Rath Viel mehr als eine Grillparty

Rath · In der Vätergruppe im Rather Familienzentrum finden Väter guten Rat, gute Freunde - und immer ein Stück Grillfleisch. Die gemeinsamen Treffen einmal im Monat sind den Männern geradezu heilig.

 James McGreorg, Arnold Bergmann, Rene Götze, Stefan Baumann und Daniel Pink (hinten von links), vorne: Guido Volkmar (l.) und Uwe Stellmacher

James McGreorg, Arnold Bergmann, Rene Götze, Stefan Baumann und Daniel Pink (hinten von links), vorne: Guido Volkmar (l.) und Uwe Stellmacher

Foto: H.-J. bauer

Der Mittwochabend ist für Guido Volkmar heilig. Seit er im vergangenen Jahr mit seiner Familie nach Stockum gezogen ist, braucht er mit dem Bus geschlagene 20 Minuten bis zum Rather Familienzentrum. Ein Grund, deshalb nicht mehr zu kommen? Daran ist für den Familienvater nicht zu denken.

Einmal im Monat trifft sich hier mittwochsabends eine Gruppe von acht bis 15 Vätern. Die erste Maßnahme an einem jeden Mittwochabend: Den Grill anschmeißen. Denn ob Sommer oder Winter, ein ordentlicher Topf Fleischsalat, wie die Männer ihre Grillfleisch-Auswahl liebevoll nennen, wandert hier immer aufs Grillrost. "Der erste Vorteil unserer Gruppe: Bei uns wird nicht abgegrillt, bei uns wird durchgegrillt", sagt Guido Volkmar und lacht.

Doch diese Gruppe ist sehr viel mehr als ein paar Männer, die sich einen Spaß daraus machen, auch im Winter zu grillen. "Väterstolz", so der passende Name, entstand 2008 eigentlich als Integrationsprojekt, obwohl die meisten Väter in der Gruppe heute keinen Migrationshintergrund haben. Zuerst kam ein niederschwelliges Bewegungsangebot für Väter und ihre Söhne. "Zugegeben, der erste Kontakt entsteht meist über die Mütter", erzählt Stellmacher. "Viele kommen, weil ihre Frau es vorgeschlagen hat. Aber für Väter und ihre Söhne ist es unheimlich wichtig, gemeinsame Zeit miteinander zu verbringen."

Das sieht auch Guido Volkmar so: "In den Kindergärten sind die meisten Bezugspersonen Frauen, und auch zuhause behalten viele Familien die klassische Rollenverteilung bei. Aber toben, raufen, sich auch mal weh tun - das muss erlaubt sein", findet er. Volkmar war der "Urvater", wie er sich selbst gern bezeichnet, und Mitglied der ersten Stunde. Ein paar Wochen lang war er der Einzige, der mit seinen Söhnen zu den Treffen kam. "Aber wer Väterarbeit macht, muss verstehen, dass die grundlegend anders funktioniert als Angebote für Mütter oder die ganze Familie. Man braucht Zeit und Geduld, um Kontakt und Vertrauen aufzubauen", so Stellmacher. Die Geduld hatte er - und das Projekt wurde zum Selbstläufer. Irgendwann gab es die ersten Treffen ohne die Kinder, die Vätergruppe entstand. "Das ist hier kein psychologisches Angebot, wir machen keine Therapie", betont Stellmacher. "Wenn jemand Probleme hat, ob mit den Kindern oder in der Partnerschaft, kann er die in lockerer Atmosphäre ansprechen. Oft wissen dann die anderen Väter Rat und ich muss gar nicht aktiv werden. Und wenn es nichts zu besprechen gibt, schauen wir eben auch einfach mal Fußball."

Guido Volkmar hat über die Gruppe viele Freunde gefunden, sich im Stadtteil ein Netzwerk aufgebaut. "Nach dem Umzug ist es schon komisch", sagt er. "Wenn ich in Stockum einkaufen gehe, kenne ich niemanden. In Rath braucht man dafür ein paar Stunden Zeit, weil man immer Freunde trifft." Umso mehr freut er sich schon jetzt auf das Highlight eines jeden "Väterstolz"-Jahres: Den Wald in der Nähe von Warstein, wo die Väter und ihre Kinder traditionsgemäß für ein Wochenende ihre Zelte aufschlagen, Würstchen über dem Lagerfeuer brutzeln, die Natur genießen und den Alltagsstress Alltagsstress sein lassen. "Zelten auf Männerart" nennt Guido Volkmar das. Warum? "Naja, es gibt dort zwar eine Duschmöglichkeit - aber genutzt wird die nicht wirklich", sagt er und lacht.

(RP)
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