Pempelfort/Derendorf Schulausflug durch die Kulturen

Pempelfort/Derendorf · Schüler des Friedrich-Rückert-Gymnasiums lernen die Vielfalt der Stadtteile kennen.

 Dirk Sauerborn hat mit Siebtklässlern des Friedrich-Rückert-Gymnasiums einen multikulturellen Stadtteilrundgang unternommen.

Dirk Sauerborn hat mit Siebtklässlern des Friedrich-Rückert-Gymnasiums einen multikulturellen Stadtteilrundgang unternommen.

Foto: andreas endermann

Am Ende des zweistündigen Stadtteilspaziergangs sind sich Arla Boushaki und Aisha Al-Samiri (beide zwölf) einig: Der Besuch in der Moschee an der Münsterstraße hat ihnen am besten gefallen. "Dort war alles so schön bunt", sagen die Gymnasiastinnen, die in die siebte Klasse am Friedrich-Rückert-Gymnasium gehen.

Seit diesem Jahr ist das Rather Gymnasium als Europaschule zertifiziert. Für die Jahrgangsstufe Sieben hat die Schule mit dem Kontaktbeamten des Polizeipräsidiums, Dirk Sauerborn (57), den ungewöhnlichen Stadtteilrundgang durch Pempelfort und Derendorf organisiert. Weil die Schülerschaft selbst multikulturell zusammengesetzt ist, sei der respektvolle Umgang miteinander für sie selbstverständlich, ihre "interkulturelle Kompetenz hoch, sagt Schulleiterin Dorothee Pietzko. Sauerborn, der bei der Polizei unter anderem für den Kontakt zu den muslimischen Gemeinden in der Stadt, zuständig ist, will ihnen nun den Blick für die interkulturelle Vielfalt öffnen.

55 Siebtklässler treffen sich mit ihm und ihren Lehrern an der Synagoge auf dem Paul-Spiegel-Platz. Hinein können sie leider nicht, die jüdische Gemeinde feiert ihr Neujahrsfest. Um die Ecke trifft die Gruppe zufällig auf Rabbiner Benzion Dov Kaplan, der ihnen dann ein paar Fragen beantwortet. Denn: "Ich führe selber solche Religionsrundgänge. Der Austausch zwischen verschiedenen Kulturen ist wichtig". In der evangelischen Kreuzkirche an der Collenbachstraße werden die Schüler von Pfarrerin Brigitte Brühn empfangen. Sie reden über die Gemeinsamkeiten von Christen, Muslimen und Juden. Auch als Brühn über die 107-jährige Geschichte der Kirche spricht, hören die Siebtklässler gespannt zu.

An der Münsterstraße bittet Dirk Sauerborn die Schüler, besonders aufmerksam auf die Geschäfte zu achten. "Gerade hier gibt es eine unglaubliche Vielfalt aus den verschiedensten Kulturkreisen," sagt er. Es riecht lecker, stellen die Siebtklässler fest. Aber neben den Döner-Läden wecken auch die russische Buchhandlung und ein lateinamerikanisches Geschäft ihr Interesse.

Insgesamt legen die Schüler an diesem Tag 2400 Meter zurück. Eine kurze Strecke, die durch verschiedene Welten führt. Sauerborn hat sie mit Bedacht gewählt, wie er auf dem Campus der Hochschule Düsseldorf erklärt. Früher einmal war hier der städtische Schlachthof, in dem Nationalsozialisten vor 70 Jahren Juden zusammentrieben, bevor sie in die Vernichtungslager deportiert wurden. "Wir müssen dafür sorgen, dass so etwas nicht noch einmal passiert", sagt Sauerborn: "Man muss endlich ohne Angst sagen können, welcher Religion man angehört, oder auch, dass man gar nichts mit Religion am Hut hat." Achtsamkeit, Wissen und Offenheit seien wirksame Mittel gegen den Hass.

Die Ditib-Moschee im ehemaligen Empfangsgebäude der Bahn am S-Bahnhof Derendorf ist die letzte Station des Rundgangs. Die Schuhe müssen draußen bleiben, bevor der Gebetsraum betreten werden darf - das ist für einige der Schüler ungewohnt. In dem großen, mit Teppich ausgelegtem Raum erfahren die Schüler, dass immer in Richtung Mekka gebetet wird. Die riesigen Kronleuchter, die Schriftzeichen an der Wand und die Farben beeindrucken die Schüler . Und auch Religionslehrer Christian Glasmeyer (35), ist beeindruckt: "Ich finde toll, dass die Klasse so viel Interesse zeigt."

(RP)
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