Pempelfort Der Spiele-Erklärer

Pempelfort · Tobias Franken erklärt und rezensiert Brettspiele auf einem YouTube-Kanal. "Brettspiel-Hero" hat nach einem Jahr knapp 1300 Abonnenten.

 Tobias Franken testet meist komplexe Gesellschaftsspiele, anschließend erklärt und rezensiert er die Brettspiele auf seinem YouTube-Kanal "Brettspiel-Hero".

Tobias Franken testet meist komplexe Gesellschaftsspiele, anschließend erklärt und rezensiert er die Brettspiele auf seinem YouTube-Kanal "Brettspiel-Hero".

Foto: hans-jürgen bauer

Natürlich hat Tobias Franken auch jene Zeit durchlebt, als die Spiele-Konsole für ihn so etwas wie der Mittelpunkt des Lebens war. Er mag halt Spiele. Aber das war nur eine Phase. Denn er hat sich ziemlich schnell wieder an den Sinn von "Gesellschaftsspielen" erinnert, "und von Gesellschaft, dem Zusammentreffen mit anderen Menschen, kann dabei ja wohl kaum die Rede sein", sagt Franken, der die direkte Kommunikation ebenso vorzieht wie die geistige Beanspruchung, statt bei Ballerspielen abgestumpft vor dem PC zu hocken. Ein einschneidendes Erlebnis hatte er bereits mit zwölf Jahren, als der heute 38-Jährige "Die Siedler von Catan" spielte. Seitdem liebt Franken Brettspiele, und diese Liebe hat sich im Verlauf der Jahrzehnte weiter gesteigert.

Seit rund einem Jahr hat Tobias Franken auf YouTube einen eigenen Kanal. Das kommt gut an in der Szene, "Bettspiel-Hero" hat bereits annähernd 1300 Abonnenten. Dort erklärt und rezensiert der Grafik-Designer im Lebensmittelgroßhandel neue, zumeist komplexe Gesellschaftsspiele. Spielt er sie komplett durch, kann das schon mal bis zu einer Stunde dauern. Neuerdings versucht er, die Regeln von Neuerscheinungen in fünf Minuten zu erläutern, dann folgt das ausführlichere Fazit. Natürlich nutzt Franken auch Facebook als Multiplikator.

Beim ersten Brettspiel-Event, das er kürzlich in der Fuchsjagd in Eller organisierte (wo jeden Montag ein Spiele-Treff stattfindet), kamen mehr als 200 Interessierte, um sich über Neuheiten zu informieren und bei einem kleinen Turnier teilzunehmen. Keineswegs nur Nerds, auch viele Frauen und Kinder ließen sich begeistern, sogar eine ältere Dame wollte sich das nicht entgehen lassen. "Sie sagt, das halte sie geistig fit. Ein Zehnjähriger wurde bei dem Turnier Dritter. Und genau darum geht's: Bei Brett- und auch bestimmten Kartenspielen muss man das Gehirn benutzen, rechnen, kombinieren, mehrere Vorgänge im Kopf abwägen - und es fördert auch noch den Familiensinn", zählt Franken auf. Die jährliche Spielmesse in Essen ist für Brettspiel-Anhänger die wichtigste Plattform, sich auszutauschen. Rund 1000 neue Spiele werden dort ab dem 26. Oktober wieder vorgestellt. Dabei den Überblick zu behalten, ist so gut wie unmöglich, wer "Brettspiel-Hero" verfolgt, ist aber auf jeden Fall bestens informiert. Schlechte Spiele zerreißt Franken nicht, lässt sie stattdessen links liegen und rezensiert sie gar nicht erst. Er nimmt seine Filme mit der Videokamera in seinem Handy auf, Geld verdient er mit seinem Hobby ohnehin nicht. "Das höchste der Gefühle ist es, wenn ein Verlag mir mal ein Spiel kostenlos zukommen lässt. Ich will ja unabhängig bleiben, mich nicht manipulieren lassen", sagt der Pempelforter, der jeden Tag für seinen Kanal arbeitet. Die Freundin spielt zum Glück mit.

Um die 100 Brettspiele befinden sich in seinem Besitz, Langzeit-Favoriten mit hohem Wiederspielwert oder eben Neuheiten, "mehr kann kein Mensch spielen", sagt Franken, der ausrangierte Spiele lieber verkauft. Zu seinen Top drei gehören folgende Brett- und Kartenspiele: "Blood Rage", ein Area-Control-Spiel, bei dem bis zu vier Mitspieler versuchen müssen, ihrer Wikinger-Armee mit der besten Strategie einen Platz in Walhall, der Ruhmeshalle der Götter, zu sichern; "Pandemic Legacy" - die bis zu vier Spieler führen durch ständige neue Entscheidungen Veränderungen auf dem Brett herbei und können so die Welt vor einer Seuche retten; "Terraforming Mars" - durch geschicktes Karten-Management können die bis zu fünf Mitspieler Leben auf dem Mars ermöglichen.

(RP)
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