke verschwindet.

Um die Dimension zu verdeutlichen: Mit 100 Kilogramm Zuckermasse, aus denen die Tortenummantelung gefertigt wird, kommt man im Byzantio gerade mal zwei bis drei Wochen aus. Zuckerrosen werden aus Italien importiert. Die restlichen Zutaten stammen aus Frankreich, Griechenland und Deutschland. Allein 200 Torten entstehen pro Woche für den Verzehr im Café sowie für den Außer-Haus-Verkauf. Individuelle Sonderanfertigungen nicht inklusive.

Allein 200 Torten entstehen pro Woche für den Verzehr im Café sowie für den Außer-Haus-Verkauf. Individuelle Sonderanfertigungen nicht inklusive. Auf Kundenwünsche können Ibheis und ihre Kollegen auch kurzfristig reagieren. Wer heute bestellt, kann die fertige Torte morgen schon abholen. Die süße Branche hat fast immer Hochsaison: "Silvester, Weihnachten, Valentinstag, Ostern, Muttertag, Hochzeits- und Verlobungssaison", zählt Ibheis auf. Allein die Sommerzeit sei ein bisschen ruhiger. Ibheis nutzt das, um mit ihrer Tochter nach Ägypten zu reisen. "Zehn Tage Meer, blauer Himmel, all inclusive", im Urlaub liebt es die alleinerziehende Mutter, sich um gar nichts kümmern zu müssen.

In ihrem Job hingegen seien Plan und System mehr als die halbe Miete. "Wenn man gut vorbereitet ist, schafft man alles", sagt die Konditorin. Im Byzantio gehen die Vorbereitungen für das Weihnachtsgeschäft deshalb schon im Oktober los.

(RP)
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