Stadtmitte Düsseldorfer Bettgeschichten

Stadtmitte · Die Berliner Allee hat sich in den vergangenen Jahren zu einer Bettenmeile gemausert. Geschäft reiht sich an Geschäft. So richtig erklären kann das niemand.

 An der Berliner Allee werden Bettenkäufer fündig. Beliebtes Modell ist derzeit das Boxspring-Bett.

An der Berliner Allee werden Bettenkäufer fündig. Beliebtes Modell ist derzeit das Boxspring-Bett.

Foto: Andreas Endermann

Es hat sich viel getan in den Betten der Düsseldorfer und Heidi Freitag weiß genau darüber Bescheid. "Das Schlafzimmer, das ja früher ein privater und eher karger Bereich war, ist heute mehr denn je Wohnraum", sagt die Leiterin des Showrooms der Firma Fennobed. Ihre Kunden wollen vor allem gesund schlafen und morgens ausgeruht sein, fügt sie hinzu, aber sie haben auch Freude an der Gestaltung. Privat geht Frau Freitag sogar noch weiter: "Ich gestalte jede Woche mein Bett neu. Ich könnte es nicht mehr ertragen, dies nicht zu tun", sagt sie. Zentrum dieser klammheimlichen Revolution im Schlafzimmer scheint die Berliner Allee zu sein. Mindestens acht Bettengeschäfte buhlen hier und im Umkreis der Straße um Kundschaft, es gibt Betten für 600 Euro, aber manchen Düsseldorfern ist der gesunde Schlaf auch bis zu 100.000 Euro wert.

"Es gibt häufig Leute, denen ist der Schlaf heilig, und da spielt Geld dann keine Rolle", sagt eine Verkäuferin. Der Trend im Bettenbereich - besonders im Vertrieb hochwertiger Betten - geht zum Boxspringbett, Lattenrost und Matratze hingegen, jahrzehntelang der Standard auch in Düsseldorfer Schlafzimmern hätten ausgedient, sagt sie. Das Boxspringbett besteht aus zwei Matratzen und einer Auflage, wobei die unterste Matratze in einem Kasten untergebracht ist (englisch Box).

In den Matratzen wiederum sind Metallfedern verarbeitet, der dünne Topper, auf dem man sich bettet, schließlich besteht aus Kaltschaum. "Bei uns mit viel Naturkautschuk", sagt Frau Freitag und fügt hinzu, dass viele ihrer Kunden die Betten in Hotels kennengelernt hätten und so gut darin schliefen, dass sie schließlich so etwas auch Zuhause haben wollten. Wenn sie denn genügend Platz haben, denn so ein Boxspringbett ist schon ziemlich massiv.

Monika Claasen ist sich nicht noch so ganz sicher, ob es am Ende denn ein Boxspringbett wird. Auf der Pro-Seite steht für sie der hohe Einstieg, außerdem der Komfort. Da wäre allerdings noch die Contra-Seite. "So ein Bett ist am Kopfende zu hoch, außerdem ist es so schwer, dass mein Mann das alleine nicht mehr umstellen kann, falls es mal in einen anderen Raum soll." Auf der anderen Seite leide der aber auch unter Rückenschmerzen und da soll so ein Bett ja Wunder wirken. Ihr Mann Friedel kommt hinzu: "Die Rückenschmerzen mögen auch davon kommen, dass ich so oft Möbel verschieben muss", sagt er. Bei Claasens ist der Bettenkauf eine lustige Angelegenheit und während die Verkäuferin am Telefon mit einem anderen Kunden versucht, einen Liefertermin zu finden, plaudern Claasens freimütig ihre Bettgeschichten aus. Zu Bett gehen sie meist zwischen elf und zwölf, er eher später. Frau Claasen hat zwei Kissen, Herr Claasen nur eins, "weil ich ein bisschen zu klein für mein Gewicht bin, brauch ich eher eine härtere Matratze", sagt Herr Claasen, dass er ein "kleines bisschen" schnarcht, hat die Ehe, aus der drei Kinder und bisher vier Enkelkinder hervorgegangen sind, nicht sonderlich belastet. "Ehrlich gesagt, die Vorstellung ohne ihn einzuschlafen, ängstigt mich", sagt Frau Claasen und ihr Mann nickt. Was sie suchen? 1,80 mal 2 Meter, größer darf es auf keinen Fall sein, "sonst verliert man sich noch", scherzt Friedel Claasen.

Nach den Erfahrungen von Andreas von Seidlein, der das "Swiss Sense"-Geschäft an der Berliner Allee managt, ist dies das Maß, das die meisten Kunden wollen. Auch Singles. Selten nur verkauft er Einzelbetten, allerdings ist die Größe 1,40 mal 2 Meter relativ beliebt, vor allem für kleine Wohnungen natürlich. Seidlein sieht ebenfalls den Trend zum Bett als Wohnmöbel, so hat er etwa Betten in der Ausstellung in deren hinterem Rahmen ein Fernseher verschwinden kann, der bei Bedarf wieder hochgefahren wird. Hinzu kommt der Trend zu natürlichen Produkten, Rosshaar, Flachs, Baumwolle, unbelastet und ohne Allergene.

Warum aber gerade an der Berliner Alllee so viele Bettengeschäfte zu finden, weiß er auch nicht. "Um ganz ehrlich zu sein, ich habe mich das auch schon mehr als einmal gefragt."

(RP)
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