Rath Schreibwaren-Laden findet keinen Nachfolger

Rath · Bald müssen die Rather Füller, Papier und Hefte anderswo kaufen, denn das Ehepaar Schmitz schließt am Jahresende das Geschäft.

 Schweren Herzens geben Wilfried Schmitz und seine Frau Karin ihren Schreibwaren-Laden in Rath auf. 50 Jahre haben sie Kinder mit Heften, Stiften und Malkasten ausgestattet.

Schweren Herzens geben Wilfried Schmitz und seine Frau Karin ihren Schreibwaren-Laden in Rath auf. 50 Jahre haben sie Kinder mit Heften, Stiften und Malkasten ausgestattet.

Foto: julia brabeck

So ganz wollen es die Rather nicht glauben, dass Schreibwaren Schmitz wirklich schließen wird. Schließlich hatte Wilfried Schmitz schon vor zehn Jahren angekündigt, einen Nachfolger zu suchen. Seitdem hat er aber weiter zuverlässig mit seiner Frau Karin das Geschäft an der Westfalenstraße geführt. Ziemlich genau seit 50 Jahren steht das Ehepaar jeden Tag von morgens bis abends in dem 125 Quadratmeter großen Laden und bedient inzwischen die dritte Generation Kunden. Doch diesmal scheint sich Ehefrau Karin bei den Plänen durchgesetzt zu haben. "Ich wollte schon früher aufhören. Aber bis Ende des Jahres lassen wir jetzt wirklich das Geschäft allmählich auslaufen."

Bis dahin hoffen die beiden Schmitz noch, jemand geeigneten zu finden, der das Fachgeschäft weiterführen wird. "Schließlich steckt viel Herzblut drin, und eine endgültige Schließung würde uns schmerzen." Interessenten für die Geschäftsräume gebe es viele. Aber das Ehepaar, das über dem Geschäft wohnt, will gerne ein schönes Angebot für Rath schaffen. "Dönerläden, Obstgeschäfte und Frisöre haben wir schon reichlich." Zudem hätten Bewerber oft keine Vorstellung davon, wie viel Arbeit solch ein Laden machen würde. "Viele glauben, sie bräuchten nur verkaufen, und das ist es dann", sagt Karin Schmitz. Dabei würde das Ordern, Bezahlen und Einräumen der Ware sehr viel Zeit in Anspruch nehmen. Zumal es für fast jedes Produkt, von der Zirkelspitze bis zum Schultornister, viele Anbieter gebe.

"Fachmessenbesuche und die Laden-Dekoration haben mir immer sehr viel Spaß gemacht", sagt Karin Schmitz. Wichtig sei es dabei gewesen, auf die aktuellen Trends zu reagieren. "Die Kinder wissen ganz genau, welche Dinge und Motive gerade angesagt sind. Aktuell sein ist alles." Das trifft auch auf die Wünsche der Schulen und Lehrer zu. So haben Karin und Wilfried Schmitz immer vor Schuljahresbeginn die Materiallisten von den Schulen aus dem Umkreis erhalten, um die gewünschten Hefte, Ordner, Farbkästen und Füller rechtzeitig bestellen und vorrätig haben zu können.

Ausgestattet mit den langen Listen werden die nächsten Wochen wieder Eltern und Schulkinder den Geschäftsraum stürmen und die Ausstattung für den Schulbesuch vervollständigen. Dabei werden die beiden unermüdlich ihre Kunden beraten und etwa erklären, was sich hinter Bezeichnungen wie B4 bei Bleistiften (der Härtegrad) oder 3R bei Heften (die Größe und Art der Linierung) verbirgt. Mehrere Tausend Schulhefte werden über den Ladentisch gehen und viele hunderte Schulbücher wird Wilfried Schmitz mit einer speziellen Maschine passgenau einbinden. Für diesen Service stehen die Kunden schon einmal bis auf die Straße an.

"Das werde ich alles furchtbar vermissen - mein Beruf ist auch mein Hobby", sagt Wilfried Schmitz. Wenn er einmal mit seiner Frau für eine Woche verreist war, hatte er schnell Sehnsucht nach seinem Laden. Das Ehepaar ist sich einig: "Wir haben diesen Beruf immer sehr gerne gemacht, eigentlich nie einen Durchhänger gehabt. Das ist ein Segen und deshalb würden wir alles wieder so machen."

(brab)
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