Stadtmitte Der Duft der Tradition

Stadtmitte · Seit 50 Jahren sitzt die Parfümerie Förster an der Oststraße. Angefangen hat der Familienbetrieb als Drogerie. Seitdem wurde das Ladenlokal zweimal vergrößert. Trotz der Konkurrenz durch Ketten hat sich das Geschäft behauptet.

 Jörg, Kristina, Roswitha und Willi Förster (v.l.) führen die Parfümerie an der Oststraße, die in den vergangen fünf Jahrzehnten nach zwei Erweiterungen ständig gewachsen ist.

Jörg, Kristina, Roswitha und Willi Förster (v.l.) führen die Parfümerie an der Oststraße, die in den vergangen fünf Jahrzehnten nach zwei Erweiterungen ständig gewachsen ist.

Foto: Anne Orthen

Wer 50 Jahre an ein und demselben Standort ein Geschäft betreibt, benötigt Durchhaltevermögen - erst recht in der Parfümerie-Branche, in der Ketten wie Douglas den Ton angeben. Willi Förster von der nach ihm benannten Parfümerie an der Oststraße 162 blickt in diesen Tagen auf fünf Jahrzehnte Selbstständigkeit in seinem Laden zurück. Es ist ein Familienunternehmen wie es im Buche steht, die Ehefrau arbeitet mit, ebenso Sohn und Tochter, eine weitere Angestellte gibt es. 74 Jahre alt ist Förster inzwischen, ans Aufhören denkt er deswegen noch nicht. "Ein bisschen noch", sagt er, wohlwissend, dass sein Lebenswerk bei Sohn Jörg und Tochter Kristina in guten Händen sein wird.

 Roswitha und Willi Förster begannen 1966 mit einer kleinen Drogerie auf 60 Quadratmetern.

Roswitha und Willi Förster begannen 1966 mit einer kleinen Drogerie auf 60 Quadratmetern.

Foto: privat/Repro: A. Orthen

Alles begann 1966 mit einer kleinen Drogerie auf 60 Quadratmetern an der Oststraße, als gegenüber gerade das Horten-Gebäude fertiggestellt wurde. Förster, ausgebildeter Drogist auf Jobsuche, hatte eine Anzeige von Haus und Grund in der Zeitung ("City-Drogerie zu vermieten") gelesen, stellte sich Tage lang vor das Geschäft und zählte die Kunden. Sein Fazit: "Es lohnte sich." Mit seiner heutigen Frau war er zu dem Zeitpunkt noch nicht verheiratet, "wir wohnten jeweils bei den Eltern, Kost und Logis frei, das half, Geld zu sparen". Die Drogerie lief zum Glück wie am Schnürchen, "wir hatten noch die gesamte Angebotspalette von Spirituosen über Babybrei bis Bürsten".

Doch mit der Aufhebung der Preisbindung in den 70er Jahren begann das Drogeriesterben, jetzt war Einfallsreichtum gefragt. Die Försters setzten auf die allmähliche Umwandlung in eine Parfümerie - und lagen damit richtig. Zweimal konnte man sich im Laufe der Jahrzehnte vergrößern, die Fläche eines ehemaligen Strumpfladens und eines Pelzgeschäfts im Nachbarhaus wurden der Parfümerie zugeschlagen, die sich jetzt auf 440 Quadratmetern ausbreitet. "Anfang der 70er Jahre gab es 450 Drogerien in Düsseldorf, wir zählen zu den ganz wenigen privat geführten, die überlebt haben", erzählt Förster stolz. Und fügt hinzu: "Wir haben hier noch Kunden, die kommen tatsächlich seit 50 Jahren." Unnötig hinzuzufügen, dass Willi Förster jeden seiner Stammkunden beim Namen kennt.

Damit wäre auch schon der erste Punkt genannt, womit die Försters versuchen, sich von der Konkurrenz der Parfümerie-Ketten abzuheben: die enge Kundenbindung, die ausführliche Beratung. "Außerdem haben wir jedes Produkt auf Lager, nichts muss bestellt werden", sagt Junior-Chef Jörg Förster. Das Sortiment umfasst rund 50.000 Artikel, was auch daran liegt, dass es von einem Parfüm sämtliche Variationen gibt. "Wir haben allein 18 Regalmeter Chanel", nennt Jörg Förster ein Beispiel. Nischendüfte und Klassiker, die anderswo kaum noch zu bekommen sind, führt Förster ebenfalls. Nicht zuletzt heißt es, Trends zu erkennen. "Bärte sind im Moment ja unheimlich in. Wir haben ein großes Angebot an Rasiermessern oder -pinseln", erzählt Willi Förster.

Tochter Kristina Förster-Jores hat auf Umwegen in den elterlichen Betrieb gefunden, sie arbeitete nach dem Studium zunächst sechs Jahre in einer Apotheke und bringt ihre Erfahrungen jetzt auch in ein weiteres Standbein der Försters ein: die "Anwendungen", von Kosmetik bis Fußpflege, was man heutzutage gerne in den Bereich "Spa" einordnet. Und: Förster-Jores beherrscht fünf Sprachen, zum Beispiel Chinesisch. "Wir haben auch Kunden aus Brasilien, Russland oder dem Iran", zählt sie auf, "zuletzt war die Königsfamilie aus Katar bei uns im Laden".

Willi Förster ist jedenfalls überzeugt, dass seine Parfümerie weiterhin eine Zukunft haben wird. "Wenn jetzt Zurheide kommt, davon profitiert hier die ganze Oststraße. Es wird neue Geschäfte und Restaurants geben. Das gesamte Quartier ist im Aufwind", sagt Förster. Und wird etwas wehmütig: "Es wird mir schon schwerfallen, aufzuhören."

(RP)
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