Stadtmitte Der Bewerbungshelfer

Stadtmitte · Alexander Vejnovic hat Studenten in der Ukraine geholfen, ihre Mappen kostenlos mit einem schönen Foto auszustatten.

 Mit diesem Foto hat sich Gleb Owtscharenkos beworben.

Mit diesem Foto hat sich Gleb Owtscharenkos beworben.

Foto: go

Wenn Viktoriia Svyrydenko früher Bewerbungen verschickt hat, dann gab sie sich viel Mühe mit dem Lebenslauf, dem Anschreiben, versuchte, kreativ zu sein, viel von ihrer Persönlichkeit in Worte zu fassen. Ein Bild aber schickte sie nicht mit, ein gutes Bild hatte sie schlicht nicht. In Charkiw in der Ukraine, wo die 28-Jährige lebt, spielt für viele Akademiker und Studenten das Foto nur eine Nebenrolle - ganz gleich, ob sie sich für ein Auslandssemester zum Beispiel in Deutschland beworben haben oder für einen Job in der Ukraine.

 Mit Hemd und Sakko hat Vejnovic ihn porträtiert.

Mit Hemd und Sakko hat Vejnovic ihn porträtiert.

Foto: vejnovic

Wie wichtig so ein Foto aber ist, zum Beispiel für die Bewerbung um eine Stipendium - das wollte Anatolii Mozghovyi, Leiter des Nürnberger Hauses in Charkiv, seinen Schülern zeigen, darunter Svyrydenko, die promovierte Geschichtswissenschaftlerin ist, und Mitschüler Gleb Owtscharenko, Geografie-Student. Beide lernen fleißig Deutsch, Viktoriia Svyrydenko, um in Deutschland zu forschen, Gleb Owtscharenko könnte sich sogar vorstellen, einmal hier zu leben. Durch Zufall stieß der Leiter des Nürnberger Hauses auf einen Zeitungsartikel, in dem die Geschichte des Düsseldorfer Fotografen Alexander Vejnovic erzählt wurde.

Kurzerhand bekam der eine Einladung in die Ukraine, um einen Foto-Workshop zu halten. Entstanden sind tolle Bewerbungsbilder und Freundschaften zwischen dem Dozenten und seinen Motiven. Viele Jahre ist Vejnovic durch die Welt gejettet, als Modefotograf, hat die schönsten Frauen abgelichtet. Das aber erfüllte ihn bald nicht mehr, "mir fehlte der Tiefgang", erzählt der 56-Jährige, der dann eine Ausbildung zum psychoanalytischen Heilpraktiker machte, wodurch er eine andere Sicht auf den Menschen bekommen hat. Vor allem auf Frauen, "die sich oft kleiner machen", sagt Vejnovic, "nette Frauen können aber auch gleichzeitig selbstbewusst sein", findet der Fotograf, der dazu eine Ausstellung in der IHK organisierte, auf die schließlich Anatolii Mozghovyi aus der Ukraine stieß und den Düsseldorfer einlud.

Vier Tage war Vejnovic im letzten September in der Ukraine, sein erster Besuch in dem Land in Osteuropa - nie hatte er vorher daran gedacht, in die Ukraine zu reisen. Heute hat er eine andere Meinung darüber. Weil er herzlich empfangen wurde in Charkiw, Gleb Owtscharenko ist es gewesen, der dem Fotografen die Stadt gezeigt hat, ihn nach Hause zu seiner Familie mitnahm. Als Alexander Vejnovic dann vor der Klasse stand, entschied er, ein kostenloses Shooting anzubieten. Eine Bedingung stellte er: "Die Schüler sollten ein schlechtes Bild mitbringen und einen kurzen Text schreiben, warum sie gerne nach Deutschland wollen", erzählt Vejnovic, der fasziniert ist von den Geschichten der jungen Ukrainer, die so viel Arbeit auf sich nehmen, "um eine so schwere Sprache zu lernen".

Mit ihren neuen Bildern haben die Schüler große Pläne, die Alexander Vejnovic in Teilen kennt. Denn der Kontakt zwischen ihm und den Ukrainern ist geblieben. Am Wochenende ist Viktoriia Svyrydenko sogar zu Besuch gewesen in Düsseldorf. Einen Ausflug hat der 56-Jährige mit ihr ins Haus der Geschichte in Bonn gemacht. Denn Svyrydenko ist ein großer Freund der deutschen Geschichte, so schlimm sie auch gewesen ist. "In Deutschland hat man sich versöhnt mit der Geschichte", sagt die 28-Jährige. Das sei in ihrem Land anders. Das will sie ändern, dazu eng mit deutschen Instituten arbeiten, sich vielleicht für ein Forschungsstipendium bewerben, Ideen für ihre Arbeit in der Ukraine sammeln. Und helfen sollen dabei Alexander Vejnovic Fotos.

(RP)
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