Reisholz Künstlerische Hommage an den Leitzordner

Reisholz · In den Räumen von "Philara" an der Walzwerkstraße ist bis zum 16. August eine neue Ausstellung zu sehen.

 Katharina Klang steht vor einem Werk von Timm Ulrichs.

Katharina Klang steht vor einem Werk von Timm Ulrichs.

Foto: RP-Foto von Ameln

Auch im EDV-Zeitalter hat der Spruch "Ordne und finde mit Leitz" nur wenig von seiner Gültigkeit verloren. Mit seiner Registra-Aktenmappe A, heute schlicht als Leitzordner bekannt, revolutionierte 1896 Louis Leitz die bürokratische Ablage. Der Leit(z)-Spruch aller Büro-Hengste ist noch immer am Giebel der ehemaligen Leitz-Fabrik an der Walzwerkstraße in Reisholz, in der unter anderem Atelierräume für Künstler, aber auch die Kunstsammlung Philara des Eigentümers Gil A. Bronner untergebracht sind, zu lesen. "Ordne und finde mit" lautet der Titel der aktuellen, von Katharina Klang kuratierten letzten Sommerausstellung, die bis zum 16. August in den Räumen von Philara (3. OG) zu sehen ist.

"Die thematische Klammer der Ausstellung ist einerseits eine Hommage an den Leitzordner, über das Synonym für Ordnung und Struktur hinaus geht es aber auch um das Archivieren", so Klang. Mit Fiona Banner, Natalie Czech, Ceal Floyer, David Renggli, Georgi Stanchev, Katja Strunz, Timm Ulrichs und Andrea Zittel hat sie acht Künstlerinnen und Künstler ausgewählt, die zum Thema ganz unterschiedlich Stellung beziehen.

So hat Timm Ulrichs die Edition-Suhrkamp-Ausgabe von Walter Benjamins Werk "Über die Kunst im Zeitalter ihrer Reproduzierbarkeit" kopiert und jede Kopie jeweils erneut kopiert. Nach 100 Kopiervorgängen sind vom Buchcover nur noch blasse Schraffierungen übriggeblieben, Materielles schwindet. Die Arbeit sei unmittelbar nach einer Fotografie-Ausstellung im Essener Folkwang-Museum erworben worden, sagte Klang. "Memory Wall" lautet die Arbeit von Katja Strunz, die sich mit ihren schwarzen Würfeln auf das Bild "Das schwarze Quadrat auf weißem Grund" des russischen Avantgardisten Kasimir Malewitsch bezieht. Doch während Malewitsch als Begründer des Suprematismus und Wegbereiter des Konstruktivismus ein Anhänger exakter Strukturen war, wendet sich Strunz gegen Ordnungsprinzipien. Sie lässt ihre an der Wand schwerelos wirkenden Würfel förmlich explodieren, einige sind offen und zerbeult, und daher als Ordnung wahrende Container nicht tauglich. Eher einem Feldversuch über die Qualität von Filzstiften kommt die Arbeit von Ceal Floyer gleich.

Auf 32 Löschpapierblättern ließ sie 32 graue Filzstifte auslaufen. Das Resultat sind in Form und Farbe ganz unterschiedliche Tintenflecken. Die filzigen "Shades of Grey" weisen teils violette Farbkränze auf, teils sind auch Gelb- und Blautöne mit im Farbenspiel. Zwei Accessoires für die Business-Frau von heute, eine massives Fahrradschloss für das edle Bike und eine Handtasche, hat der Schweizer David Renggli zu einer Skulptur zusammengefasst. Dass eine Handtasche zumindest theoretisch eine Ordnungsfunktion hat, ist unbestritten, aber ob Frau in ihr auch findet, was sie sucht, das darf mitunter bezweifelt werden.

Besichtigt werden kann die Ausstellung samstags von 14 bis 17 Uhr sowie sonntags von 14 bis 16 Uhr. Im UG sind einige Editionen der Sammlung Philara ausgestellt.

(sb-)
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