Mangelnde Transparenz bei Spenden Die Wahrheit des Herrn Beckmann

Pempelfort · Der Cellist hat im Schumann-Saal das vorletzte Konzert seiner aktuellen Tour gegeben. Und nahm dort Stellung zu der Debatte um das Finanzgebaren seines Vereins "Gemeinsam gegen Kälte".

 Thomas Beckmann und seine Frau Kayoko spielten am Oster-Wochenende zweimal im Schumann-Saal.

Thomas Beckmann und seine Frau Kayoko spielten am Oster-Wochenende zweimal im Schumann-Saal.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Es ist ein warmer Ostersonntag, wie geschaffen für einen Spaziergang durch den Hofgarten, und vielleicht liegt es auch daran, dass eher wenige Spaziergänger an diesem Nachmittag abbiegen zum nahen Robert-Schumann-Saal im Museum Kunstpalast. Rund 300 Musik-Fans wollen Thomas Beckmanns Cello-Konzert hören, in den Saal passen 800. Auf die Frage, ob vielleicht einige Anhänger misstrauisch geworden sind angesichts der Debatte um das Finanzgebaren seines Vereins "Gemeinsam gegen Kälte" wird seine Frau, die Pianistin Kayoko, später bedächtig nicken. Beckmann hingegen schüttelt entschlossen den Kopf: "Ich führe das auf den Feiertag zurück", sagt er.

Dennoch beschäftigt ihn die Diskussion bei den beiden Oster-Auftritten in Düsseldorf - immerhin die ersten in seiner Heimatstadt, seit die Diskussion um den Verein begonnen hat. Ihm wird vorgeworfen, dass ein zu geringer Teil der Spenden bei Projekten gegen Obdachlosigkeit ankomme. Auch mangelnde Transparenz des Vereins wurde beklagt. Gleich nach dem ersten Stück greift der Cellist zum Mikrofon: "Guten Abend, liebe Freunde", sagt er, und diesen Freunden will er in die Augen sehen, bittet um helleres Licht im Saal. Eigentlich habe er erst am Ende des Konzertes etwas sagen wollen: "Aber wer kann schon befreit aufspielen, wenn diese Dinge nicht erklärt sind."

Das macht er dann, legt seine Wahrheit dar, anfangs stockend, dann schneller, hastig. Dem Verein werde vorgeworfen, dass von 177.000 Euro Spenden nur 24.000 an Obdachlose gegeben worden seien. "Die Zahlen an sich stimmen", gibt Beckmann zu. Doch müsse man sehen, in welches Verhältnis sie gesetzt worden seien. Acht Tage nach dem zu Grunde liegenden Stichtag seien 45.000 Euro an die Flüchtlingshilfe Neuss übergeben worden - ein unglückliches Timing, sagt er. Auch habe man 2015 die Tournee vorfinanzieren müssen: "Und die Ergebnisse kommen erst jetzt raus."

Der Musiker spricht über Unterstützung auch für andere Hilfebedürftige, etwa über das Café Grenzenlos, über Arbeitsplätze für frühere Langzeitarbeitslose in seinem Verein. Er rechnet vor, wie die Organisationen durch seine Konzerte auch zusätzliche Spenden einwerben, wechselt rasch von Punkt zu Punkt. "Es war ein bisschen viel auf einmal", wird anschließend einer im Publikum sagen. Auch zum Streit um seine Wohnung im Schumann-Haus nimmt Beckmann Stellung. Er wolle dort wohnen bleiben und verhindern, dass das historische Gebäude kernsaniert werde. "Ein solches Haus muss restauriert werden, Balken für Balken." Für die kleine Sammlung sei später im ersten Stock genug Platz. Kein tosender, aber freundlicher Applaus am Ende. Dann tauscht Beckmann das Mikro rasch wieder gegen den Bogen, Vivaldis Sonate in E-Moll ist dran, er spielt konzentriert.

In der Pause sind Beckmanns Worte Thema bei den Konzertbesuchern. Viele äußern sich zurückhaltend, sagen, sie wüssten nicht viel darüber, aber der Mann leiste doch viel Gutes. Dass er Stellung bezogen hat, finden sie richtig. "Ich habe natürlich erwartet, dass er heute etwas sagt", sagt etwa Ursula Kuhlmann, Den Wahrheitsgehalt der Zahlen könne man freilich so spontan nicht beurteilen, fügt ihr Mann Peter hinzu. "Aber wir würden Herrn Beckmann nicht zutrauen, krumme Dinge zu machen." Das tut auch Frank Sportolari, Deutschlandchef von UPS, nicht, der heute in der ersten Reihe sitzt. Sein Unternehmen unterstützt den Verein seit Jahren. "Thomas Beckmann kämpft überall in Deutschland gegen die Obdachlosigkeit. Es tut mir leid, dass er so ins Gespräch gekommen ist." Sportolari bekräftigt, dass UPS den Verein dabei unterstützen will, effizienter zu werden.

Beckmann sieht nach dem Konzert müde aus. Aber er gibt sich erleichtert: "Ich konnte die Dinge einmal so sagen, wie sie sind", sagt er.

(RP)
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