Pempelfort Flöns-Maultaschen aus Pempelfort

Pempelfort · Fridl Querling ist ein waschechter Schwabe, der über Köln den Weg nach Düsseldorf gefunden hat. Hier fühlt er sich wohl, nur eines hat er vermisst: Maultaschen. Die produziert er nun selbst.

Fridl Querling demonstriert für das Foto, wie er die Maultaschen zubereitet. Das macht er sonst natürlich nur in der Großküche in Unterrath.

Fridl Querling demonstriert für das Foto, wie er die Maultaschen zubereitet. Das macht er sonst natürlich nur in der Großküche in Unterrath.

Foto: marc ingel

Fridl Querling ist das, was man gemeinhin als Urschwabe bezeichnen würde. Seine heutige Frau lernte er vor 20 Jahren aber ausgerechnet im Kölner Karneval kennen. Also zog er der Liebe wegen zunächst in die Domstadt, in Düsseldorf gefiel es der Familie aber bald besser. Das ist nun 16 Jahre her. Der Akzent schimmert immer noch durch, auch wenn Querling behauptet, er spreche glockenklares Hochdeutsch.

"Ich habe den Wechsel jedenfalls gut verkraftet", sagt der 47-Jährige, auch wenn dem begeisterten Radfahrer ein wenig die Hügel fehlen. Und auf noch etwas musste er lange Zeit verzichten: vernünftige Maultaschen. Dann mache ich sie eben selbst, dachte er sich, so wie damals im heimischen Winnenden, als er mit Freunden mehrmals im Jahr zur Tat schritt. "Dabei gab es jede Menge zu tun und auch viel zu trinken. Am Ende des Tages konnte dennoch jeder ein paar Tütchen Maultaschen mit nach Hause nehmen - zu Fuß natürlich", erzählt Querling.

Diese schöne Tradition, für Freunde und Bekannte ein paar Mal im Jahr frische Maultaschen herzustellen, wollte er auch in Düsseldorf wieder einführen. Die Zutaten bekam er alle direkt vor der Haustür beim rheinischen Bauernmarkt am Kolpingplatz. Dort hatte Querling, der hauptberuflich beim Werkzeughersteller Hilti im Vertrieb arbeitet, dann auch mal einen Gastauftritt. "Ich habe innerhalb weniger Stunden 80 Kilogramm Maultaschen verkauft, das lief wie geschnitten Brot", blickt der Pempelforter heute noch erstaunt zurück.

Konsequenz: Fridl Querling meldete ein Gewerbe an, informierte seinen Arbeitgeber über den Nebenverdienst, besorgte sich in Unterrath eine Großküche, die er zeitweise nutzen kann, und gründete die Marke "Fridl's Maultaschen". Er betrachtet das nach wie vor als netten Zeitvertreib. Als sehr aufwendigen allerdings: Einkauf, Zubereitung in hoher Stückzahl, auf Bestellung und natürlich per Hand, Verpackung, Etikettierung, Vertrieb über das Internet, Ausgabe an die Kunden (bisher um die 150) zu festgesetzten Terminen. "Das dauert", bestätigt der schwäbische Hobby-Koch. Günstig sind seine Maultaschen auch nicht gerade: 8,50 Euro pro 0,5 Kilogramm-Packung. "Dafür ist alles frisch zubereitet, wer es billiger haben will, kann ja in den Discounter gehen", sagt Querling selbstbewusst. Und da sich trotzdem schnell Erfolge einstellten, ließ er seine Fantasie ein wenig spielen. Der Schwabe kreierte Flöns-Maultaschen ebenso wie eine Veggie-Variante. Im Herbst gibt es Wild-Maultaschen, und auch von einer süßen Weihnachts-Überraschung mit Backpflaumen träumt er schon.

Als Geheimtipp haben sich aber vor allem die Flöns-Maultaschen etabliert - mit Blutwurst, Röstzwiebeln und ABB-Senf, "mit viel Liebe gemacht", betont der 47-Jährige, der darüber nachdenkt, sich seine kulinarische Erfindung schützen zu lassen. Er will seine schwäbisch-rheinischen Spezialitäten am kommenden Samstag beim Schwerinstraßenfest (11-18 Uhr) in Pempelfort im Café Mutt's (Ecke Pfalzstraße) anbieten.

Die Geschichte von Fridl Querlings Großmutter, die jeden Samstag nach dem Rezept ihrer eigenen Großmutter schwäbische Maultaschen gemacht hat, kann man glauben, muss es aber sicher nicht. "Das Rezept für Maultaschen ist bekannt, das ist kein Hexenwerk", räumt er ein. Überliefert und verbrieft ist jedoch, dass die Schwaben ihre Leibspeise gerne "Hergottsbscheisserla" nennen. "Weil das Fleisch, das man in der Karwoche eigentlich nicht zu sich nehmen darf, in einem Mäntelchen aus Teig versteckt wurde", erklärt der Maultaschen-Experte.

(RP)
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