Düsseldorf-Oberkassel Studentin malt die Welt auf Hotel-Garagentore

Oberkassel · Für ihr Examen gestaltet Klaudia Wrobel die Garagen des Hotels Arosa in Oberkassel. Ihre Bilder werden von Hotelgästen und vielen Passanten bestaunt.

 Klaudia Wrobel ist mit dem dritten Garagentor beschäftigt, auf dem sie den Kontinent Asien verewigt.

Klaudia Wrobel ist mit dem dritten Garagentor beschäftigt, auf dem sie den Kontinent Asien verewigt.

Foto: Andreas Bretz

Anton und Sigurd staunen über die Zeichnungen auf den Garagentoren des Hotels Arosa an der Sonderburgstraße. "Das sind vier Kontinente unserer Welt", klärt sie die Mutter auf. Designstudentin Klaudia Wrobel, die gerade das letzte Tor bearbeitet, stört das nicht. Im Gegenteil, sie lächelt, freut sich über das Interesse, das ihre ungewöhnliche Arbeit hervorruft. "Nebenan ist eine Kinderarztpraxis. Deshalb gibt es hier viele Kinder, die wissen wollen, was ich hier mache." Den Verdacht, dass es sich um Graffiti handeln könnte, zerstreut Klaudia Wrobel sofort. "Ich spraye nicht, ich zeichne mit Edding-Stiften."

Die Oberkasseler Aktion sei ein Teil ihrer Abschlussarbeit fürs Examen an der Kölner Design-Akademie (KDA). Ihre Bilder werden nicht nur von Kindern, sondern auch von Hotelgästen und vielen Passanten bestaunt. Ein Nachbar verzichtet sogar auf die Nutzung seiner gemieteten Garage. "Er stellt sein Auto, so lange ich hier arbeite, auf der Straße ab", sagt sie mit strahlendem Lächeln.

"We are all different - we are all the same" (Wir sind alle unterschiedlich - wir sind alle gleich) hat sie als Motto gewählt. Es zieht sich in großen Buchstaben vom ersten bis zum vierten Garagentor, so dass die Worte erst am Ende einen Sinn ergeben. Auf diese Art Aufmerksamkeit oder gar Spannung zu erzeugen, darauf kann die angehende Gestalterin, die schon als kleines Kind von Bleistiften fasziniert war, aber verzichten. Denn allein ihre Bilder, die wie Malerei anmuten und die sie mit leichter Hand auf das wellige Blech gezeichnet hat, sind mehr als nur einen Blick wert: Der amerikanische Kontinent macht den Anfang auf dem ersten Tor. Neben einer Silhouette des südlichen Teils ist die Künstlerin Frida Kahlo mit ihren dichten Augenbrauen und den Blütenkranz im Haar abgebildet, daneben weisen Bandoneon und Tropengewächse auf das lateinamerikanische Land hin. Das zweite Tor ist Afrika, den Urvölkern und der exotischen Tierwelt gewidmet. Auch dieser Kontinent ist gleich an seinem Umriss zu erkennen. Eine Japanerin im Kimono, von Blüten und Vögeln umgeben, ist auf dem dritten Tor zu entdecken. Und Ozeanien mit Australien im Mittelpunkt ist auf dem vierten Tor dargestellt, wobei ein Surfer im Fokus steht. "Ich war dort, habe mit dem VW-Bus die Gegend erkundet." Auch auf Reisen nach Thailand und Singapur sei sie den Spuren der Kultur nachgegangen.

Seit einem Monat arbeitet die Studentin an den Garagentoren, wenn das Wetter es zulässt. "Schwierig war, den alten blauen Anstrich zu entfernen, um die Grundierung für meine Bilder aufzutragen." Die Motive habe sie, passend zum Hotel und seinen internationalen Gästen, mit den Inhabern, der Familie Sonnenschein, abgesprochen. "Ich kenne die Familie schon lange", erklärt sie ihre Beziehung zu Oberkassel. Denn sie wohne in Vennhausen. Für ihre Examensarbeit zeichnet sie aber nicht nur, sondern macht jede Minute ein Foto vom Fortschritt ihrer Arbeit. "Am Ende füge ich sie zu einem Video zusammen und dokumentiere so meine Kunst-Aktion." Sie ist auch in Oberkassel kein flüchtiges Erlebnis. Denn die rot-schwarze Welt auf den Garagentoren bleibt erhalten. "Die Bilder sind wetterfest", versichert sie.

Wie es nach dem Examen weitergeht, weiß Klaudia Wrobel noch nicht. "Ich denke darüber nach, mich bei Werbeagenturen oder Illustratoren in Düsseldorf und Umgebung zu bewerben." Vielleicht gehe sie aber auch nach Stuttgart, denn dort wohne ihr Freund.

(RP)
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