Reisholz Der Quatschkopp und sein Wagen

Reisholz · Sven Kuhnert fährt beim Veedelszug am Karnevalssonntag durch Hassels und Reisholz mit einem quietschgrün Wagen mit. Sein Motto lautet "Sven und seine Blumenwiese".

"Der Quatschkopp ist so etwas wie das Aushängeschild des Karnevalsvereins Reisholz", so beschreibt Vorsitzender Rolf Schreier den Posten, der in dieser Session einem besonders jungen Unterstützer des Reisholzer Karnevals übertragen wurde: dem 29-jährigen Sven Kuhnert.

Für Kuhnert war sein Motto für die aktuelle Session schnell klar. Kuhnert arbeitet als Gärtner bei der Stadt Düsseldorf. Mit "Sven und seine Blumenwiese" knüpft er nicht nur an seinen Beruf, sondern auch an das Thema seines Vorgängers an: "Dirk Angerhauen als letzter Quatschkopp hat als Bauarbeiter gebuddelt, und ich mache jetzt wieder alles grün", erzählt Kuhnert schmunzelnd.

Als er im November von Elferrat der Karnevalsgesellschaft für das Amt ausgewählt worden war, ging für ihn ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung. Schon als Jugendlicher hatte er die Truppe einer Bekannten, die "fröhlichen Jungfrauen", als Wagenengel im Veedelszug durch Hassels und Reisholz begleitet. Jetzt fährt er auf seinem eigenen Wagen mit.

In rund 30 Arbeitsstunden haben Kuhnert und sein Team den Wagen in eine grüne Wiese umgestaltet. Sogar ein Gartenhäuschen und eine Pergola mit Efeu haben sie darauf gebaut. Auch die Kostüme haben er und seine Freundin selbst entworfen. Es sind grüne Latzhosen mit angenähten Blumen und Hüten mit bunten Blüten daran.

Sven Kuhnert wird so im Veedelszug von Hassels nach Reisholz am Sonntag, 11.Februar, und im Düsseldorfer Rosenmontagszug mitfahren. Seine Freundin wird als Biene Maja verkleidet dabei sein. Denn Bienen brauche es schließlich für eine echte Blumenwiese, findet Gärtner Kuhnert.

Dass die Atmosphäre in der Karnevalsgesellschaft so gut ist, wie sie ist, ist nicht selbstverständlich. Noch im Herbst war die Zukunft der Quatschköppe ungewiss. Die Mitglieder des Elferrats waren allesamt über 60 Jahre alt und dachten daran, ihr Engagement im Karneval aufzugeben.

Nach einer Welle des Protests haben sich tatsächlich fünf neue jüngere Mitglieder gefunden, mit denen die Reisholzer zumindest für die kommende Session planen können.

Schon mit der Wahl des 29-jährigen Kuhnert hatte man ein Zeichen an die junge Generation senden wollen, sagt Vorsitzender Schreier. Kuhnert selbst sieht die Ursachen für das geringe Interesse an der Karnevalsarbeit als gesamt-gesellschaftliches Problem: "Die Leute wollen sich nicht mehr binden und selbst aktiv werden, sondern sich quasi an den gedeckten Tisch setzen und danach wieder gehen." Dass die Zukunft der Quatschköppe anders aussehen wird, davon ist Schreier mittlerweile überzeugt. Auch der Quatschkopp für die nächste Session steht schon fest und wird im Oktober bekannt gegeben.

"Voraussetzung und Stimmung sind gut", sagt Schreier und auch Kuhnert freut sich, nach 35 Jahren Tradition nicht der letzte Quatschkopp von Reisholz zu sein.

(tms)
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