Oberkassel Letzte Stunde für alte Rheinbahnhäuser

Oberkassel · Die Düsseldorfer Wohnungsgenossenschaft (DWG) will die Altbauten abreißen und neue Wohngebäude errichten.

 Die Doppelhäuser an der Hansaallee wurden vor 100 Jahren von der Rheinbahn für ihre Angestellten gebaut. Sie sind zum Abriss freigegeben.

Die Doppelhäuser an der Hansaallee wurden vor 100 Jahren von der Rheinbahn für ihre Angestellten gebaut. Sie sind zum Abriss freigegeben.

Foto: Andreas Bretz

Die etwa 100 Jahre alten Wohnhäuser an der Hansaallee, in denen früher Rheinbahnangestellte ihr Zuhause hatten, wird es bald nicht mehr geben. Die Mieter sind längst ausgezogen, die einst stolzen beschaulichen Doppelhäuser machen einen heruntergekommenen Eindruck. In den nächsten 14 Tagen werden die Bagger anrollen, um sie abzureißen und so Platz zu schaffen für neue Wohngebäude.

Nicht alle sind mit dem Abriss einverstanden, hätten es lieber gehabt, wenn sie saniert worden wären. "Muss denn alles mit dem trendigen, immer gleichen Beton-Neoklassizismus zugebaut werden?", fragt Iko Tönjes und bezieht sich auf den Belsenpark, der an die ehemaligen Gärten der alten Rheinbahnwohnhäuser grenzt. Seine Anfrage beim Denkmalschutz habe ergeben, dass die Arbeiterwohnhäuser zwar ein malerisches Äußeres hätten, aber wegen ihrer schlichten Ausstattung nicht denkmalwürdig einzustufen seien.

Tönjes: "Schade, dass wieder ein interessantes Zeugnis aus der Geschichte Oberkassels verloren geht." Siegfried Hanten teilt diese Meinung und ergänzt: "Es ist einfach nur deprimierend, dass drauf losgebaut wird, ohne auf die Baugeschichte des Stadtteils Rücksicht zu nehmen."

Die Bürger werden aber nicht zum Bauvorhaben gehört. Denn eine Bürgeranhörung ist nur dann erforderlich, wenn ein Bebauungsplan erstellt wird. Weil es für das ehemalige Rheinbahngründstück und auch für das benachbarte Grundstück von Holz Brockmann aber keinen gibt - beim Bau des Belsenparks war dieser Teil des Areals aus dem Bebauungsplan ausgeklammert worden - wird nach Paragraf 34 gebaut. Das bedeutet, der Neubau muss sich in die Umgebung einfügen. Laut Verwaltung passe er sich in seinen Abmessungen, seiner Geschossigkeit, Länge und Bauform in die vorherrschende Bestandsbebauung ein. Darüber hinaus orientiere er sich an der städtebaulichen Gestaltung des Belsenparks.

In einem ersten Bauabschnitt sind 46 Mietwohnungen vorgesehen, 14 davon werden öffentlich gefördert. Kürzlich haben die linksrheinischen Bezirksvertreter einen entsprechenden Bauantrag für das viergeschossige Mehrfamilienhaus plus Staffelgeschoss, 48 Stellplätzen in der Tiefgarage und 60 oberirdischen einstimmig beschlossen. Weil 16 satzungsgeschützte Bäume gefällt werden müssen, regten die Grünen an, die Tiefgarage eventuell kleiner zu bauen, um mehr Bäume pflanzen zu können. Auch in den Vorgärten sollten Ersatzpflanzungen vorgenommen werden. Bauherr ist die Düsseldorfer Wohnungsgenossenschaft (DWG), die zunächst den Abriss der Altbauten vornehmen will. "Mit dem Neubau beginnen wir aber nicht mehr in diesem, sondern erst Anfang nächsten Jahres", sagt Vorstandssprecher Heiko Leonhard. In einem zweiten Bauabschnitt plant die DWG 18 Eigentumswohnungen Richtung Sparkassenfiliale (das Gebäude bleibt erhalten) am Heerdter Sandberg. Leonhard: "Im November werden wir dafür den Bauantrag einreichen."

(RP)
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