Reisholz Flüchtlingshilfe plant Hilfsaktion in Griechenland

Reisholz · Der christliche Verein Mosaik Düsseldorf führt Hilfskonvois zu den Flüchtlingsrouten durch. Start ist nach Weihnachten

 Adaumir Nascente engagiert sich seit mehreren Jahren für Flüchtlinge. Nach Weihnachten fährt er nach Griechenland.

Adaumir Nascente engagiert sich seit mehreren Jahren für Flüchtlinge. Nach Weihnachten fährt er nach Griechenland.

Foto: Günter von Ameln

Wenn Adaumir Nascente mit seinem 18-jährigen Sohn kurz nach Weihnachten aufbricht, um geflüchteten Menschen auf den griechischen Inseln zu helfen, dann macht er das aus tiefer Überzeugung. Aus der Überzeugung, dass die dort Ankommenden es verdienen menschlich behandelt zu werden. Er ist der Auffassung, dass Europa es sich leisten kann, diesen Menschen Schutz zu gewähren. Er ist sicher, dass er mit seinem Engagement einen kleinen Teil dazu beitragen kann, die Flucht dieser Menschen etwas erträglicher zu machen.

Adaumir Nascente ist Gründungsmitglied des christlichen Vereins Mosaik Düsseldorf, der derzeit in Reisholz beheimatet ist und sich seit nunmehr zehn Jahren für den kulturellen Austausch zwischen Völkern und Religionen einsetzt. Bevor er den Verein zusammen mit seiner Frau und einer weiteren Familie gegründet hat, war der gebürtige Brasilianer und studierte Theologe Pastor in einer freien Gemeinde in Mönchengladbach.

Seit mehreren Jahren engagiert sich Mosaik Düsseldorf auch aktiv für Flüchtlinge. "Zunächst haben wir das Sprachcafé gestartet und boten so Unterstützung für all jene an, die Deutsch lernen wollten", sagt er. Daraus resultierte ein immer größer werdendes Netzwerk aus Unterstützern und Flüchtlingen, die nun ihrerseits in Projekte des Vereins eingebunden sind. Seit kurzem organisiert der Verein aber auch Hilfskonvois von Düsseldorf in jene Gebiete, in denen besonders viel Hilfe gebraucht wird. "Wir wollten dorthin, wo Ehrenamtler am meisten nötig sind", sagt Nascente. Und das seien meistens Gebiete, in denen die großen Hilfsorganisationen noch kaum vertreten seien. "Da wir ein relativ kleiner Verein sind, sind wir bei unseren Einsatz deutlich flexibler als die großen Organisationen und versuchen so gezielt zu helfen", sagt er. Die Planungen für den nächsten Konvoi nach Griechenland laufen auf Hochtouren. "Wir werden vermutlich direkt nach den Feiertagen in Richtung Samos, Lesbos oder eine andere Insel in Griechenland aufbrechen, auf der Hilfe gebraucht wird", berichtet Adaumir Nascente.

Insgesamt starten 15 Helfern aus Düsseldorf. "Derzeit suchen wir noch Sponsoren, die uns einen Teil der Flüge bezahlen. So verlieren wir keine Zeit für eine zweitägige An- und Abreise und können eine Woche lang helfen", sagt er. Angewiesen ist der Verein, wie alle anderen Hilfsorganisationen auch, auf Spenden. "Wir haben uns für die Konvois und gegen Sachspenden entschieden, da wir nie genau wissen, was uns vor Ort erwartet und was wir benötigen. Daher kaufen wir von den Spenden am Ort gezielt und nach Bedarf ein", sagt er. So würden der lokale Einzelhandel gestärkt und die Kosten für den Transport gesenkt.

Der Fokus des Vereins liegt bei der Arbeit am Ort auch auf den Kindern. "Oftmals sind die Hilfspakete auf Erwachsene zugeschnitten. Wir besorgen viele Hilfsgüter, die gezielt an Kinder verteilt werden", sagt er. Auf den kommenden Einsatz blickt er mit gemischten Gefühlen. Zum einen sei es unglaublich wichtig, den Menschen dort zu helfen, zum anderen habe er die Erfahrung gemacht, dass ihn solch ein Einsatz emotional aufwühle.

"In Slowenien habe ich unterschätzt, wie sehr mich die Situation der Menschen und der Umgang eines großen Teils der Behörden mit den Menschen mitnimmt. Teilweise kommen sie ohne Schuhe, mit wunden Füßen und völlig erschöpft an und werden ohne weitere Versorgung sofort von der Polizei in die Lager getrieben. Das sowas in Europa möglich ist, schockiert mich", sagt er. Daher habe er auch lange überlegt, ob er seinen 18-jährigen Sohn mitnehmen soll, sich schließlich aber dafür entschieden.

Auch sein zweiter Sohn möchte den Vater gerne begleiten. "Er ist erst 16 und ich weiß nicht, ob ich zustimmen kann", sagt er mit Blick auf die Situation in Griechenland. "Ich kann nicht ausschließen, dass dort Leichen angeschwemmt werden oder irgendwas mit den Booten passiert, die dort zum Teil im Minutentakt ankommen. Diese Bilder seien schwer zu ertragen", sagt er.

(maxk)
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