Stadtmitte Düsseldorf hat ein Personalproblem

Stadtmitte · Köche, Kellner, Verkäufer - warum Servicekräfte in Düsseldorf schwer zu finden sind und welche Folgen das hat.

 Stadtbäckerei-Chefin Sandra Westerhorstmann (links) und Filialleiterin Sabrina Müller in dem neuen Laden an der Nordstraße.

Stadtbäckerei-Chefin Sandra Westerhorstmann (links) und Filialleiterin Sabrina Müller in dem neuen Laden an der Nordstraße.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Sandra Westerhorstmann hat ein Problem. Nicht, dass ihre Stadtbäcker-Läden nicht laufen würden, im Gegenteil: Gerade hat sie eine neue Filiale an der Nordstraße eröffnet, doch auch hier war die Suche nach geeigneten Mitarbeitern die wohl größte Herausforderung. "Wir sind ja so etwas wie Stadtteil-Bäckereien. Im Idealfall kennen unsere Verkäuferinnen und Verkäufer unsere Kunden und kommen aus der Nachbarschaft." Doch der Idealfall ist immer seltener. Westerhorstmann sagt: "Wir sind eigentlich immer auf der Suche nach Mitarbeitern." Und damit steht sie nicht alleine in der Landeshauptstadt.

Vor allem der Handel und die Gastronomie beklagen, dass es immer schwieriger wird, geeignete Mitarbeiter zu finden. Tatsächlich geht der Personalmangel im Gastro-Bereich Düsseldorfs inzwischen so weit, dass Neueröffnungen verschoben werden müssen, weil sich schlicht niemand findet, der bereit wäre, zu kochen oder zu servieren. "Wenn sich die Leute manchmal fragen, warum wir denn nicht endlich loslegen, kann ich auch nur sagen: Mit wem?", erklärt ein Gastronom, der in Stadtmitte darauf wartet, sein Lokal endlich eröffnen zu können. Besonders schwierig ist die Situation in der gehobenen Gastronomie und bei Wirten, die lediglich ein oder zwei Lokale betreiben. Da hat es die Systemgastronomie schon einfacher, sie kann Personalengpässe mit Mitarbeitern aus anderen Filialen überbrücken. Kleine Betriebe bleiben da auf der Strecke.

Dies spiegelt sich auch im Handel wider: Besonders kleineren Betrieben fällt es schwer, offene Stelen zu besetzen. Anders als Ketten können die kleinen Geschäfte nämlich die Last der Samstagarbeit etwa nicht auf viele Mitarbeiter verteilen, hier muss jeder ran, immer. Viele Arbeitnehmer sind aber heute nicht bereit dazu. So berichtet etwa ein Eigentümer eines Einrichtungshauses in der Düsseldorfer Innenstadt, dass Bewerber zuerst nach Freizeit und Urlaub fragten und oft schon zu Beginn des Gesprächs klarmachten, dass sie nur unter der Voraussetzung anfangen, dass sie samstags nicht arbeiten müssen. Theoretisch könnte er fünf Verkäufer oder Verkäuferinnen in seinem Laden beschäftigen. Zwei offene Stellen sind allerdings seit Monaten schon unbesetzt, weil er niemanden dafür findet.

Die Agentur für Arbeit verzeichnet in Düsseldorf eine " hohe Bewegung am Stellenmarkt" im Einzelhandel, wie Sprecherin Heike Börries sagt. "Offene Stellen gibt es in allen Bereichen, in Vollzeit oder Teilzeit, in verschiedensten Stundenformen, auch mit geringfügiger Beschäftigung." Dabei falle die Besetzung offener Stellen im Textilbereich leichter, als etwa im Lebensmittelhandel, so Börries. Im für Düsseldorf so relevanten Luxus-Segment suchen die Unternehmen Verkäufer, die mindestens sehr gut Englisch, dazu am besten aber auch Russisch oder Arabisch sprechen, die sich auf internationalem Parkett zu bewegen wissen. "Hier gestaltet sich die Suche nach geeigneten Kandidaten oft sehr schwierig,", weiß Börries.

Wer aufmerksam durch die Stadt läuft, sieht fast an zahllosen Geschäften kleine Zettel, auf denen Verkäufer gesucht werden. Ob in Bäckereien, in Drogeriemärkten, Lotto-Läden, Supermärkten oder inhabergeführten Geschäften in den Stadtteilzentren. "Motivierte Verkäufer/innen" sind Mangelware. Besonders im Bereich der 450-Euro-Jobs. Auch bei Vollzeitstellen ist die Zahl der Bewerber überschaubar, sagt der Filialleiter einer Drogeriemarktkette in der Innenstadt.

"Das Problem ist auch, dass die Margen keine höheren Gehälter hergeben", fügt er hinzu. Außerdem gebe es Vorgaben aus den Zentralen der Handelsunternehmen, die der Situation in Düsseldorf kaum gerecht werden. "In Düsseldorf kann man von den üblichen branchenspezifischen Tarifen nicht leben. Und zu pendeln, lohnt sich da nicht, zumal man zurzeit auch in der Peripherie der Landeshauptstadt genügend Jobangebote hat." Der Handelsverband verweist darauf, dass der Einzelhandel immer mehr Stellen in Düsseldorf schafft. Vier Prozent im vergangenen Jahr, der Einzellhandel sei ungebrochen "attraktiv auch für Auszubildende", sagt Sprecherin Simone Schwan. Dennoch sei es in Zeiten von geringer Arbeitslosigkeit manchmal schwierig, alle Stellen zu besetzen.

Der Notstand im Düsseldorfer Gastgewerbe hat mehrere Ursachen, sagt Gastro-Berater Markus Eirund. So sei die Situation bei den etablierten Unternehmen eh schon angespannt gewesen, "hinzukommen jetzt noch die vielen Neueröffnungen". Stadtweit, schätzt Eirund, gab es etwa 300 im vergangenen Jahr. Und alle brauchen Mitarbeiter, Spüler, Kellner, Köche.

Auch wenn hier die Bezahlung stimmt, viele junge Leute seien nicht bereit, die Arbeitszeiten auf sich zu nehmen.

(RP)
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