Oberkassel Landmaus besucht die Stadtmaus

Oberkassel · Der Oberkasseler Bernward Müller und sein Freund der Maler und Illustrator Horst Kriese haben die alte Fabel um die unterschiedlichen Lebensbedingungen zweier Mäuse wiederbelebt.

 Bernward Müller hat die alte Fabel neu erzählt.

Bernward Müller hat die alte Fabel neu erzählt.

Foto: Andreas Bretz

Mancher rieb sich verwundert die Augen, als er das Buch "Die Stadtmaus und die Landmaus" in einer Buchhandlung entdeckte. Schlagartig war die Kinderzeit wieder lebendig, kreisten die Gedanken um einen Film, der vor Jahrzehnten in der Schule gezeigt worden war und einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen hatte. Denn die Geschichte um den sympathischen Mäuserich Anton, der sein Bündel schnürt, um seinen Vetter in der Stadt zu besuchen und dabei viele Abenteuer zu bestehen hat, ließ bei Generationen die Kinderherzen höher schlagen. Jetzt können die einen in Erinnerungen schwelgen, die anderen die liebenswerte Mäusegeschichte, die der griechische Fabeldichter Äsop um 600 v. Chr. verfasst hatte, neu erleben.

Der Oberkasseler Bernward Müller und der ebenfalls in Düsseldorf lebende Maler, Illustrator und Werbedesigner Horst Kriese haben Äsops Fabel von den beiden Mäusen mit den unterschiedlichen Lebensbedingungen in die Jetztzeit geholt und neu erzählt. Zwölf nostalgisch anmutende Farbtafeln und zahlreiche, in den Text eingestreute Zeichnungen ergänzen das 45 Seiten starke Büchlein. "Von Kind an habe ich Lust zum Fabulieren", sagt Müller, der sein Talent als Texter und Creative-Direktor deutscher und internationaler Werbeagenturen ausleben konnte. Anfangs war Kriese sein Kollege, später wurde er sein Freund. Beide hatten neben dem Beruf immer wieder gemeinsam Bildbände kreiert: Einer malte, der andere textete. Meist für den Privatgebrauch.

Ernst wurde es, als Müller schwer erkrankte und er die zahlreichen Krankenhausaufenthalte überbrückte, in dem er sich in die Märchenwelt der Kinder versetzte. "Ich hatte eine Neuauflage der Grimmschen Märchen im Sinn", erinnert sich Müller. Sein Freund Kriese hatte da schon in aufwendigen Ölbildern die alte Mäusegeschichte aufleben lassen. "Ich war von den Bildern gleich überzeugt", sagt Müller. "Sie sprachen meine nostalgische Seele an."

So setzte er sich an den Computer in seiner Oberkasseler Wohnung und schrieb sich in eine Wohlfühlwelt, wenn auch mit ernstem Hintergrund. Denn den Mäusen geht es wie den Menschen. Die einen machen sich ein schönes Leben, die anderen arbeiten bis zur Erschöpfung - wie Mäuserich Anton, der sich auf dem Land abrackern muss. Seinem dekadenten Cousin Pasquale geht es scheinbar besser, hat er sich doch in einer Speisekammer einer städtischen Villa eingenistet. Allerdings muss er ständig auf der Hut vor Katzen und der resoluten Köchin sein. Nichts für Anton, der seinen Besuch bei der Stadtmaus in schlechter Erinnerung behalten wird. Gejagt von riesigen Katzen gerät er in große Not und wird von Pasquale und seiner Clique im Stich gelassen. Anton hat nur noch einen Gedanken: "Bloß weg hier aus diesem Mäuseschlaraffenland." Froh kehrt er in sein ärmliches, aber friedliches Landleben zurück. "Denn da gehöre ich hin, da bin ich zu Hause." Er heiratet seine Nachbarin Helga und bekommt 476 Kinder.

Wie es weitergeht? Das erzählen Müller und Kriese demnächst in einer Fortsetzung des Mäusebuches.

(RP)
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