Rath Werwölfe jagen im Jugendkeller

Rath · Zum "Werwolfabend" im evangelischen Jugendtreff in Rath kommen regelmäßig um die 50 Menschen, um zu spielen. Das Rollenspiel stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Gemeinde.

 Im Jugendkeller der evangelischen Gemeinde wird mehrmals im Jahr beim Spieleabend der Werwolf gesucht.

Im Jugendkeller der evangelischen Gemeinde wird mehrmals im Jahr beim Spieleabend der Werwolf gesucht.

Foto: Andreas Endermann

Ganz still wird es, wenn Pfarrer Alfred Geibel eine der wichtigsten Fragen im Spiel stellt: "Wen wollen die Werwölfe töten?" Mit geschlossenen Augen lauschen die 20 anwesenden Personen, ob sie nicht rechts oder links von sich ein Rascheln hören oder eine verräterische Bewegung vernehmen. Denn auf wen die "Werwölfe" mit der Hand zeigen, der erlebt die nächste Runde nicht mehr. Wer ist Werwolf, wer ein harmloser Dorfbewohner, wen vergiftet die Hexe, wen durchschaut die Seherin? Beim Rollenspiel "Werwölfe von Düsterwald" geht es blutig zu - allerdings nur in der Fantasie der Spieler. Im Jugenkeller des evangelischen Familienzentrums Rath haben sie beim "Werwolfabend" regelmäßig Spaß beim Raten, Verdächtigen und Henken.

Michael verrät sich, er lacht laut, als sich der Verdacht in der Runde auf ihn lenkt. "Ich habe nur gerade an etwas aus Spongebob gedacht", behauptet er, immer noch lachend. Stimmt das? Oder versucht er, seine Werwolf-Identität zu schützen? Das Spiel lässt sich am besten mit vielen Menschen spielen, dann kochen Verdachte hoch, Abstimmungen über Jagdaktionen auf (vermeintliche) Werwölfe in der Runde werden hitzig, es kommt zur Diskussion. Gut, denn so lernen sich auch die Teilnehmer am Spiel im Jugendkeller kennen, das Pfarrer Geibel leitet. Für ihn ist kaum einer der Besucher neu. "Ich kenne hier im Großen und Ganzen alle", sagt der 55-Jährige. Seit sieben oder acht Jahren veranstaltet er gemeinsam mit Ehrenamtlern, Helfern aus der Nachbarschaft und den Familien von Konfirmanden die Spieleabende an der Oberrather Straße.

Eine Kasse steht neben einem üppigen Büffet, das Sabine Bierenkoven, ehemalige Jugendleiterin und jetzt Ehrenamtskoordinatorin bestückt hat. Wer vorbeikommt, nimmt sich ein Sandwich, Kuchen oder ein Bier aus dem Kühlschrank, wirft ein paar Euro in den Kasten und kommt ins Gespräch. Nur in den Spielräumen darf nichts gegessen werden - das macht Geibel auch den Kindern klar, die sich mit einer Portion Pommes dazusetzen möchten. "Das mache ich natürlich nur bei Kindern von Eltern, die mich gut kennen", sagt Geibel. Meist kommen so viele Besucher, dass mehrere Runden aufgemacht werden, die je ein Spielleiter begleitet. Auch Geibels 14-jährige Tochter hilft manchmal, das Spiel in Gang zu bringen.

Fast alle der jugendlichen Mitspieler sind Konfirmanden, an anderen Tagen seien es reine Erwachsenenrunden, die auf Werwolfjagd gehen. "An den meisten Abenden sind wir hier am Rande der Kapazität", sagt Geibel. Und das soll auch so bleiben, denn von der gemütlichen Atmosphäre leben seine Spieleabende. "Wenn die Menge eine gewisse Grenze überschreitet, dann verliert man den Bezug zueinander", findet der Pfarrer. Denn für ihn sind die regelmäßigen Zusammenkünfte mehr als nur gemeinsame Freizeit: "Seit wir das machen, ist die Konfirmandenarbeit viel leichter geworden." Nur noch ein Drittel aller Jugendlichen in der Gemeinde kämen zum Konfirmationsunterricht, an den "Werwolf-Abenden" können sie sich und Geibel schon kennen lernen, ehe sie im Unterricht aufeinander treffen - sei es auch als harte Gegner im geselligen Rollenspiel. Denn Geibel, da ist sich eine der erwachsenen Mitspielerinnen sicher, ist einer der besten Spieler in der Runde.

(RP)
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