Stadtmitte Abschied vom Kloster mit Kunstinstallation

Stadtmitte · Das ehemalige Kloster der Franziskaner wird für ein Bürohochhaus mit Ladenlokalen und Wohnungen abgerissen. Die Baufirma Pandion möchte es mit einer Installation würdig verabschieden.

 Der Bildhauer Ludger Molitor hat die Klosterkirche an der Immermannstraße mit Rettungsfolie ausgekleidet. Die Arbeit mit dem Namen "Dissolve" (deutsch: auflösen) soll auf den Abriss der Kirche vorbereiten.

Der Bildhauer Ludger Molitor hat die Klosterkirche an der Immermannstraße mit Rettungsfolie ausgekleidet. Die Arbeit mit dem Namen "Dissolve" (deutsch: auflösen) soll auf den Abriss der Kirche vorbereiten.

Foto: Anne Orthen

Gold und ein roter Teppich - typisch Düsseldorf, könnte man zuerst denken. Oder auch an eine kitschige Weihnachtsverpackung. "Der rote Teppich gehört eigentlich gar nicht dazu, sondern ist nur verlegt worden, damit Besucher den Raum betreten können", sagt Ludger Molitor und führt durch die leere und mit Goldfolie verkleidete Klosterkirche. Es ist kühl in dem ungeheizten Raum, die Luft verströmt diesen Geruch nach leerstehendem Gemäuer - ein bisschen feucht und abgestanden. Das ehemalige Franziskanerkloster sieht seinen letzten Tagen entgegen und steht kurz vor dem Abriss. Um das bereits entweihte Gebäude würdig zu verabschieden, hatte die Baufirma Pandion den Bildhauer Ludger Molitor beauftragt, diesen Prozess künstlerisch zu gestalten.

Die Farbe der Folie schillert im Licht, das von Scheinwerfern, den Leuchten der Kirche und ihrem Fenster von draußen hereinfällt. An manchen Stellen erscheint die goldene Farbe rötlich warm, an anderen grünlich. Dieses Wechselhafte passt gut zu dem Eindruck, den man als Besucher von der Arbeit haben kann. Einerseits gibt es diesen etwas billigen Aspekt, andererseits wirkt der Innenraum aber auch wie etwas Kostbares und Prunkvolles. Ein ungewohnter Anblick in dem kargen Raum, der in der frühen Nachkriegszeit entstand. Zu dem Muster der Klinkersteine der Wände passt das Muster mit Rechtecken der Folie gut. Wer schon einmal damit in Berührung kam, erkennt das goldene Material wieder, das jeder im Verbandskasten seines Fahrzeugs haben sollte: Rettungsfolie. Mit ihr werden verunglückte Personen in der Ersten Hilfe vor Unterkühlung, Nässe und Wind geschützt. Die goldene Verpackung ist also auch ein Schutz. Fünf Tage hat Molitor mit zwei Bildhauer-Kollegen gebraucht, um den Kirchenraum mit 1400 Quadratmeter Folie zu verkleiden.

"Dissolve" hat der 39-jährige Künstler seine Arbeit genannt, was "auflösen" heißt. Den englischen Begriff hat er verwendet, weil es ihn beim Film gibt. "Damit bezeichnet man eine Überblendung, bei der sich ein Bild langsam abschwächt und ein anderes kommt hoch", erklärt Molitor. Er sieht an diesem Ort eine städtebauliche Überblendung passieren. Aber er versteht den Titel auch ganz konkret. Durch die Verkleidung mit der Folie, würden die Konturen des Gebäudes beginnen, sich aufzulösen. Die Türen, Schwellen und Treppen seien nicht mehr klar erkennbar. Dazu wird auch eine Erwartung auf den Kopf gestellt. Gewöhnlich ist die Kuppel einer Kirche vergoldet. Hier aber befindet sich das "Gold" auf dem Boden. Natürlich handelt es sich nicht um Blattgold, sondern um eine beschichtete Aluminiumfolie, die nur golden erscheint.

Zu der Arbeit von Molitor gibt es einen Text von Jochen Breme, Professor für Bildhauerei an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft. Darin beschäftigt er sich mit den unterschiedlichen symbolischen Bedeutungen von Gold und den changierenden Lesarten des Werks in der Kirche. Die Besucher haben so die Gelegenheit, andere und anregendere Bilder von der aufgegebenen Klosterkirche im Gedächtnis zu behalten als es das leergeräumt Gebäude alleine bieten würde. Tröstlich auch: Die Ordensbrüder beziehen wenige Straßen weiter ein neues Domizil, dort sollen die Kirchenfenster wiedereingesetzt werden. Die alten Kirchenbände nutzt die koptische Gemeinde.

(RP)
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