Bürgermonitor aus Düsseldorf Kein Umsteigen mit Kurzstrecken-Ticket

Pempelfort · Früher ist Karin Illmann mit der günstigsten Fahrkarte von Pempelfort bis in die Innenstadt gekommen. Inzwischen muss sie dafür 2,70 Euro bezahlen. Auf Nachfragen bei der Rheinbahn hat sie lange keine Antwort erhalten.

 Jahrelang konnte Karin Illmann mit einem Kurzstrecken-Ticket umsteigen. Jetzt muss sie dafür die Preisstufe A wählen.

Jahrelang konnte Karin Illmann mit einem Kurzstrecken-Ticket umsteigen. Jetzt muss sie dafür die Preisstufe A wählen.

Foto: andreas bretz

Nicht weit hat es Karin Illmann von ihrer Wohnung an der Eulerstraße bis zu den Haltestellen Dreieck und Münsterplatz, ein paar Minuten zu Fuß, gut angebunden fühlt sich die 64-Jährige aber nicht. Zumindest seit der Änderung, dass sie mit dem Kurzstrecken-Ticket nicht mehr umsteigen darf. Bis zum Sommer 2016 ist Illmann gerne von der Station Dreieck über die Venloer bis zur Nordstraße gefahren und von dort aus mit der U-Bahn bis Heinrich-Heine-Allee - um in der Innenstadt bummeln zu gehen, ein paar Besorgnungen zu erledigen, um einen Kaffee zu trinken.

Für drei Stationen oder 1,5 Kilometer ist ein Kurzstrecken-Ticket gültig (1,60 Euro), mit dem Karin Illmann früher gefahren ist. Heute müsste sie Preisstufe A wählen, dafür satte 1,10 Euro drauflegen, um von Pempelfort in die Innenstadt zu kommen. Alternativ könnte sie auch laufen bis zur Nordstraße und dort das Kurzstrecken-Ticket lösen. "Für die eine Station muss ich dann aber auch keine 1,60 Euro mehr zahlen", meint die 64-Jährige.

Wenn sie dann am Wochenende auch noch mit ihrem Mann zusammen unterwegs ist, zum Beispiel auf dem Carlsplatz zum Einkaufen, dann kostet die Fahrt in die Innenstadt und zurück für beide zusammen 10,20 Euro im Viererticket. Für dieses Geld laufen die beiden lieber, "für 10,20 Euro kann man sein Auto auch relativ lange in ein Parkhaus stellen", meint die 64-Jährige, und zwischendurch auch noch schnell seine Tüten im Wagen deponieren. "Nicht gut für die Umwelt, ich weiß das", sagt Illmann. "Aber der VRR anscheinend nicht."

Drei Mal hat Karin Illmann schon den Kundenservice der Rheinbahn angeschrieben - erstmals im Dezember 2016 - und keine Antwort erhalten. Dabei hat sie viele Jahre sogar ein Abo bei der Rheinbahn gehabt, "schon als Studentin". Als ihre Tochter klein war, fuhr Illmann mit Bus und Bahn, als ihre Mutter krank war auch, zu Freunden und zum Arzt. Vor fünf Jahren schließlich kündigte Illmann, "jedes Jahr werden die Preise erhöht", sagt sie, "wieso kann man sie nicht mal senken oder wenigstens einfrieren?", fragt Illmann. Stattdessen baue die Rheinbahn teure Ledersitze ein, "aber wer braucht diesen Komfort, keiner ist für Stunden mit der Straßen- oder U-Bahn unterwegs". Und schließlich würden vor allem Senioren benachteiligt, die nicht ganz so geübt im Umgang mit dem Smartphone sind - ein Beispiel dafür sei das Happy-Hour-Ticket.

Dass Karin Illmann sauer ist, kann man bei der Rheinbahn nur bedingt verstehen. "Dass sie keine Antwort bekommen hat, tut uns total leid", sagt Sprecher Georg Schumacher. Auf jeden Einwand versuche das Unternehmen auch eine Rückmeldung zu geben. Dass die Pempelforterin sich aber über die Ledersitze beschwert, "da müssen wir klar gegenhalten", sagt Schumacher, weil die Ledersitze länger haltbar seien "und andere Sitze auch kosten". Die steigenden Fahrpreise erklärt er mit den steigenden Kosten im Unternehmen. Eine VRR-weite Entscheidung sei es gewesen, das Umsteigen auf der Kurzstrecke abzuschaffen, "die auch politisch mitgetragen wurde", so Schumacher, auch wenn es für Karin Illmann ein Komfortverlust sei.

Das Handy-Ticket schließlich bringe sehr viele Vorteile mit für das Verkehrsunternehmen, "der Vertriebsweg ist simpel, die Kosten für uns sind niedrig", sagt der Sprecher, deswegen sollen auch jene davon profitieren, die es nutzen. "Man kann nicht alle Schnäppchen und Angebote mitnehmen", so Schumacher. Eine Änderung wird es vorerst nicht geben beim Kurzstrecken-Ticket, um das es Karin Illmann vorrangig gegangen ist. "Das sind VRR-weite Spielregeln", sagt Schumacher, der ein Monats-Abo empfiehlt, das Ticket 2000 für 53,98 Euro, mit dem Illmann nach 9 Uhr fahren und ab 19 Uhr sogar noch einen Erwachsenen und bis zu drei Kinder mitnehmen kann.

Immerhin: Eine Mail ist an Karin Illmann in der Zwischenzeit rausgegangen. Auf ihr Problem mit dem Kurzstreckenticket wird darin aber kaum eingegangen.

(RP)
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