Pempelfort Kinder protestieren gegen Raser

Pempelfort · Die Matthias-Claudius-Grundschule liegt unmittelbar an der Prinz-Georg-Straße, wo Autofahrer sich nicht immer an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten. Eltern fordern die Einführung von Tempo 30. Die Chancen dafür stehen gut.

 Mit Plakaten und Luftballons fordern die Kinder der Matthias-Claudius-Schule ein Tempolimit.

Mit Plakaten und Luftballons fordern die Kinder der Matthias-Claudius-Schule ein Tempolimit.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Stolz hält die sechsjährige Rayen zusammen mit ihrer Freundin das Plakat mit der klaren Botschaft hoch: "Die Welt ist groß, die Kinder sind klein, hier soll Tempo 30 sein!" Gemeint ist die Prinz-Georg-Straße, wo Autofahrer gerne mal kräftig aufs Gaspedal treten und sich offenbar wenig daran stören, dass die Straße Teil des Schulweges von Rayen und mehr als 300 weiteren Kindern der Matthias-Claudius-Schule ist. Damit soll jetzt Schluss sein, finden nicht nur die Grundschüler, die gestern mit Plakaten und Luftballons, die sie in den Himmel steigen ließen, lautstark ihrem Protest Ausdruck verliehen.

Initiiert hat die Aktion die Elternpflegschaft. "Seit Anfang 2016 gibt es auf der Prinz-Georg-Straße eine Baustelle, seitdem herrscht Tempo 30, und vieles ist besser geworden. Wir fordern nun eine permanente Geschwindigkeitsreduzierung, denn auch wenn es im Bereich der Schule eine Ampel gibt: Die Anzahl der Rotlichtverstöße ist enorm, die Gefahr beim Überqueren der Straße für Kinder entsprechend hoch", sagt der Vorsitzende Carsten Pauli.

Die Unterstützung in der Schule für die Forderung sei sofort groß gewesen, aber auch Anwohner und Geschäftsleute hätten Solidarität gezeigt, sagt Pflegschaftsmitglied Anika Völkel. "Wir haben innerhalb von einer Woche fast 600 Unterschiften gesammelt, haben unsere Listen beim Metzger, Bäcker oder im Kiosk ausgelegt. Die Resonanz war riesig."

Die Unterschriften wurden gestern an Bezirksbürgermeisterin Marina Spillner übergeben, und die hat ein offenes Ohr für den Vorschlag der Eltern. "Wir haben schon 2015 einmal den Versuch unternommen, Tempo 30 für den Bereich von der Stockkamp- bis zur Rochusstraße einzuführen, damals hat die Verwaltung das mit dem Hinweis auf die verkehrliche Bedeutung der Straße abgelehnt." In der Sitzung des Ordnungs- und Verkehrsausschusses am kommenden Mittwoch will die Ampel einen erneuten Vorstoß wagen, dem sich nach Ansicht von Spillner dieses Mal auch keiner verschließen wird. "Erst mal nur probeweise für drei Monate, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass nach den positiven Erfahrungen seit dem Beginn der Baustelle das dann später noch jemand wieder zurücknehmen will."

Denkbar, dass Tempo 30 mittelfristig in beiden Fahrtrichtungen eingeführt wird, die jeweils zwei Straßenspuren sind in der Mitte durch die Düssel getrennt. Zunächst ist nur an eine Geschwindigkeitsreduzierung auf dem der Schule zugewandten Abschnitt gedacht. "Wir sprechen hier von einem Stück von knapp 120 Metern", sagt Pauly, der beobachtet hat, dass, wer um die 70 fährt, auf der Prinz-Georg-Straße auch noch mit einer grünen Welle "belohnt" wird. Auch der Bezirksbeamte Robert Temmer hat die Gefahr längst erkannt, ist täglich freiwillig zu Schulbeginn an der Prinz-Georg-Straße anzutreffen, um allein schon durch seine Präsenz Autofahrer zu disziplinieren. "Das Risiko für Kinder hier ist allgegenwärtig", sagt der Polizist.

Nicht zuletzt Schulleiterin Hella Büscher würde das Tempolimit sehr begrüßen. "Wir werden nächstes Jahr wohl vierzügig, dann sind insgesamt um die 400 Kinder betroffen. Seit die Baustelle dazu führt, dass die Autos langsamer fahren, hat auch der Verkehrslärm stark abgenommen", erzählt die Direktorin.

"Hier hätte auch ihr Kind laufen können!" Zwei Jungs halten ein weiteres, in der Kunst AG angefertigtes Plakat hoch. "Am besten wäre Tempo 10. Oder gar keine Autos mehr", sagt einer etwas übermütig. So weit wird es wahrscheinlich nicht kommen, aber so wie Anika Völkel denken viele rund um die Prinz-Georg-Straße: "Von Tempo 30 würde nicht nur die Schule, sondern das ganze Viertel hier profitieren, das hat die Zeit der Baustelle bewiesen."

(RP)
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